Lebensmittelverschwendung vermeiden
Vieles lässt sich doch noch essen
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Jeder Mensch wirft in Deutschland pro Jahr im Schnitt 79 Kilogramm essbare Lebensmittel in den Müll. Das sind 60 Prozent dessen, was in der ganzen Kette von der Produktion bis zum Endverbraucher verloren geht. Experten geben Tipps, wie Verbraucherinnen und Verbraucher der Verschwendung entgegenwirken können.
Wie kann ich Lebensmittelverschwendung vermeiden? Lebensmittelabfall zu vermeiden, fange bereits bei der Planung des Einkaufs an, sagt der Professor für Ökotrophologie, Guido Ritter, von der Fachhochschule Münster. „Mein Tipp ist, grundsätzlich nur die Mengen einzukaufen, die man verbrauchen kann.“ Verbraucher sollten sich nicht verleiten lassen, sondern im Supermarkt nur das kaufen, was sie tatsächlich auch kaufen möchten.
Das Umweltbundesamt appelliert an die Verbraucher, sich beim Kauf von Obst und Gemüse nicht von kosmetischen Makeln leiten zu lassen. Wer im Supermarkt oder Discounter auch zu Produkten mit „Schönheitsfehlern“ greife, zeige, dass das makellose Aussehen der Produkte nicht das entscheidende Kriterium für den Einkauf ist. Dies sei ein wichtiger Schritt, um die Handelsketten zu bewegen, ihr Angebot umweltfreundlicher und ressourcenschonender zu gestalten.
Wie lagere ich Lebensmittel richtig? Ritter rät, Lebensmittel so zu lagern, dass sie lange verzehrfähig bleiben. Kühlung und trockene Lagerung seien zu empfehlen. Im Kühlschrank helfe zudem jedes Grad, das man mit der Kühlung heruntergehe. Es gebe einige Obstsorten, die man nicht miteinander oder zusammen mit anderem Obst und Gemüse lagern sollte. Vor allem Bananen und Äpfel entwickelten ein Reifungsgas. „Brot kann man portionsweise einfrieren“, empfiehlt der Ökotrophologe. „Denn gerade im Sommer ist die Lagerung des Brotes bei Raumtemperatur in der heißen Periode nicht optimal.“ Das Umweltbundesamt spricht sich dafür aus, die persönlichen Vorräte bei verderblichen Lebensmitteln kleinzuhalten.
Was muss ich bei der Haltbarkeit beachten? Die meisten Lebensmittel seien deutlich länger genießbar, als das Mindesthaltbarkeitsdatum auf den Verpackungen ausweise, sagt Ritter. Das gelte etwa für Mehl, Reis, Essig, Gewürze und Kaffee. „Deshalb sollten wir unseren Sinnen auch wieder vertrauen, das Lebensmittel aufmachen, sehen, riechen, vielleicht auch daran schmecken, um zu entscheiden, ob es noch verzehrfähig ist.“
Das Umweltbundesamt schlägt vor, gezielt auch Produkte mit einem kurzen Mindesthaltbarkeitsdatum zu kaufen, „insbesondere, wenn Sie wissen, dass Sie die Lebensmittel ohnehin bald verbrauchen“. Produkte mit Verbrauchsdatum, zum Beispiel Hackfleisch oder Fisch, dürften nach dem Ablauf nicht mehr gegessen werden, sonst bestehe die Gefahr einer Lebensmittelvergiftung, warnt die Umweltbehörde. Ritter ergänzt, dass auch bei vorgeschnittenem Salat Vorsicht geboten sei.
Was mache ich, wenn ich zu viel eingekauft habe? Das Umweltbundesamt empfiehlt, Essensreste im Kühlschrank aufzubewahren. Verbraucher könnten sie am nächsten Tag aufwärmen oder auch für neue Mahlzeiten verwerten. Alternativ ließen sich Essensreste auch einfrieren. „Lagern Sie Ihre Lebensmittel übersichtlich, damit diese nicht in Vergessenheit geraten und verderben. Räumen Sie neue Ware nach hinten, ältere nach vorne.“
Ritter zufolge ist es außerdem ratsam, eingefrorene Lebensmittel zu kennzeichnen. „So kann man später erkennen, was in der Dose ist und wann es eingefroren wurde.“ Gerade bei größeren Tiefkühltruhen ein wichtiger Hinweis, in denen manche Tüte oder Dose in der Versenkung verschwinden kann.
Was kann ich sonst noch tun? Beim Einkauf sollten Verbraucher es vermeiden, loses Obst und Gemüse anzufassen oder zu drücken, heißt es beim Umweltweltbundesamt. Und: „Kaufen Sie nicht immer das Frischeste.“ Das Aussortieren von beispielsweise Obst oder Gemüse aus der neuen Lieferung führe dazu, dass noch gute Ware der vorherigen Lieferung nicht verbraucht werde und entsorgt werden müsse. Experte Ritter schlägt zusätzlich vor, sich im Restaurant die Reste in eine selbst mitgebrachte Dose einpacken zu lassen.
Und das noch zum Schluss: Wer hungrig einkaufen geht, sollte sich dessen bewusst sein – denn wahrscheinlich wird er mehr kaufen, als wenn er satt gegessen wäre. Nicht nur in diesem Fall kann ein Einkaufszettel hilfreich sein. Noch besser: Vorher einen Speiseplan für die nächsten Tage erstellen, damit ein gezielter Einkauf leichter möglich ist.
In vielen Orten haben sich Initiativen gebildet, die das Überangebot in Verbrauchermärkten abholen, was die örtliche Tafel nicht verwerten darf – und das ist trotzdem oft noch gut genießbar. Wer im Internet recherchiert, findet in der Regel solche Gruppen, deren Mitglieder miteinander vernetzt sind und für die weitere Verteilung sorgen.
Mit der Zeit lässt sich ein Blick entwickeln, was noch brauchbar ist. Dazu gehören auch Restetüten in Supermärkten, in denen zu herabgesetzten Preisen Obst und Gemüse oder weitere abgepackte Produkte angeboten werden. Mit Sicherheit lohnt sich bei Märkten auch die Nachfrage, was vor Ort möglich ist.
Sonja Scheller/Matthias Petersen