Was gibt es zu sagen?

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Viele Christen haben mit dem Osterfest ihre Probleme. Weihnachten stimmungsvoll zu feiern ist viel leichter. Das hat seinen Grund: Was wir zu Ostern feiern, kommt in der Erfahrung der Lebenden gar nicht vor. 

Osterkerzen
Das Licht in der Nacht: eines der wenigen Symbole für Ostern. | Foto: Rosel Eckstein/pixelio

Wenn Sie zum Osterfest die Ostereier wegließen, ebenso den Osterhasen, den Festtagsbraten, den Osterspaziergang, auch die schöne Feier in der Kirche – was bliebe dann übrig? Ostern ist kein einfaches Fest. Es erzeugt nicht die schöne Stimmung von Weihnachten. Fast niemand singt zu Hause Osterlieder. Die Festbräuche – Osterhase und Eiersuche – haben mit dem Inhalt des christlichen Festes kaum etwas zu tun.

An diesen Inhalt – die Auferstehung Jesu Christi – glaubt ohnehin nur die Hälfte der in Deutschland lebenden Christen, nämlich 52,5 Prozent der Katholiken, 48 Prozent der Protestanten, die Freikirchen bringen es auf 59,3 Prozent Osterglauben. So hat es eine Umfrage vor zwei Jahren ergeben. In der Frage, ob das Grab Jesu nun wirklich leer war oder  nicht, geraten sich selbst Theologen regelmäßig in die Haare. 

Wir sollten Meinungsumfragen zum Thema „Auferstehung der Toten“ nicht zu ernst nehmen. Möglicherweise bekennen sich viele Befragte nicht zur Auferstehung von den Toten, weil sie nicht wissen, was das ist. 

„Wo erleben wir Auferstehung?“ In Glaubensstunden für Kinder wird manchmal so gefragt. Die überstandene Krankheit, das Fußballtor in der letzten Minute, die Zwei in Mathe nach lauter Fünfen, das ist alles schön. Aber davon reden wir zu Ostern nicht. 

Nicht der Moment der großen Worte

Wir reden und singen von etwas, von dem man nicht reden kann. Ein leeres Grab, darunter kann man sich etwas vorstellen. Alles Weitere liegt hinter dem Horizont unserer Erkenntnis. Wir können in Bildern davon reden oder versuchen, uns dem Unsagbaren mit unseren Erfahrungen anzunähern. Mehr nicht. Zu Weihnachten, zu Pfingsten und in anderen Festen betrachten wir, wie Gott in unsere Welt hineinkommt. Zu Ostern feiern wir, wie Gott uns aus dieser Erfahrungswelt hinausführt. 

Das macht es selbst für gläubige Menschen schwer, in den vorgegebenen Osterjubel einzustimmen. Die Jubelrufe der alten östgerlichen Hymnen sind deshalb weder lang noch wortreich. 

„Christ ist erstanden

 von der Marter alle.

 Des solln wir alle froh sein;

 Christ will unser Trost sein.

 Kyrieleis.“ 

Dies dürfte das bekannteste Osterlied sein, entstanden um 1100. Auch der große Dichter und Jesuit Friedrich Spee (1591–1635) bleibt sparsam in der Oster-Beschreibung: „Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, in deiner Urständ (Auferstehung) fröhlich ist“. Die folgenden fünf Liedstrophen zählen nur auf, wer in die Freude einstimmt: Engel, Menschen, Vögel, Pflanzen.„Christus ist auferstanden, halleluja!“ Das ist die kurze Quintessenz aller Osterhymnen. 

Den eindrucksvollsten Ausdruck österlicher Freude erleben wir zu Beginn der Osternacht; wenn das Licht der Osterkerze schweigend vom Osterfeuer in die dunkle Kirche getragen wird. „Christus das Licht!“ „Dank sei Gott!“ Mehr ist nicht zu sagen. 

Ostern ist kein Moment der großen Worte. Unsere Gedanken reichen nicht weit genug. Also ist es nicht falsch, gar nichts zu sagen. Ostern ist ein Moment, sich schweigend dem zu überlassen, was Gott uns gegeben hat und geben wird. Wir haben davon keinen Begriff, keine Worte… – vielleicht eine Ahnung. 

Text: Andreas Hüser