Herdenbrief von uns für Sie

Stimme, Sendung, Spürsinn

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Hirtenbriefe gibt es in jeder Diözese. Zum 50-jährigen Bestehen des Diözesanrates wurde nun ein Herdenbrief an die Pfarreien verschickt. „Von uns für Sie“, sagt der Vorsitzende Claus-Dieter Paschek. Aus guten Gründen.


Der Vorsitzende des Diözesanrates, Claus-Dieter Paschek,
und die Geschäftsführerin Sabrina Stelzig präsentieren
den dreiseitigen „Herdenbrief“. | Foto: Wala

Der Diözesanrat feiert in diesem Jahr Geburtstag. Im Januar 1968 trafen sich die gewählten Vertreter der Laien, der Herde, das erste Mal – und es war eine Premiere für die ganze Bundesrepublik. Aber nicht nur das: „Mit uns feiern auch die Pfarrgemeinderäte“, betont Paschek. Auch sie sind vor einem halben Jahrhundert erstmals gewählt worden und haben ihre Arbeit aufgenommen. „Die Herde hat eine vernehmbare Stimme bekommen“, meint der Diözesanratsvorsitzende.

„Anteil an der Sendung der Kirche“

Das entspreche dem Wunsch und Willen des Zweiten Vatikanischen Konzils, das drei Jahre vorher zu Ende gegangen war: „Alle Getauften haben Anteil an der Sendung der Kirche – nicht weil es ihnen erlaubt wird, sondern weil sie Kirche sind“, zitiert Paschek aus dem Dokument „Apostolicam actuositatem“, dem Dekret über das Laienapostolat, das die Konzilsväter im November 1965 mit 2305 Jastimmen und 2 Neinstimmen beschlossen haben.

Aber für Paschek ist neben Stimme und Sendung noch ein Drittes entscheidend: „Die Herde hat auch ein Spürsinn für das, was sich in der Kirche ändern muss – das hat Papst Franziskus in seiner ihm eigenen Art bereits mit seinen ersten apostolischem Schreiben 2013 in Erinnerung gerufen.“ In „Evangelii gaudium“ (Freude am Evangelium) empfiehlt der Papst seinen Bischöfen, „bei einigen Gelegenheiten hinter dem Volk zu gehen, um denen zu helfen, die zurückgeblieben sind, und – vor allem – weil die Herde selbst ihren Spürsinn besitzt, um neue Wege zu finden.“

„Vertraut den neuen Wegen“ – so ist der Herdenbrief überschrieben. Zweierlei will der Diözesanrat nach den Worten seines Vorsitzenden zum Ausdruck bringen. Zum einen: „Das Bistum Hildesheim, ja unsere ganze Kirche, ist in einem Umbruch, in einer wirklich Krise“, sagt Paschek. Doch es gehe nicht ums Jammern: „An vielen Stellen gibt es im Bistum Aufbrüche, Versuche auch etwas Neues zu wagen“, ist der Vorsitzende des Diözesanrats überzeugt – und es sei gerade die Herde, die besonderen Spürsinn beweist. So soll der Brief zum anderem vor allem eines machen: „Mut und Zuversicht“, fasst es Paschek zusammen.

„Mit Christus unterwegs“ ist keine Leerformel

Ein Aspekt ist ihm dabei besonders wichtig: „Eine Krise ist auch immer eine Chance, gerade wenn wir uns auf das besinnen, was uns trägt.“ Der vielzitierte Satz „Wir sind mit Christus unterwegs“ ist für Paschek und den Diözesanrat keine fromme Leerformel: „Das ist eine Zusage, auf die wir vertrauen können – jenseits von Priestermangel, weniger werdenden Gottesdienstbesuchern und Finanzfragen.“ In den vergangenen fünf Jahrzehnten habe der Diözesanrat sich stets für mehr Mitsprache und Verantwortung der Laien eingesetzt, für Dialog auf Augenhöhe: „Dieser Weg, der zu einem kritisch-konstruktiven und deshalb guten Miteinander von Bistumsleitung, Priestern und dem Volk Gottes geführt hat, muss weiter prägend für unser Bistum sein.“

Stichwort Miteinander: Für Paschek ist es fast eine Fügung, dass der Herdenbrief  in einem Jahr erscheint, in dem es keinen Hirtenbrief zur Fastenzeit gibt. „Wir verstehen unseren Brief auch als Einladung an Gemeinden, Verbände und Gemeinschaften, mit uns ins Gespräch zu kommen“, betont Paschek.

Erste Reaktionen haben den Dözesanrat bereits erreicht. So hat Thomas Sternberg, der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, mitgeteilt: „Kompliment und gute Wünsche zu ihrem Herdenbrief. Solche Ermunterungen tun gut.“

Rüdiger Wala

Der Herdenbrief in voller Länge: www.dioezesanrat-hildesheim.de