Soziales Engagement
Studie zur Vereinbarkeit von Ehrenamt und Beruf
Unsplash, Jason Goodman
Die Unterstützung durch den Arbeitgeber ist sehr wichtig, wenn man sich ehrenamtlich betätigen will. Das teilen vier von fünf Engagierte in einer Umfrage des Vereins Rückenwind für Bürgerengagement im Osnabrücker Land mit. Bezüglich der Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements der Beschäftigten durch den Arbeitgeber ergibt sich im Durchschnitt ein „Befriedigend“ im Schulnotenvergleich. Die Spanne der Wahrnehmungen reicht hier von sehr gut bis ungenügend.
Bundesweite Studien zeigen seit Jahren, dass die beruflichen Anforderungen ein ehrenamtliches Engagement deutlich erschweren.
Peter Klösener ist Vorsitzender des Vereins Rückenwind. Er sagt: „Bundesweite Studien zeigen seit Jahren, dass die beruflichen Anforderungen ein ehrenamtliches Engagement deutlich erschweren“. Daher habe man im Sommer dieses Jahres eine Umfrage in der Region Osnabrück durchgeführt, um konkret und praxisnah zu ermitteln, wie die Unterstützung des Arbeitgebers bei der Ausübung eines Ehrenamtes aussehen kann. Dabei sei auch der Blick darauf gerichtet worden, welche Vorteile eine solche Unterstützung für die Unternehmen mitbringe. Beteiligt haben sich an der Online-Umfrage fast 500 Engagierte.
Noch viel Luft nach oben
Über die Hälfte der Befragten gaben an, dass für sie eine Freistellung für Termine oder Fortbildungen im Zusammenhang mit dem Ehrenamt die effektivste Unterstützungsform wäre. Etwas mehr als ein Viertel der Befragten erhält schon die Möglichkeit, für ehrenamtliche Termine freigestellt oder auf dem Weg flexibler Arbeitszeiten unterstützt zu werden. „Das ist schon eine gute Basis und zeigt, was möglich ist“, macht Peter Klösener deutlich. Dennoch sei hier „noch viel Luft nach oben“.
Fast jeder fünften Person wird es nach Absprache mit dem Arbeitgeber bereits ermöglicht, Telefonate oder Internetrecherchen für das Ehrenamt am Arbeitsplatz zu erledigen. Die Nutzung von Geräten oder Materialien des Arbeitgebers (z.B. Kopierer, Laminiergerät) ist für 13 Prozent der Teilnehmenden an der Befragung möglich. Ein hoher Stellenwert wird diesen Formen der Unterstützung von nahezu der Hälfte der Befragten zugeschrieben.
Ehrenamtliches Engagement kommt auch dem Arbeitgeber zugute
Dass durch das ehrenamtliche Engagement Fähigkeiten und Kenntnisse erworben wurden, die auch im Beruf und für den Arbeitgeber förderlich sind, steht für neun von zehn Befragten fest. „Wenn diese Fähigkeiten und Kenntnisse durch den Arbeitgeber bewusst im beruflichen Kontext angefragt werden, wird das auch als Wertschätzung wahrgenommen“, hebt der Verein Rückenwind hervor. Außerdem könnten Unternehmen hier auch ganz konkret profitieren.
Aus den Ergebnissen der Umfrage wurden Empfehlungen und Perspektiven vom Verein Rückenwind abgeleitet. Die richten sich an Unternehmen, an Politik und Arbeitgeberverbände sowie an die zivilgesellschaftlichen Organisationen selbst. „Es geht vor allem darum, über die Bereicherung zu informieren, die ein ehrenamtliches Engagement für alle Beteiligten – die Gesellschaft, die Engagierten und auch die betreffenden Arbeitgeber – mitbringt“, so Peter Klösener. So könne schon durch kleine Maßnahmen wirksam unterstützt werden. An die Politik richtet der Verein Rückenwind den Appell, ein Budget für die Erstattung von Verdienstausfall vorzusehen. So hätten Beschäftigte die Möglichkeit, für ihren ehrenamtlichen Einsatz unbezahlten Urlaub zu nehmen, ohne zugleich finanzielle Nachteile erleiden zu müssen. Eine solche Regelung gebe es schon. Jedoch sei diese bisher auf die Jugendarbeit beschränkt.
Umfrage-Ergebnisse und Handlungs-Empfehlungen können auf www.rueckenwind-fuer-buerger.de eingesehen und heruntergeladen werden. Der Verein Rückenwind unterstützt ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger. Er setzt sich für die Fortbildung von Freiwilligen sowie für die Vernetzung von Vereinen und Verbänden im Osnabrücker Land ein.