Caritas Papenburg richtet Musterwohnungen ein

Technik für ein sicheres Leben im Alter

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Solange es geht in den eigenen vier Wänden bleiben: Das wünschen sich die meisten Menschen, wenn sie älter werden. Wie moderne Technik dabei helfen kann, zeigt die Caritas in zwei Musterwohnungen in Papenburg.


Zu Besuch in der Papenburger Musterwohnung: Projektleiterin Andrea Ahlers zeigt Lambertus Wiemkes hier einen Bewegungssensor. Foto: Petra Diek-Münchow

Die Nikolausstift Caritas Pflege GmbH hat diese Zimmer im Seniorenwohnstift Haus Friederike eingerichtet. Eine der Wohnungen kann sich jeder Interessierte bei einem Tag der offenen Tür am 22. September (siehe „Termin“) oder nach Absprache anschauen – in der anderen können Senioren oder Menschen mit Beeinträchtigung sogar für eine bestimmte Zeit leben und die Technik testen.

Lambertus Wiemkes hat schon einige dieser Assistenzsysteme ausprobiert. Der 78-Jährige lebt im betreuten Wohnen im Haus Friederike und hatte daher Gelegenheit, sich die gut 60 Quadratmeter großen Musterwohnungen anzuschauen. Was ihm gut darin gefällt, ist zum Beispiel die schlüssellose Eingangstür, für die er nur eine Chipkarte braucht und auch die videogesteuerte Gegensprechanlage. Auf einem tragbaren Bildschirm kann er damit gleich sehen, wer vor der Tür steht und diese dann öffnen, ohne dass er aufstehen muss. „Damit würde ich mich sicherer fühlen“, sagt der ältere Herr. Genau wie mit dem Bewegungsmelder, der im Flur automatisch das Licht anschaltet, ohne dass er im Dunkeln den Schalter suchen muss. „Was es alles gibt“, sagt er staunend.

Und das zeigt Andrea Ahlers gern den Besuchern der zwei Musterwohnungen. Sie ist Pflegeberaterin und Leiterin des Projektes „Wohnen und Pflege mit menschenunterstützender Technik“. Dabei sind die Zimmer nicht vollgestopft mit komplizierten digitalen Apparaturen, die nicht nur manchen Senior überfordern würden, sondern mit relativ einfach anzuwendenden Geräten. „Es geht um Technik, die das Leben im Alter sicherer und leichter macht“, sagt Ahlers, „damit ältere Menschen länger selbstständig zu Hause leben können.“

Verbrühschutz und rutschfeste Bodenplatte

Mit ihren Gästen geht Ahlers daher durch die Wohnungen und zeigt, was möglich ist. Nach der Eingangstür führt ihr erster Weg ins barrierefreie Bad. Dort gibt es zum Beispiel eine Toilette mit automatischer Intimspülung samt Fön und eine Dusche, die man per Knopfdruck bedienen kann – inklusive eingebautem Verbrühschutz und rutschfester Bodenplatte. Das Waschbecken daneben lässt sich einfach absenken, für kleinere Personen oder für Rollstuhlfahrer.

Ein paar Schritte weiter in der Küche hängt ein unauffälliger Sensor über dem Herd. Er schaltet das Gerät ab, wenn  jemand die Platten nicht abgestellt hat oder wenn eine kritische Temperatur erreicht wird. Ähnliches gilt für den Wassermelder neben dem Kran am Spülbecken. Im Wohnzimmer demonstriert Andrea Ahlers weitere technische und digitale Details. Damit meint sie nicht nur den Staubsaugerroboter, der in jede Ecke kommt. Sondern auch das Telefon mit großen Tasten, einen Notrufknopf auf dem Tisch, der noch einfacher zu bedienen ist als das übliche Armband – und einen „Immer-zu“-Sensor. Dieser kann zwischen einer Steckdose und einem üblichen Haushaltsgerät installiert werden. Den Namen dafür haben die Pflegekräfte gewählt. Sie meinen damit Tätigkeiten, die ein Bewohner normalerweise „immer zu“ macht – wie morgens sich einen Kaffee zu kochen. Falls das nicht passiert, zum Beispiel weil jemand nicht aus dem Bett aufstehen kann, schlägt dieser Zwischenstecker an der Kaffeemaschine nach einiger Zeit Alarm.

Im Schlafzimmer können sich Gäste unter anderem ein Pflegebett mit einer Aufstehhilfe ansehen, sich dort über Sturzarmbänder und Infrarot-Bewegungsmelder informieren. Letzterer sendet ein Signal, wenn er zwölf Stunden in einem Raum keine Bewegung registriert hat. Andrea Ahlers macht keinen Hehl daraus, dass manche der ausgestellten Geräte mehrere Hundert Euro kosten und damit schon eine große Investition wären. Aber sie berät Interessierte, was vielleicht bezuschusst werden und wo man den Antrag stellen könnte.

In der neuen Technik stecken viele Chancen für Senioren

Was das vom Land Niedersachsen finanziell geförderte Projekt so besonders macht, ist nicht nur die Präsentationswohnung, sondern vor allem die Probewohnung. Aus Sicht von Martin Schnellhammer (Geschäftsführer Living Lab an der Hochschule Osnabrück) ist das bundesweit einmalig. „Eine Musterwohnung, in der Menschen die neuen Techniken für einen bestimmten Zeitraum ausprobieren können, gibt es bisher für Senioren nicht“, sagt der Wissenschaftler. Bis zu drei Wochen ist das in Papenburg möglich, die Miete beträgt dabei etwa pro Übernachtung 40 Euro inklusive Bettwäsche, Handtücher und Endreinigung.

Andrea Ahlers und Stefanie Freimuth-Hunfeld vom Nikolausstift Caritas Pflege GmbH sind überzeugt, dass in der neuen Technik viele Chancen für Senioren stecken „Wir möchten mit den Assistenzsystemen die Lebensqualität und Autonomie von älteren und pflegebedürftigen Menschen steigern“, so Freimuth-Hunfeld. Durch eine gute Kombination von Technik und Leistungen des Caritas-Pflegedienstes könnten Menschen länger selbstständig in der gewohnten Umgebung bleiben. Freimuth-Hunfeld weiß, dass Senioren bei neuen Techniken oft zuerst skeptisch sind. Die Musterwohnungen versteht sie als Aufklärungsarbeit, um die Angst davor zu nehmen. Und um allen, die ihre Wohnung für das Alter umbauen wollen, Ideen an die Hand zu geben. „Manche Sachen hier sind richtig cool.“

Petra Diek-Münchow

 

Termin

Die St. Nikolausstift Caritas Pflege GmbH stellt die zwei Musterwohnungen in Papenburg am Sonntag, 22. September, bei einem Tag der offenen Tür von 14.30 bis 17 Uhr vor. Besucher sollten den Eingang von der Godfried-Meyer-Straße aus nehmen.

Ab Oktober können Senioren oder Menschen mit einer Beeinträchtigung eine Musterwohnung zwischen einer und drei Wochen mieten, um die technischen Hilfsmöglichkeiten selbst auszuprobieren. Infos dazu gibt es bei der Pflegeberaterin Andrea Ahlers: Telefon 0 49 61/6 64 08 80.