Juli 2024

Von engen Zufahrten und Hilfe auf dem Weg

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Wohnhaus davor ein Laster mit Kran
Nachweis

Foto: Katja Schmid

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Ein enger Weg muss kein Hinderungsgrund sein.

Katjas TagebuchEs ist schwer genug in Eimsbüttel, mitten in Hamburg, mit dem Auto durch die Straßen zu fahren. Radfahrer vorne, hinten, seitlich, kleine Kinder springen plötzlich aus dem Gebüsch und zwischendurch geht jemand einfach singend mitten auf der Fahrbahn. Ist eben gut besiedelt, hier so mittendrin. Aber nun wird zwischen all den Menschen in unserer Straße auch noch der Asphalt aufgerissen. Aus irgendeinem Grund müssen viele Männer in orangenen Westen wissen, was da unten so los ist. Also sind die Straßen teilweise nur noch die Hälfte und genau durch so eine Hälfte muss ich durch. Mit dem Auto. Es kann ja nicht auf der Kreuzung bleiben, wobei ich allein völlig problemlos durch die Lücke passen würde – nur mit dem Fahrzeug sieht es etwas anders aus. Links ein parkendes Fahrrad, Brennesseln, Gestrüpp, rechts ein riesengroßer schwarzer Laster. Meine Töchter im Auto werden mucksmäuschenstill und ich versuche, das Piepen des Autos richtig zu deuten – man weiß im Prinzip nie, wann es ihm wirklich genug ist und wann es nur meldet, dass es eventuell bald genug sein könnte. Da fliegt mein Blick nach vorne. Einer der Westenmänner steht mitten auf der Straße und wedelt mit den Händen. Natürlich, er hat den Überblick, er zeigt mir, ob es geht oder nicht. Und anscheinend ist jede Sorge unbegründet – er winkt und wedelt und ich fahre und bin durch. Uff. Manchmal tut Hilfe gut. Und mir kommt der Gedanke, ob auch Gott vielleicht hin und wieder derart winkt und wedelt und ich einfach nur nicht hinschaue – ich werde in Zukunft besser darauf achten.

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Katja Schmid