Ökumenisches Tauffest am Nordhorner Vechtesee

Taufen in aller Öffentlichkeit

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Ein Kind wird getauft
Nachweis

Foto: kna-Bild, Harald Oppitz, Archivnummer: 211029-093-000103

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Üblicherweise werden Kinder in der Kirche getauft. Beim Tauffest am 10. September aber taufen die protestantischen Kirchen die Täuflinge im See. Die Katholiken spenden einen Segen als Tauferinnerung. 

Nach 2015 und 2018 findet am Sonntag, 10. September, zum dritten Mal ein ökumenisches Tauffest am Vechtesee in Nordhorn statt. Jürgen Veldboer, Gemeindereferent der katholischen Stadtpfarrei St. Augustinus, ist maßgeblich an den Vorbereitungen beteiligt und freut sich auf das Event.

Was genau passiert eigentlich beim Tauffest?

Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr am Vechtesee mit einem gemeinsamen Gottesdienst. Die protestantischen Kirchen nehmen anschließend Taufen im See vor. Wir als Katholiken spenden einen Segen als Tauferinnerung. Das heißt: Menschen, die schon getauft sind, können sich segnen lassen und sich so ihrer Taufe neu bewusst werden.

Gemeindereferent Jürgen Veldboer aus Nordhorn

Kann jeder teilnehmen?

Dieses Angebot steht natürlich allen Interessierten offen, unabhängig von ihrer Konfession. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich das Tauffest durch eine schöne Mischung aus lockerem Zusammensein, geselligem Feiern und spiritueller Tiefe auszeichnet. Wir erwarten wieder rund 200 Mitfeiernde.

Apropos Konfession: Wer macht beim Tauffest alles mit?

Beteiligt sind alle fünf Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Nordhorn, das heißt konkret: Neben uns Katholiken wirken die Reformierten, die Altreformierten, die Lutheraner und die Baptisten mit. Musikalisch begleitet wird das Tauffest durch eine Band der Baptisten.

Warum wird ein solches Fest veranstaltet?

Die Taufe ist neben dem Abendmahl eines der beiden Sakramente, die alle christlichen Kirchen verbinden. Mit dem Tauffest verfolgen wir ein doppeltes Ziel: Einerseits möchten wir ein Zeichen für die Einheit der Christen setzen, andererseits gehen wir bewusst in die Öffentlichkeit. Damit wollen wir zeigen, dass Kirche nicht nur von Rückgang und Abbau bestimmt ist, sondern dass es Menschen gibt, denen der christliche Glaube wichtig ist – und die für sich und ihre Kinder ausdrücklich die Mitgliedschaft in Kirche wünschen.

Die Protestanten taufen im See, die Katholiken nicht – warum?

Der Hintergrund sind unterschiedliche Traditionen. Wir Katholiken taufen in aller Regel nur in Kirchen, da uns die räumliche Verbindung zur Eucharistie und den weiteren Sakramenten wichtig ist. Die katholische Taufliturgie hat einen „Wegcharakter“, sie beginnt am Eingang der Kirche und führt über den Taufbrunnen hin zum Altar, also hin zu Christus. Das ist in der Natur schwer darzustellen. Wir erkennen die Taufen im See als gültige Taufen an, doch der genannte Aspekt ist für uns so bedeutsam, dass wir ihn – außer in Sonderfällen wie Nottaufen – nicht aufgeben möchten.

Diese Unterschiede haben aber keine negativen Auswirkungen auf die Stimmung vor Ort?

Auf keinen Fall! Schon beim ersten Tauffest im Jahr 2015 herrschte ein sehr gutes ökumenisches Miteinander. Jede Konfession ist mit ihren Traditionen willkommen – die Baptisten taufen zum Beispiel nur Erwachsene. Der Fokus liegt nicht auf den Unterschieden, sondern auf der Taufe als verbindendem Element. Insofern sind wir schon voller Vorfreude auf dieses besondere Ereignis.

Sebastian Hamel