Was können Spenden verändern?

Was Spenden bringen - und was nicht

Wer etwas spendet, der darf sich gut fühlen. Aber er sollte sich nicht zu sehr beruhigen – denn die Probleme der Welt, die bleiben ja. Am besten ist es, der Geber befreit durch seine Spende ein paar Menschen aus der Abhängigkeit. Und er gibt wirklich so viel, wie er kann.

Eine Spende, sagt die Theologin Veronika Hoffmann, sei kein Geschenk. Wenn wir uns etwas schenkten, dann doch Pralinen, Schokolade oder Blumen. „Wir schenken, um zu sagen: Du bist mir wichtig“, sagt Hoffmann. Das Schenken sei „eine Form von Kommunikation“. Eine Spende sei pragmatischer. Bei der Spende gehe es nicht darum, was jemand ausdrücken will. Sondern schlicht darum, was der Empfänger braucht. Trotzdem sei es „nicht verboten, dass man sich gut fühlt, wenn man was gespendet hat“, betont Hoffmann. „Das ist völlig legitim.“

Bald beginnt die Fastenzeit, dann rückt die Frage, was wir als Christen spenden sollen, besonders in den Fokus. Hoffmann, die Professorin von der Uni Siegen, hat sich intensiv mit der Theologie der Gabe beschäftigt und damit, was eine Spende beim Geber und beim Empfänger bewirkt. Sie sagt, wenn ein Deutscher für Ostafrika spende, dann sei das einerseits gut, weil dadurch vermutlich Menschen vor dem Hungertod gerettet würden. Andererseits sei aber auch klar, dass die Probleme in Ostafrika durch die Spende nicht gelöst sind – und dass wir an diesen Problemen in einer vernetzten Welt irgendwie beteiligt sind. Da könnten wir uns durch die Spende nicht aus der Verantwortung stehlen. Hoffmann sagt: „Eine Gefahr könnte sein, dass man sich mit Spenden beruhigt“ – obwohl man Grund hätte, unruhig zu bleiben.

Wenn eine Spende aber schon nichts endgültig retten kann, wann ist sie dann zumindest, für sich betrachtet, perfekt? Hoffmann sagt, optimal sei eine Spende, wenn sie keine Abhängigkeiten schafft, sondern auflöst.


„Wenn ich spende, empfinde ich eine große Dankbarkeit“

Wenn jemand etwa eine Patenschaft für ein Kind in einem armen Land übernimmt, dann kann es das Ziel sein, dass das Kind irgendwann ein selbstständiges Leben führt – und die Patenschaft endet. Überspitzt, sagt Hoffmann, könne man fragen: „Mache ich mich als Spender im Idealfall langfristig überflüssig?“

Kurzfristig ist der Spender immer wichtig. Am besten bleibe er anonym, sagt Hoffmann, um den Empfänger nicht zu belasten. Es gehe nicht um ihn. Entscheidend sei allein, dass seine Spende ihren Zweck erfüllt. Dafür sei es wichtig, wie viel er gibt: „Man kann sich nicht mit zehn Euro aus der Affäre ziehen, wenn man auch mehr hätte.“ Die gute Absicht allein bringe dem Empfänger nichts.

Dem Geber aber bringt die gute Absicht durchaus etwas. Er soll keinen Dank erwarten, aber er darf durch die Spende das Gefühl bekommen, die Welt etwas gerechter zu machen. „Ich lebe hier im Überfluss“, sagt Hoffmann, „und ich empfinde jedes Mal, wenn ich spende, eine große Dankbarkeit, dass das geht. Dass ich also genug habe, um zu spenden.“ Diese Dankbarkeit in einer Spende auszudrücken, sagt sie, das sei doch ein schönes Motiv.    

Von Andreas Lesch