Duschmobil des Sozialdienstes katholischer Frauen
Viel mehr als Körperpflege
Der Innenraum des Duschmobils. Foto: Ursula Snay |
Schon das riesige Foto auf dem Wohnmobil macht viele Menschen neugierig. Ein Wasserfall ist dort zu sehen, der hinabstürzt in einen See mit türkisblauem Wasser. Ringsherum stehen hochgewachsene Bäume in üppigem Grün, in denen ein bunt gefiederter Papagei sitzt. Das Bild verspricht Erfrischung, Sauberkeit – und genau darum geht es auch im Inneren. Seit September letzten Jahres ist das Duschmobil für obdachlose Frauen in Berlin unterwegs. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) betreibt diese Einrichtung auf Rädern und erreicht damit wohnungslose Frauen, die aus verschiedenen Gründen keine Obdachloseneinrichtung aufsuchen.
Von Montag bis Freitag ist das Duschmobil auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs und macht an verschiedenen Plätzen Halt. Montags steht es an der Kurfürstenstraße in Schöneberg, wo vor allem Sexarbeiterinnen zu den Besucherinnen zählen. Dienstags steht der umgebaute Camper am Ostbahnhof – ein Standort, der sehr gut angenommen wird, wie Elke Ihrlich vom Berliner SkF berichtet.
Bei der Auswahl der Standorte kamen viele Tipps direkt von den Betroffenen. In „Evas Haltestelle“, einem Wohnheim für obdachlose Frauen in der Müllerstraße, haben sich die Sozialarbeiterinnen umgehört, wo sich potenzielle Besucherinnen tummeln. Elke Ihrlich versteht das Duschmobil als ein „Projekt der aufsuchenden Straßensozialarbeit mit Hygieneangebot“. Es geht dem SkF nicht allein um Körperpflege, sondern darum, ein mobiler Anlaufpunkt zu sein, um die ganze Palette der Hilfsangebote anzubieten. „Frauen sollen Kontakte knüpfen, ins System reinkommen. Das Duschen ist ein ‚Schmankerl‘“, betont Ihrlich. Das bestätigt auch Sozialarbeiterin Ella Winkelmann, die gemeinsam mit Sozialassistentin Sheila Schumacher das Duschmobil fährt. „Wir spendieren einen Kaffee, verteilen Hygieneartikel oder Kleidung. Die meisten Frauen duschen beim ersten Mal gar nicht, sondern kommen zwei-, dreimal, bis ein Vertrauen aufgebaut ist“, erzählt die Sozialarbeiterin von ihren Erfahrungen. „Eine Frau kam zum zweiten Mal, als wir am Ostbahnhof standen. Als sie geduscht hatte, erzählte sie, dass sie schwanger sei. Wir konnten ihr ärztliche Hilfe vermitteln, jetzt zieht sie in eine Wohngemeinschaft, wo sie das Kind bekommen kann“, schildert Sheila Schumacher einen der zahlreichen Fälle.
Über 150 Erstkontakte hatten die Helferinnen vom SkF allein in diesem Jahr und viele konnten hier Hilfe finden. So wie bei einer Frau, die direkt von der Straße in eine Wohnung vermittelt werden konnte. „Solche Erfolgsgeschichten sind bei uns möglich“, bilanziert Ihrlich.
Diese Erfolge hat ein Unternehmer ermöglicht, der das Duschmobil auf eigene Faust gekauft und umgebaut hat. Matthias Müller, Inhaber einer Bekleidungsfirma aus Rathenow, baute Dusche, Toilette und Waschbecken ein und kümmert sich bis heute auf eigene Kosten darum, wenn beispielsweise mal das Wasser nicht läuft oder andere Dinge repariert werden müssen. Ansonsten lebt das Duschmobil von staatlicher Unterstützung. Der Bezirk Mitte hat im ersten Quartal eine Anschubfinanzierung von 40 000 Euro gewährt. Seit Anfang dieses Jahres übernimmt der Berliner Senat mit 125 000 Euro jährlich die beiden Vollzeitstellen von Ella Winkelmann und Sheila Schumacher. Elke Ihrlich hofft auf ein breiteres finanzielles Polster, um beispielsweise auch am Wochenende zu fahren oder ein Dusch- mobil für Männer anzubieten.
Diese Hoffnungen sind momentan noch Zukunftsmusik. Derweil versorgen die beiden Sozialarbeiterinnen ihre Gäste mit Handtüchern, Duschgel, Zahnpasta und auch mit neuer oder gebrauchter Kleidung. „Eigentlich gehen Damen sehr oft von oben bis unten neu eingekleidet wieder raus“, erzählt Sheila Schumacher. Und das Duschmobil sorgt nicht nur für körperliche Reinigung. Kürzlich sei eine Frau aus der Dusche gekommen und habe geflüstert: „Das war richtig schön für die Psyche.“
Mehr Infos: www.duschmobil.de