„Was wir machen, ist ein Weckruf“

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Die Initiative Maria 2.0 ist jetzt auch im Norden angekommen. Am 21. Mai um 19.15 Uhr wird es eine Maiandacht vor dem St. Marien-Dom geben. Zu den Initiatorinnen gehört die Diplomtheologin Eva-Maria Schmitz aus Neuendeich. 

Eva-Maria Schmitz, Theologin aus Neuendeich
Die Theologin Eva-Maria Schmitz koordiniert „Maria 2.0“ im Norden.  Foto: privat

Maria 2.0-Maiandacht auf dem Hamburger Domplatz. Was wird da genau passieren? 

Wir feiern tatsächlich eine Maiandacht, bleiben dabei aber vor den Kirchentüren, weil Frauen vielfach in der Kirche ausgeschlossen sind. Eingangs wird es eine Erklärung des Anliegens geben und am Ende werden alle Frauen – und Männer – in einer Fürbittaktion sagen können, was sie sich für ihre Kirche wünschen. 

Maiandacht, das klingt eher nach alter, frommer Tradition…

Wir haben bewusst den Marienmonat gewählt. Weil Maria die einzige Frau ist, die in der Kirche ohne Einschränkung akzeptiert wird. Aber wir wollen schauen: Was für ein Vorbild ist Maria? Steht sie nur für Demut und Ja-Sagen? Oder hat sie noch andere interessante Seiten? 

Maria 2.0 ging von fünf Frauen in Münster aus. Wer steht hinter Ihrer Aktion in Hamburg? 

Wir sind ein Kreis von interessierten Frauen, die sich gewundert haben: Passiert bei uns im Norden gar nichts? Also sind wir aktiv geworden. Wir wollen keinen Verein gründen oder neue Gremien schaffen. Wir sind Frauen aus der Mitte der Kirche, die in ihren Gemeinden aktiv sind als Lektorinnen, Katechetinnen, Mütter von Kommunionkindern, Theologinnen … die kein Verständnis dafür haben, was aus dieser Kirche geworden ist. Wir wollen nicht einfach zusehen, wie ein Skandal auf den anderen folgt. 

Der Missbrauchsskandal steht im Aufruf von Maria 2.0 am Anfang. Worum geht es noch? 

Ja. Es geht auch um die gerechte Teilhabe an allen kirchlichen Ämtern. Es geht darum, dass die Kirche nicht über die Hälfte ihrer Mitglieder hinwegsehen kann, wenn es um Entscheidungsverantwortung geht. Und die Entscheidungsmacht hängt halt immer an den Ämtern. 

Maria 2.0 hat Frauen aufgerufen, in der Woche bis 18. Mai keine Kirche zu betreten und kein Ehrenamt auszuüben. Warum ist Ihre Aktion erst am 21.Mai?

Weil die Aktionswoche in die Hamburger Ferien fällt. Wir wollten möglichst vielen Frauen und Männern Gelegenheit geben, dabei zu sein. Übrigens, wer Gottesdienste besucht oder weiterhin ehrenamtlich tätig bleibt, kann durchaus auch an der Maiandacht teilnehmen.

Die Einladung ist heute erst einige Tage alt. Welche Reaktionen haben Sie bekommen? 

Es gab nur positive Rückmeldungen. Es wurde schnell klar: Da kommen mehr als drei oder vier Frauen. Wir wünschen uns, dass der Platz voll wird. 

Die Reaktionen von Bischöfen auf Maria 2.0 waren unterschiedlich. Vom klaren Nein bis zur Offenheit für die Weihe von Diakoninnen. Ist das Ziel „alle Ämter für Frauen“ realistisch? 

Ich hatte auch nicht gedacht, dass die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland so schnell fallen würde. Wir fordern eine wirklich geschwisterliche Kirche, in der Macht gerecht geteilt wird. Was wir machen, ist ein Weckruf. Was daraus wird, wird sich zeigen. Und ich bin sicher: Wenn Frauen für ihre Sache aufstehen, dann wird sich etwas tun. 

 Interview: Andreas Hüser