Weihnachten im zweiten Corona-Jahr – so wird gefeiert
Vieles findet draußen statt
Wie gestalten Kirchengemeinden Weihnachten im zweiten Corona-Jahr? Die Kirchenzeitung hat nachgefragt in Gemeinden auf dem Land und in der Stadt, in den Bistümern Fulda, Limburg und Mainz.
Weihnachten zu planen, gleicht einem Blick in die Glaskugel. Erst vor zwei Wochen wurden die Corona-Maßnahmen verschärft. Die Kirchengemeinden sind nicht unvorbereitet, sie haben Erfahrungswerte aus dem ersten Coronajahr. Ein Blick in sechs pastorale Einheiten in den Bistümern Fulda, Limburg und Mainz.
Pfarrei St. Peter und Paul, Bad Camberg, Bistum Limburg: „Sechs Krippenfeiern und einen Christspaziergang wollen wir an Heiligabend anbieten“, sagt Yvonne Kissel, Pfarrsekretärin und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit von St. Peter und Paul in Bad Camberg, eine Pfarrei neuen Typs mit insgesamt zehn Kirchorten. Fünf der Krippenfeiern, die zurzeit noch drinnen geplant sind, werden von Vorschulkindern der Kindergärten vorbereitet, eine der Feiern von den Erstkommunionkindern. „Darüber hinaus werden zehn Christmetten zu unterschiedlichen Zeiten zwischen 17 und 20 Uhr angeboten.“ Die Hochämter am ersten und zweiten Weihnachtstag finden fast alle mit Kindersegnung statt. Soweit die Angebote an den Weihnachtstagen in Präsenz.
Darüber hinaus gibt es einiges Digitales. „Die pastoralen Mitarbeiter senden einen Weihnachtsgruß per Videobotschaft, der auf unserer Homepage zu finden sein wird“, sagt Yvonne Kissel und ergänzt. „Der digitale Weihnachtsgruß kam im vergangenen Jahr sehr gut an.“ Kinder dürfen sich auf eine Weihnachtsfolge der Reihe „Lotta kommt & meine Bibel wird lebendig“ auf dem Pfarrei-eigenen Youtube-Kanal freuen.
Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land, Bistum Fulda: Pfarrer Marcus Vogler ist Leiter der neuen Pfarrei St. Bonifatius mit 13 Kirchorten. Er kündigt für Heiligabend einen besonderen Akzent an: eine Vigilfeier im Freien auf dem Kirchvorplatz in einem der Kirchorte. „Damit knüpfen wir an die Lichtsymbolik an, Mitfeiernde können dort auch eine Kerze anzünden und somit ein Licht mit nach Hause nehmen.“ Schon am Nachmittag wird in der Großpfarrei ein Krippenweg mit mehreren Stationen und geistlichen Impulsen und zum Mitmachen angeboten. „Familien können beispielsweise als Hirten kommen und sind dann Teil der lebendigen Krippe.“ In einem anderen Ort findet, ebenfalls draußen, eine Krippenfeier mit einem Lagerfeuer statt. Und in Amöneburg öffnet sich das 24. Fenster des lebendigen Adventskalenders. Pfarrer Vogler: „Wir lassen an Heiligabend vieles im Freien stattfinden und orientieren uns damit an Weihnachten 2020. Da waren wir gezwungen, kreativ zu werden. Allerdings sind wir damit sehr vom Wetter abhängig.“ Christmetten gibt es außerdem – drinnen und nach den aktuellen Corona-Regelungen.
