Grundschüler besuchen Wärmestube

Täglich 40 Liter Kaffee

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Während einer Projektwoche zu Sankt Martin besuchte die Klasse 4a der Bernhard-Overberg-Schule aus Osnabrück die Wärmestube im alten Franziskanerkloster. Die Kinder brachten Fragen mit – und kleine Geschenke.


Diakon Joachim Meyer erklärt den Viertklässlern, welche Aufgaben die Wärmestube hat. Foto: Luzia Arlinghaus

Die Grundschulkinder stehen auf der Wiese vor dem alten Franziskanerkloster und melden sich eifrig. „Wie lange hat die Wärmestube auf?“, fragt ein Mädchen. Die Vierklässlerin liest von einem Zettel ab, auf dem sie mehrere Fragen notiert hat. Diakon Joachim Meyer antwortet ihr: „Von halb sechs morgens, bis ein Uhr mittags.“ Dann nimmt er das nächste ungeduldige Kind dran, das wissen will, was es hier zu essen gib und wo das alles herkommt. „Wir kochen alles, was es bei euch zu Hause auch gibt: Spaghetti bolognese, Eintopf, Pfannkuchen“, sagt Meyer. Ein paar Kinder reiben sich die Bäuche. 

Und weiter: „Supermärkte, Bäckereien oder Fleischereien  spenden uns die Lebensmittel, wenn sie etwas übrig haben, das sich nicht mehr so lange hält.“ Ein Junge fragt, ob auch Flüchtlinge in die Wärmestube kommen, aus der Ukraine zum Beispiel. „Manchmal hört man den Leuten an, dass sie nicht aus Deutschland kommen, berichtet Diakon Meyer. „Aber wir fragen niemanden aus. Wir bieten jedem einen Ort zum Aufwärmen und Ausruhen an, auch wenn man den Leuten nicht ansehen kann, dass sie auf der Straße leben.“ 

Manchmal 70 Menschen in der Essensschlange

In die Wärmestube kommen täglich etwa 100 Menschen. Oft stehen sie schon morgens um halb sechs, vor der Öffnungszeit, durchgefroren vor der Tür. Dann schenken die Mitarbeiter der Wärmestube Kaffee aus und bereiten das Frühstück vor. Am Monatsende wird vor allem das Mittagsangebot gut genutzt. „Manchmal stehen hier um die 70 Menschen an, die Schlange geht bis nach draußen“, sagt Meyer. 
Nach dem Mittagessen schließt die Wärmestube. Die Obdachlosen können sich aber noch Butterbrote für den Abend mitnehmen. Ob auch Kinder hierherkommen, will ein Mädchen wissen. „Nein, Kinder gibt es hier nicht“, antwortet der Diakon. Manchmal kämen sehr junge Leute von der Straße, die er auf 18 Jahre schätze, und auch sehr alte Leute, die mit 95 Jahren immer noch die Wärmestube besuchten. 

Klassenlehrerin Barbara Westermann erzählt, dass die katholische Bernhard-Overberg-Schule jedes Jahr eine Projektwoche zum St. Martinstag veranstaltet. Jede Klasse besucht dann eine soziale Einrichtung in Osnabrück und sammelt dafür Spenden. Diesmal bastelten die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel Windlichter, Tannenbaumanhänger und stellten Seife selbst her. Am St. Martinstag selbst fand ein Gottesdienst mit anschließendem Fackelkreis und Basar an der Schule statt. Dort verkauften die Kinder ihre Bastelarbeiten, der Erlös kommt nun der Wärmestube zugute.

Nach der Fragerunde draußen geht es in die Wärmestube. Am Eingang zeigt Meyer auf eine kaputte Fensterscheibe. „Hier hat vorige Woche jemand die Scheibe eingeschlagen. Dahinter stand eine große Pfanne mit Bolognese. Die konnten wir dann wegwerfen mit den Scherben darin.“ Er erklärt: Wenn Alkohol und Drogen im Spiel sind und dann noch Streit entsteht, eskaliert die Situation manchmal, und die Polizei wird gerufen. 

Duschen und schmutzige Kleidung waschen

Meyer führt die Kinder durch das Haus. In manchen Räumen stehen Sofas, auf denen sich Bedürftige ausruhen, Zeitung lesen oder sich miteinander unterhalten. In der Waschküche und in der Kleiderkammer warten zwei Ordensschwestern der Thuiner Franziskanerinnen auf die Kinder. Die Waschküche steht voller Waschmaschinen und Trockner. Bedürftige können dort ihre schmutzige Kleidung abgeben und Handtücher zum Duschen bekommen, sagt Schwester Maria Theresia. Gegenüber, hinter zugezogenen Gardinen, liegen Matratzen oder Sofas, auf denen sich die Obdachlosen ausruhen und ein wenig Privatsphäre genießen können, erklärt Meyer.

In der Kleiderkammer treffen die Kinder auf Schwester Mirja. Ein Kind fragt, ob die Kleidung gekauft wird. „Nein, die Kleidung bekommen wir zum Beispiel von Familien, die ihren Schrank aussortieren und vieles nicht mehr brauchen. Manchmal spenden uns auch große Firmen neue Kleidung.“ Wenn neue Spenden ankommen, prüft Schwester Mirja, ob sie kaputt sind oder Flecken haben. Wenn die Kleidung brauchbar ist, hängt sie sie sorgfältig auf eine der im Raum verteilten Kleiderstangen. Dann können Obdachlose sich Teile aussuchen. Die Neugier ist groß: „Und was hast du da für ein Kleid an?“, fragt ein Junge und deutet auf das Ordensgewand der Franziskanerin. Mirja erklärt, dass sie den Schleier und das Ordenskleid trage, seitdem sie dem Franziskanerorden beigetreten sei. An Feiertagen gehörten auch noch ein längerer Rock, Habit genannt, und ein Rosenkranz dazu. Aber bei der Arbeit brauche sie eine Schürze. 

Weiter geht es in einen Aufenthaltsraum. „Jetzt packt mal euren Kaffee aus“, sagt Klassenlehrerin Barbara Westermann. Die Kinder öffnen ihre Rucksäcke und holen Kaffee, Tee und Schokolade heraus – alles von zu Hause mitgebracht. Diakon Meyer freut sich. „Das reicht bestimmt für die nächsten fünf Tage“, sagt er und nennt eine Zahl, über die alle staunen: „Morgens kochen wir nämlich 30 bis 40 Liter Kaffee.“ 

Luzia Arlinghaus