Theater-Oratorium „Psalm 2016"

Was zerstört meine Welt?

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Es ist eine gewaltige Inszenierung mit über 100 Sängern, Instrumentalisten und Schauspielern: Das Theater-Oratorium „Psalm 2016“ von Gregor Linßen kommt ins Bistum. Auf einer Musikwallfahrt haben sich die Beteiligten jetzt auf das Projekt eingestimmt.


Mal eine andere Art Chorarbeit: Die Teilnehmer singen nicht nur gemeinsam, sie setzen sich auch mit den Texten auseinander und wachsen zu einer Gemeinschaft zusammen. Foto: Elisabeth Tondera

In den Herbstferien ist auf dem Gelände der Berufsbildenden Schulen in der Trägerschaft der Franziskanerinnen in Thuine eigentlich nichts los. Doch wenn man auf das Schulgebäude zukommt, hört man Klaviermusik und Gesang. Die neuen Mitwirkenden des Oratoriums „Psalm 2016“ – Kinder, Jugendliche und Erwachsene aller Altersstufen – proben in der Aula unter der Leitung des Komponisten. Aus ganz Deutschland sind sie nach Thuine gekommen, wo sie sechs Tage lang die Gastfreundschaft der Thuiner Franziskanerinnen genießen und sich singend und bewegend mit den Psalmentexten und der dazugehörigen Musik auseinandersetzen. „Durch diese intensive Arbeit bekommt man inhaltlich sehr viel mit“, sagt Eva Schumacher, Pastoralreferentin aus Lingen.

Nach einer Singprobe fordert Linßen die 40 Teilnehmenden auf, sich zu erheben und einen Kreis zu bilden. Eine Entspannungsübung. Stampfend, singend und klatschend bewegen sich alle rhythmisch im Kreis. „Ich bin bereit –– ohoho“ wiederholen sie immer wieder. Hier kommt im Kleinen das zusammen, was die Musikwallfahrt ausmacht: Gehen, Singen und Beten. Nach einigen Minuten stoppt Linßen den Reigen und verkündet: „Jetzt gehen wir in die Stimmen.“

Mit den Psalmtexten auseinandersetzen

Männer und Frauen gehen in getrennte Räume. Maria Hartelt, Diözesanbeauftragte für Kinderchöre, und Dominik Lübbers, Komponist und Texter für neues geistliches Lied, arbeiten mit den Frauen in der Aula, Linßen zieht sich mit den Männern in einen Klassenraum zurück. „Es ist eine sehr intensive Zeit mit einem strammen Programm von morgens bis zum späten Abend“, sagt der Referent für das Dekanat Emsland-Süd und die Stadtpastoral in Lingen, Holger Berentzen, der die Chortage organisiert und begleitet. „Die ursprüngliche Idee war, Linßens Chor zur Aufführung nach Lingen einzuladen“, erzählt er. Der Vorschlag kam von Sebastian von Melle, der bei der Uraufführung in Leipzig mitgesungen hatte. Als der Dekanatsreferent daraufhin Kontakt zu dem Komponisten aufnahm, schlug dieser ein regionales Chorprojekt zur Vorbereitung vor.

„Gregor Linßen hat eine Fangemeinschaft in ganz Deutschland“, berichtet Berentzen. Das erklärt, warum sogar Teilnehmende aus dem Schwarzwald ins Emsland gekommen sind. Dorothea Schmieder macht seit 2010 bei verschiedenen Projekten mit dem Komponisten mit; ihr Mann Alwin Echle hat sie schon öfter begleitet, diesmal hat er sich entschlossen, mitzumachen. Auch Renate und Norbert Sievers aus Lingen sind erfahrene Chorsänger. „Da bot es sich an, mal eine andere Art der Chorarbeit mitzubekommen“, sagt er, und sie schwärmt von der besonderen Atmosphäre der Chortage. „Es ist eine ganz tolle Gemeinschaft.“ Dazu trägt laut Stefanie Lübbers, Diözesanreferentin für den Bereich Liturgie und Kirchenmusik, die Mischung aus allen Elementen der Musikwallfahrt bei: gemeinsames Singen, Essen, Reden, Wandern.

Gemeinsam singen, essen, reden und wandern

„Es hat etwas mit dem Leben der Menschen zu tun“, sagt sie. Das gelte auch für die Auseinandersetzung mit den Psalmtexten, die unter dem Gesichtspunkt betrachtet werden: „Was zerstört (meine) Welt?“. Lübbers ist für die theologisch-geistliche Begleitung des Projektes zuständig und staunt, wie gut das Konzept der Musikwallfahrt funktioniert, das Gregor Linßen so beschreibt: „Es ist eine besondere Erfahrung und eine besondere Situation, in die man die Teilnehmer bringt. Wenn man unterwegs ist, ist man Teil einer Gruppe, man erlebt gemeinsam den Weg, und das Erlebte wird in die Aufführung des Stückes einfließen.“ Es ist ihm sehr wichtig, eine Gemeinschaft zu schaffen, die ein Stück des Weges mitgeht. „Ich kann nicht von einer Wüste singen, wenn ich nicht in der Wüste war“, ist er überzeugt.

Zweimal haben sich die Sänger zu Fuß auf den Weg gemacht: nach Gut Hange, wo sie in der Sonntagsmesse sangen und nach Lingen – dort gestalteten sie den ökumenischen Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit.

Elisabeth Tondera


Zur Sache

„Psalm 2016“ wird am 17. November um 19.30 Uhr in der St.-Bonifatius-Kirche in Lingen aufgeführt. Der Eintritt ist frei. Die Aufführung wird von der Stadt Lingen, der Gemeinde St. Bonifatius, der Stadtkirche Lingen, dem Bistum Osnabrück und dem ökumenischen Verein ANDERE ZEITEN mitfinanziert.