Gaudete-Sonntag im Zeichen der Pandemie

Und doch voller Hoffnung

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„Freut euch“ heißt es am dritten Adventssonntag. Im Corona-Jahr 2020 klingt diese Aufforderung irgendwie fehl am Platz. Die steigenden Infektionszahlen belasten viele. Trotzdem können wir hoffen. Auf den Impfstoff – und die Ankunft Gottes.

Drei Kerzen brennen am Adventskranz.
"Freut euch" lautet die Aufforderung am dritten Advent. Geht das dieses Jahr? 

Von Ulrich Waschki

Der dritte Adventssonntag ist anders. In manchen Kirchen lassen die Priester das violette Gewand der Advents- und Fas­tenzeit im Schrank und tragen Rosa. Und auch mancher Adventskranz hat neben drei roten Kerzen eine Kerze in Rosa, die an diesem Sonntag angezündet wird. „Gaudete – Freut euch“, heißt der dritte Adventssonntag. „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“ lautet der Eingangsvers der Messen an diesem Tag. Er stammt aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi. „Noch einmal sage ich: Freut euch!“, schreibt Paulus. Und weiter: „Sorgt euch um nichts!“ 

Dass Paulus ein brennender Anhänger dieses Jesus von Nazaret ist, wissen wir. Doch diese Zeilen schreibt Paulus aus dem Gefängnis. „Freut euch!“ – eine komische Aufforderung aus der Zelle. Gefangen und doch voller Hoffnung? Die Texte des dritten Advents deuten auf die Ankunft Gottes hin. In der Besinnung des Advents keimt ein Vorgeschmack auf die Freude über die Geburt Jesu auf. In der dunklen Jahreszeit scheint ein Licht: Alles wird gut. Gott wird Mensch, Gott ist mit uns. Er kommt und schafft Gerechtigkeit. Wir müssen uns nicht sorgen. Das ist die Verheißung des Weihnachtsfestes.

In kaum einem anderen Jahr passen diese Gedanken so gut wie in diesem Corona-Jahr. Das gesellschaftliche Leben ruht. Die erhofften Erfolge des Lockdown light bleiben aus, stattdessen scheint die Lage schlimmer zu werden. Die Infektionszahlen steigen. Viel zu viele Menschen leiden und sterben, manche Intensiv­station ist am Rande der Belastbarkeit. Eine fast depressive Stimmung legt sich aufs Land. Was wird nun werden?

Wir müssen uns die Freude erarbeiten

Aber: Die verschiedenen Impfstoffe geben zaghafte Hoffnung. Es wird gut, dürfen wir hoffen. Mit menschlichem Verstand und Gottes Hilfe werden wir diese Krise bewältigen. Das „Freut euch“ des dritten Advents, die Ankunft des Erlösers heißt ja nicht, dass alles Leid ein für alle Mal beendet wäre. Das menschliche Leben bleibt voller Herausforderungen und auch Scheitern. Doch der Gottessohn, der im Stall von Betlehem geboren wurde und am Holz des Kreuzes endete, ist bei uns. Das ist die Verheißung, die uns gegeben wird. Daher schreibt Paulus zu Recht: „Noch einmal sage ich: Freut euch!“ 

Das klingt aber auch wie ein Befehl. Und wohl niemand kann sich auf Kommando freuen. Ein bisschen müssen wir uns diese Freude also wohl erarbeiten. Beschäftigen Sie sich nicht zu viel mit dem, was im Moment nicht geht. 

Schauen Sie auf das, was schön ist. Freuen Sie sich über den lieben Anruf der Enkel, das freundliche Gespräch mit dem Nachbarn beim Spaziergang, das schöne Adventslied, das man auch allein mit voller Stimme in den eigenen vier Wänden schmettern kann. Dann kann sie sich einstellen – die leise Freude, dass wir nicht allein dieses Leben bewältigen müssen.