Januar 2024
Von flatternden Vögeln
Foto: Marco Heinen
An manchen Tagen hab ich einen Vogel in der Brust. Er flat- tert wild und krallt mir seine Fü- ße in die Eingeweide. Das sind die Tage, in denen ich vor allem seufze, mir die Haare raufe und mehrfach von zehn rückwärts zählen muss. Geholfen hat das aber eigentlich noch nie. Der Vo- gel flattert weiter, lässt meinen Bauch grummeln, zieht mir den Magen zusammen und schnürt mir die Kehle zu. Er hat einiges im Repertoire. Er ist aufgewühlt. Flatternde Vögel gehören an den Himmel, nicht in Magen- gruben. Sie müssen fliegen, ihre Schwingen weit ausbreiten und über die Lande segeln. Ich geb meinem Vogel einen Hirsekol- ben zu fressen und sing ihm was vor. Er setzt sich brav auf sein Stengelchen und dann fliegt er hinaus. Und da verstehe ich:
Der flatternde Vogel wollte ein bisschen Zeit mit mir. Innere Ruhe ist wohl etwas, wofür man manchmal was tun muss.
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