Was uns diese Woche bewegt
Unter Männern?

„Wer eine Geschichte erzählt, hat die Deutungshoheit“, wurde mir beim ersten Osnabrücker Frauen-Forum bewusst, das gestern unter dem Thema „Mutige Bekennerinnen – Märtyrerinnen der frühen Kirche“ stattfand. Rund 15 Frauen kamen vor dem Dom zusammen, um sich mit den oft übersehenen weiblichen Figuren der Kirchengeschichte auseinanderzusetzen. Die Veranstaltung, organisiert von den Bistumsmitarbeiterinnen Farina Dierker (Seelsorgeamt), Gisela Püttker (Seelsorge am Dom) und Jessica Löscher (Diözesanmuseum), brachte frischen Wind in alte Erzählungen.
Besonders eindrucksvoll war der Impuls von Farina Dierker im Dom, der uns an die Frauen erinnerte, die in diesen heiligen Mauern gebetet und gepredigt haben. Ihre Frage: „Ist die Würde der Frauen auch in der Kirche erfahrbar?“ brachte uns dazu, über die Darstellung von Frauenfiguren in der Geschichte nachzudenken.
Im Diözesanmuseum stand die heilige Agnes im Mittelpunkt. Sie wird traditionell mit einem Lamm dargestellt – ein Symbol für Reinheit, aber auch für ihren gewaltsamen Tod. Ihre Geschichte als junge Frau, die sich gegen unerwünschte Annäherungen wehrte, wirft Fragen auf, die auch heute noch aktuell sind: Wann ist ein Nein ein Nein? Wie wird weibliche Würde respektiert? Der Vergleich zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten war erschreckend – etwa zur Vergewaltigung in der Ehe oder den oft noch immer verhängten Schuldzuweisungen an Frauen, die Opfer von Gewalt wurden.
Die anschließende Gesprächsrunde bot einen Raum für persönliche Erfahrungen und unterstrich die Bedeutung solcher Zusammenkünfte. Der Abend war ein Appell, Frauen in ihrer gottgegebenen Würde zu sehen und zu respektieren – nicht nur in der Kirche, sondern in der Gesellschaft insgesamt.
Mit einem kraftvollen Segen verließ Dierker die Runde in den Abend: „Du bist eine Königin, von Gott gesandt und mit unantastbarer Würde versehen.“ Diese Worte sollten uns daran erinnern, dass jede Frau eine unantastbare Würde in sich trägt, die es zu schützen gilt. Und: Dass Frauen ihre Geschichte selbst erzählen, einander und miteinander. Vielleicht etabliert dieses erste Frauen-Forum ja einen neuen Raum. Einen, in dem darüber gesprochen werden kann, wie Frauenbilder auch von Frauen selbst geschaffen werden können.