Finanzen im Bistum Osnabrück

Transparenz beim Vermögen

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Im Bistum Eichstätt wurde Geld riskant angelegt, im Erzbistum Hamburg sollen wegen einer finanziellen Schieflage Schulen geschlossen werden. Kann so etwas auch im Bistum Osnabrück passieren? Fragen an Generalvikar Paul.


Wie es um die Finanzen im Bistum Osnabrück bestellt ist – darüber informiert seit einigen Jahren regelmäßig ein Finanzbericht. Foto: Matthias Petersen

Das Bistum Eichstätt könnte fast 50 Millionen Euro verlieren, weil ein Mitarbeiter in riskante Anlagen investiert hat. Vermutlich war hier Betrug am Werk, auf jeden Fall grobe Fahrlässigkeit. Kann so etwas auch im Bistum Osnabrück passieren?

Es gibt kriminelle Energie, vor der wir uns schützen müssen. Wir haben Instanzen geschaffen, die das tun, soweit das nach menschlichem Ermessen und kritischer Reflektion möglich ist. Letztlich können wir nur vorbeugen. Wenn jemand mit krimineller Energie vorgeht, braucht es eine gewisse Zeit, bis das auffliegt.

Was geschieht konkret?

Seit mehr als 20 Jahren werden unsere Jahresabschlüsse von unabhängigen Wirtschaftsprüfern geprüft. Dann werden die Abschlüsse in den zuständigen Gremien vorgestellt. Seit 2011 buchen wir nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuches. Allein dieser Schritt schafft eine deutlich größere Transparenz bei den Vermögensverhältnissen. Natürlich gilt bei uns das Vier-Augen-Prinzip. Und dann sind unsere Gremien mit Mitgliedern besetzt, die nicht hauptamtlich in der Kirche beschäftigt sind.

Das ist ein Vorwurf in Eichstätt: operatives Geschäft und Aufsicht waren nicht getrennt.

Für uns ist das einer der zentralen Schritte. Die stimmberechtigten Mitglieder in unserem Diözesanvermögensverwaltungsrat sind Menschen, die eben nicht bei der Kirche arbeiten. Die Kirchenmitarbeiter – auch ich – in dem Gremium beraten, haben aber kein Stimmrecht.

In Eichstätt wurde Geld in riskante Anlagen gesteckt. Wer überprüft in Osnabrück die Finanzanlagen?

Wir investieren nur in Anlagen, die wir auch verstehen. Mit dem Kirchensteuerrat und dem Vermögensverwaltungsrat haben wir klare Regeln für Anlagen abgestimmt. Außerdem muss alles in den Jahresabschlüssen dargestellt werden.

Negativschlagzeilen gibt es auch in Hamburg. Dort werden kirchliche Schulen geschlossen, weil Sanierungsstau und Pensionslasten sonst zur Überschuldung führen. Kann eine solche Lage auch in Osnabrück entstehen?

Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder unsere Schulen saniert. Denken Sie nur an die große Sanierung im Marianum in Meppen in den letzten Monaten. Wir haben keinen Sanierungsstau. Schon seit mehr als 20 Jahren, auch als die wirtschaftliche Lage schwierig war, haben wir für die Pensionen Rücklagen gebildet. Durch die derzeitige Zinssituation ist das nicht einfach. Wir haben das auch noch nicht voll ausfinanziert. Aber wir sind auf einem guten Weg.

In Hamburg werfen nun Wirtschafts- und Finanzexperten u.a. dem Bistum Osnabrück vor, das Erzbistum Hamburg bei der Gründung finanziell unzureichend ausgestattet zu haben. Was sagen Sie dazu?

Die finanzielle Verantwortung liegt nicht erst seit der Gründung des Erzbistums in Hamburg selbst. Schon vorher hat der Hamburger Gemeindeverband die dort erhobenen Kirchensteuern erhalten und verwaltet. Der Verband war als Träger der Schulen auch für deren Finanzierung verantwortlich. Als das Bistum Osnabrück geteilt wurde, um das Erzbistum Hamburg zu errichten, wurden auch die finanziellen Mittel umverteilt – nach der Zahl der Katholiken in den jeweiligen Bistumsteilen. Ähnlich ging man auch bei den Versorgungsrücklagen für Priester und Beamte vor. Entscheidend war der Dienst- oder Ruhesitz. Diese Rücklagen waren aber damals noch sehr gering. Dass das im Bistum Osnabrück heute anders aussieht, liegt daran, dass wir in den vergangenen 20 Jahren die Lücke zwischen vorhandenen Rücklagen und Pensionsverpflichtungen durch sparsames Haushalten immer stärker geschlossen haben.


Generalvikar Theo Paul ist für
die Finanzen des Bistums zuständig.
Foto: bpo/Haarmann

Die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt. Ab Mitte der 2020er Jahre gehen die Babyboomer in Rente. Dann sinken die Kirchensteuern massiv. Wie bereitet sich das Bistum Osnabrück darauf vor?

Wir geben Immobilien ab, wenn wir sie nicht zwingend brauchen. Das geht nach Prioritäten: erst die zusätzlichen Gebäude, dann das Pfarrhaus, dann das Gemeindehaus und ganz zuletzt die Kirche. Das ist aber bisher nur an wenigen Stellen nötig gewesen. Wir haben in den letzten Jahren an einigen Standorten Dinge verändert: etwa das Gemeindehaus in die Kirche verlegt, den Kindergarten im Gemeindehaus angesiedelt. Diese anderen Nutzungskonzepte haben sich bewährt und werden akzeptiert.

Das Bistum hat aber auch Bildungshäuser, Schulen, Sozialeinrichtungen und Personal. Wie funktioniert das, wenn künftig Einnahmen wegbrechen?

Wir haben bei uns eine besondere Situation: Die Kirchenmitgliedschaft bei uns ist relativ stabil. Wir haben gerade eine entsprechende Studie der Uni Freiburg vorgestellt bekommen.

Andere Bistümer – Essen, Hamburg – warnen vor großen Abbrüchen. Das wird also hier im Bistum nicht so stark eintreten?

Ich teile diese Untergangsbefürchtungen nicht. In Bremen etwa steigt im Moment die Katholikenzahl. Das hängt mit den Hochschulen, den Arbeitsplätzen und der Migration zusammen. Durch unsere Kindertagesstätten, Schulen, Krankenhäuser und Caritaseinrichtungen haben wir in unserem Bistum eine große Wirkung in die Bevölkerung hinein. Dadurch ist die Bindung stärker.

Jedes der 27 deutschen Bistümer ist selbst für seine Finanzen zuständig. Wenn es irgendwo schiefläuft, leiden alle unter den Schlagzeilen. Braucht die Kirche nicht gemeinsame Standards?

Natürlich. Theoretisch sehen das alle ein. Es gab auch schon viele Bemühungen dazu. Aber auch dann wird es keine letzte Sicherheit geben.

Es werden Stimmen lauter, die einen Finanzausgleich zwischen armen und reichen Bistümern fordern. Brauchen wir den?

Ich bin nicht gegen Solidarität. Aber es kann nicht sein, dass diejenigen bestraft werden, die solide wirtschaftlich arbeiten. Solidarität setzt vernünftige und vor allem transparente Abläufe voraus. Wer etwas bekommen möchte, muss sich auch kritischen Fragen stellen.

Interview: Ulrich Waschki