Seligsprechung Eduard Profittlich

Sterben für Christus

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Schwarz-Weiß-Foto eines sitzenden Mannes
Nachweis

Foto: ECE-Provinz SJ, Sign. 800

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Dieses Foto Eduard Profittlichs ist wohl um 1941 aufgenommen worden. 

Der Märtyrer Eduard Profittlich, erster Titularbischof von Estland, wird am 17. Mai seliggesprochen. Der Jesuit wirkte auch zwei Jahre in Hamburg.

„Gewaltig“ nennt Philippe Jourdan, Bischof von Tallinn, die Bedeutung der Seligsprechung von Eduard Profittlich. Entsprechend findet sie in großem Rahmen am 17. Mai auf dem Rathausplatz der estnischen Hauptstadt statt. „Es ist die erste Seligsprechung in der estnischen Geschichte“, erklärt Jourdan. Er sei sehr erfreut darüber, dass dazu auch die christlichen Brüder der evangelisch-lutherischen und der orthodoxen Kirche kämen und anschließend an einem Gedenken für alle Opfer sowjetischer Gefangenschaft teilnähmen. „Denn Erzbischof Profittlich blieb damals freiwillig in Estland und teilte dieses tragische Schicksal so vieler Esten.“

Jourdan lädt auch alle Katholiken des Erzbistums Hamburg zu der Seligsprechung ein. Aus gutem Grund. Denn Eduard Profittlich, der 1890 in der Nähe des rheinland-pfälzischen Ahrweiler geboren wurde, legte seine Ewige Profess 1930 in Hamburg ab. Am Kleinen Michel arbeitete der Jesuit zwei Jahre als Kaplan und Polen-Seelsorger – eine Zwischenstation. Er hatte sich schon 1922 für die Russland-Mission gemeldet, in Polen studiert und promoviert. 1930 ging er nach Estland, wo er maßgeblich zum Wiederaufleben des katholischen Glaubens beitrug. 1936 wurde er Titularbischof – der erste katholische Bischof dort seit der Reformation.

Ergreifender letzter Brief an Geschwister

Profittlichs Martyrium kündigte sich mit dem 1939 überraschend schnell im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges geschlossenen Hitler-Stalin-Pakt an, mit dem Nazi-Deutschland und die Sowjetunion Polen und das Baltikum untereinander aufteilten. Noch kurz vor dem Überfall auf die Sowjetunion kam es im Juni 1941 zu ersten Deportationen von Geistlichen durch die sowjetischen Besatzer. Bald darauf wurde auch Profittlich von ihnen festgenommen und „wegen kontrarevolutionärer Tätigkeit und Agitation in der Kirche“ zum Tode verurteilt. Vor der Vollstreckung starb Profittlich wahrscheinlich an Entkräftung am 22. Februar 1942.

Gedenkfeier für den Märtyrer Eduard Profittlich. Das Bild trägt der estnische Priester Rein Ounapuu. Foto: privat

Ergreifend ist der letzte Brief, den Profittlich an seine Geschwister schickte. Demnach hat er den Entschluss, in Estland zu bleiben „nicht etwa mit Furcht und Angst“ gefasst, „sondern sogar mit großer Freude“. Und weiter: „Ich weiß, Gott wird mit mir sein. Und mein Leben, und wenn es sein soll mein Sterben, wird ein Leben und Sterben für Christus sein. Und das ist so überaus schön.“

„Vom Tag seiner Verhaftung an herrschte fast 50 Jahre Ungewissheit über das weitere Schicksal von Profittlich“, schreibt Prälat Professor Helmut Moll in seinem „Martyrologium des 20. Jahrhunderts“. Das änderte sich erst, nachdem Estland 1990 wieder unabhängig wurde und mit der Wende in Deutschland. Fast zufällig erfuhr bei einer ökumenischen Reise nach Tallinn der Hamburger Geistliche Wilm Sanders vom Schicksal des Eduard Profittlich. Sanders förderte später als Pfarrer am Kleinen Michel das Gedenken. Ein Gemeinderaum wurde nach Profittlich benannt. Bei einer Gedenkfeier 1994 war sein „Nachfolger“ im Pfarramt von Tallinn zu Gast, der estnische Priester Rein Ounapuu. „Ohne ihn hätte die Seligsprechung vielleicht gar nicht stattgefunden“, sagt Wilm Sanders. „Denn er hat nach der Wende die Akten über seinen Prozess gerettet, die die Staatssicherheit vernichten wollte.“

Trotz der aktuellen Bedrohung durch Russland sieht Bischof Philippe Jourdan keine politische Dimension in der Seligsprechung: „Der Prozess begann schon 2003“. Jourdan sieht sie hingegen „als ein wundervolles Zeichen von Brüderlichkeit zwischen Deutschland und Estland“. Sie erinnere ihn an die Rolle vieler deutscher Katholiken, die den Glauben nach Osteuropa gebracht hätten, nicht durch Macht und Zwang, sondern durch Liebe und Opfer.“    
 

Zur Sache

Papst Franziskus hat am 18. Dezember vergangenen Jahres den Tod Eduard Profittlichs in sowjetischer Gefangenschaft als Martyrium anerkannt. Die katholische Kirche in Estland hat eine Internetseite  zu Profittlichs Leben erstellt, die unter www.profittlich.eu/de auf Deutsch informiert.

Matthias Schatz