Auf den Domstollen folgt der Godehardtaler

Was Süßes zum Jubiläumsjahr

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Er heißt Godehard, wohnt in der Godehardstraße in Hildesheim-Ochtersum und im Schatten der dortigen St.-Godehard-Kirche – Bäckermeister Godehard Höweling. Und er ist immer gut für innovative Ideen. Eines seiner Highlights ist der Hildesheimer Domstollen. Jetzt kommt noch der Godehardtaler, das alte Stadtsiegel, hinzu.


Auf dem Siegel von 1300 steht „SIGILLUM BURGENSIUM DE HILDENSEM“ – „Bürgersiegel von Hildesheim“. Es gilt als einer der ersten Schritte der Bürgerschaft, sich von der Vorherrschaft des Bischofs zu lösen. Hier die Marzipanvariante.

Die Basis bildet ein knuspriger Keks, darauf folgt eine dunkle Schokolade und dann aus Vollmilchschokolade das eigentliche Stadtsiegel Hildesheims, das sich der Rat der Stadt um 1300 gegeben hat. So liegt es jetzt auf der Arbeitsfläche in der Backstube von Godehard Höweling. Doch bis hierhin war es ein komplizierter Prozess.
 


Die Vorlage, die Form und das fertige
Schoko-Siegel.

„Angefangen hat alles beim Osterfrühstück, wo die ganze Familie sich bei mir trifft. Dabei sind schon viele gute Ideen entstanden. Diesmal habe ich in die Runde gefragt, was man zum Godehardjahr machen kann“, erzählt der Bäckermeis­ter. Nach allem Überlegen blieb schließlich das Stadtsiegel übrig. Zusammen mit seinem Neffen Alexander ging Höweling zu Werke. Wir haben den Godehardtaler, also die Bronzenachbildung des Stadtsiegels, den ich von Bischof Josef Homeyer und Weihbischof Koitz als Dankeschön bekommen hatte, aus allen möglichen Perspektiven fotografiert und dann versucht mit dem 3-D-Drucker eine Form herzustellen. Es war nicht möglich, das Siegel war einfach zu filigran“, so der Bäckermeister. Aber aufgeben kam für ihn nicht infrage.

„Ich habe ein bisschen rumexperimentiert und mir dann mit nahrungsmittelechtem Zweikomponentensilikon eine Form hergestellt, die ich mit Schokolade ausgießen kann“, berichtet Höweling, der inzwischen auf die gleiche Weise etliche Formen angefertigt hat. „Ich kann nun in die Massenproduktion einsteigen!“ Dabei kommt es bei der Schokolade auf die Qualität und die richtige Temperatur in der Conche an. „Sonst klappt es nicht“, sagt Höweling und lächelt wissend, holt mit dem Löffel die dickflüssige Schokolade aus der Conche und füllt eine Silikonform damit. Sie muss flüssig genug sein, um auch die kleinste Vertiefung auszufüllen, und so fest, dass sie nach dem Aushärten die Form hält und schön bissfest bleibt.  
 


Bäckermeister Godehard Höweling präsentiert die Schokovariante des Godehardtalers.

Bei einer zweiten Variante verwendet der Bäckermeister statt der Vollmilchschokolade Marzipan. „Das wird hinterher ein bisschen abgeflammt, damit die Struktur des Siegels besser herauskommt“, beschreibt Höweling. Ob beide Versionen auf den Markt kommen oder nur die Schokovariante, da ist Höweling noch am Überlegen. Nach dem Verkosten sage ich: „Bitte beide!“

Edmund Deppe