Überzeugt und tolerant

Der Engel der Kulturen mit seinen Symbolen für Christentum, Judentum und Islam rollt in Halle ausgehend von der Marktkirche bis zum Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara. Das Innere der Skulptur ähnelt der Form eines Engels. | Foto: Jan-Stephan Schweda

Für die Mitarbeiter des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara in Halle ist Gesundheit mehr als das Fehlen von Krankheit. Zur Gesundheit gehören auch soziale Beziehungen und ein gesundes Umfeld, so die Überzeugung im Haus. Dies wird seit rund zwei Jahren im Umfeld des Klinik unter anderem mit der Aussage „Halt geben. Haltung zeigen. Mehr als ein Krankenhaus“ zum Ausdruck gebracht. Auch versteht sich das Krankenhaus als Ort des Austausches zwischen den Konfessionen und Weltanschauungen. Nun hat das Haus sein Engagement für die friedliche Verständigung zwischen den Weltreligionen mit der Kunstaktion „Engel der Kulturen“ anschaulich fortgesetzt.
Die Aktion begann damit, dass eine 1,50 Meter große Skulptur von den Initiatoren der Aktion, Beschäftigten des Krankenhauses und weiteren Beteiligten ausgehend von der Marktkirche durch die Stadt gerollt wurde. Das Besondere: Das Innere der Skulptur ähnelt der Form eines Engels – gleichzeitig deutet es die Symbolik der drei großen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam an. An den weiteren Stationen Jerusalemer Platz und Muslimischer Gebetsraum auf dem Krankenhausgelände wurde mithilfe der Skulptur ein temporärer Sandabdruck erzeugt und der symbolische Akt durch Wortbeiträge und Musik begleitet, bis der „Engel der Kulturen“ schließlich vor dem Haupteingang des Krankenhauses seinen dauerhaften Platz in Gestalt einer Bodenintarsie erhalten hat.
Diakon Reinhard Feuersträter, Leiter der Krankenhausseelsorge, fasst eine der Botschaften des Tages zusammen: „Der Engel der Kulturen steht für Toleranz. Diese besteht jedoch nicht darin, mit den eigenen Denkwelten in Ruhe gelassen zu werden und fortwährend zu relativieren, sondern vor allem auch darin, leidenschaftlich für das Eigene einzutreten. Toleranz ist kein Gleichgültigkeitsprogramm.“

Impulse, wie ein gutes Zusammenleben gelingt
Ins Leben gerufen und gestaltet wurde die Aktion von Carmen Dietrich und Gregor Merten. Seit 2008 ist das Künstlerpaar mit dem Kunstprojekt unterwegs in Deutschland, in anderen europäischen Ländern und in Israel/im Westjordanland, um ein Zeichen für Verständigung und Toleranz zu setzen. Für Thomas Wüstner, Geschäftsführer des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara, fügt sich die Kunstaktion in das gesellschaftspolitische Engagement des Hauses ein: „Wir sind als Krankenhaus Teil einer Stadt, in der das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen immer wieder neu ausgehandelt werden muss, damit Gemeinsamkeit entsteht. Der heutige Tag hat Impulse und Ideen gegeben, wie gutes Zusammenleben unabhängig von Herkunft und Weltanschauung gelingen kann.“
Begleitet wurde der Tag durch den Musiker, Autor und Liedermacher Maxim Wartenberg mit seinem musikalischen Programm „Farben des Lebens“. Die CD mit ebenso fröhlichen wie nachdenklich machenden spirituellen Liedern ist am Empfang des Krankenhauses in Halle sowie im Online-Shop des Bonifatiuswerkes erhältlich.
 

Von Jan-Stephan Schweda