Pfarrgruppe Abtsteinach, Bistum Mainz: „Wir haben vor der Corona-Pandemie an Heiligabend immer ein Krippenspiel drinnen in der Kirche angeboten. Das kann aber dieses Jahr nicht so stattfinden“, erläutert Martina Mohr, Gemeindereferentin in der Pfarrgruppe. „Diesmal gibt es eine lebendige Krippe draußen im Innenhof des Pfarrheims von Gorxheimertal beziehungsweise an den beiden größeren Kirchorten.“ Kommunionkinder spielen die Krippenfiguren, und das Familiengottesdienst-Team liest und gestaltet das Weihnachts-
evangelium. Auch einen Familiensegen gibt es, und es wird „Stille Nacht“ gesungen. Etwas Besonderes finden Kirchenbesucher in diesem Jahr in der Kirche: „Wir haben eine Weihnachtsspirale aus Tannenzweigen gestaltet“, teilt die Gemeindereferentin mit. Ein Weg führt zur Mitte mit einer kleinen Krippe. „Auf dem Weg dorthin laden Stationen mit Fragen zum Nachdenken ein, zum Beispiel: Was heißt Menschwerdung? Was bedeutet es, wenn Gott in meine Welt kommt?“ Von der Krippe können die Menschen sich gebastelte Teelichter mitnehmen, schildet Martina Mohr das Angebot. „Der Gedanke ist, nach Innen zu gehen und dann nach Außen ein Licht in die Familie und in die Welt zu tragen.“
Kirche St. Ignatius, Frankfurt, Bistum Limburg: Besonders beliebt sei die Kinderkrippenfeier an Heiligabend, sagt Petra Merk vom Gemeindesekretariat der Jesuitenkirche St. Ignatius, Teil der Dompfarrei, im Frankfurter Westend. „Dieses Jahr soll sie unter den geltenden Corona-Auflagen in der Kirche stattfinden.“ Im vergangenen Jahr sei sie draußen geplant gewesen. Die Außenveranstaltung sei dann aber wegen der verschärften Corona-Lage abgesagt worden. „Wir haben draußen nicht viel Platz und müssten, beispielsweise um eine Bühne aufzubauen, die Straße mitnutzen. Das muss aufwändig bei der Stadt beantragt wetden“, erläutert die Gemeindesekretärin. Sie hofft, dass die Kinderkrippenfeier wie geplant stattfinden kann, „denn die Kleinen proben schon, und die Krippenfeier ist als das Highlight an Weihnachten sehr gut besucht“. Merk: „Wir haben überlegt, wie es gelingen kann, dass so viele Menschen wie möglich mitfeiern können.“ Die Krippenfeier und auch die beiden Christmetten um 18 und um 22.30 Uhr können zudem per Zoom mitverfolgt werden.
Pfarrei St. Antonius von Padua, Kassel, Bistum Fulda: An Heiligabend bietet die neu gegründete Pfarrei an allen drei Kirchorten „offene Kirchen“ an: von 16 bis 20 Uhr. Pfarrer Martin Gies erläutert die Idee: „Wir packen Tüten mit Kerzen, Zweigen, einer Andacht und einem Stern, die die Menschen dann mit nach Hause nehmen können.“ Darüber hinaus sollen am Nachmittag im Freien Krippenfeiern in allen Kirchorten stattfinden. Auch die Christmetten werden um 22 Uhr draußen an den Kirchen St. Heinrich und St. Johannes Bosco gefeiert.
Pfarrgruppe Bingen, Bistum Mainz: In der Pfarrgruppe werden an Weihnachten Gottesdienste in den Kirchen unter der 2G- und der 3G-Regel angeboten. Einige der Angebote finden aber auch draußen statt, zum Beispiel ein Krippenweg im Binger Ortsteil Kempten an Heiligabend. Der Außenaltar an der Rochuskapelle auf dem Binger Rochusberg bietet sich geradezu an für Feiern draußen unter Coronabedingungen. Hier können Mitfeiernde auch unangemeldet zu zwei 3G-Angeboten kommen: zur Krippenfeier mit Kindersegnung um 15.30 Uhr und zur ökumenischen Vesper um 17 Uhr. Die Christmetten in den Kirchen finden an verschiedenen Kirchorten der Pfarrgruppe in der Zeitspanne von 17 bis 24 Uhr statt.
Alle vorgestellten Ideen und Konzepte für die Weihnachtstage stehen unter Vorbehalt, da sich aufgrund der Corona-Lage noch kurzfristig Änderungen ergeben können.
Von Anja Weiffen