Schwangerschaft und Pränataldiagnostik

Welche Untersuchung will ich?

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Hauptsache gesund! – das wünschen sich werdende Eltern für ihr Kind. Der medizinische Fortschritt bietet mit der Pränataldiagnostik Untersuchungen an, die Eltern vor schwere Entscheidungen stellen. Da kann Beratung helfen.


So manche angebotene Untersuchung stellt Eltern vor schwere Entscheidungen. Foto: fotolia

Früher sagte man über eine Schwangere, sie sei „guter Hoffnung“. Und wenn sie gefragt wurde, ob sie sich ein Mädchen oder einen Jungen wünscht, hieß es einfach: „Hauptsache gesund.“ Das hat sich geändert. Viele Eltern wollen wissen, welches Geschlecht das Kind haben wird. Und auch beim Thema Gesundheit wünschen sie keine Überraschungen. Pränataldiagnostik nimmt immer mehr Raum in der Schwangerschaft ein und gehört für viele zur Vorsorge dazu.

Über die Vorteile und die Gefahren der heutigen Pränataldiagnostik werden anlässlich der „Woche für das Leben“ Theologin Monika Bobbert und Heike Veen, Schwangerenberaterin mit Schwerpunkt Pränataldiagnostik, am 21. April in Osnabrück sprechen. Nach ihren kurzen Referaten ist Gelegenheit für eine Diskussion.

Heike Veen ist Mitarbeiterin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und als Beraterin nicht nur in Meppen, sondern auch in Rheine in einer Einrichtung zur Pränataldiagnostik tätig. Eltern, denen das Ergebnis einer Untersuchung mitgeteilt wurde, können dort vor Ort direkt in die Beratung gehen. Denn eine Entscheidung, ob sie ein Leben mit einem behinderten Kind meistern werden und wollen, müssen Vater und Mutter selbst treffen, dies ist keine Sache der Ärzte. Beratung für das Leben könne dabei hilfreich sein.

Beim Vortragsabend im Forum am Dom wird Heike Veen zunächst die medizinischen Abläufe der Pränataldiagnostik darstellen. So wurde die vor etwa zwanzig Jahren von Ärzten oft  empfohlene Fruchtwasseruntersuchung zur Feststellung von Chromosomenveränderungen von dem Angebot eines Bluttests abgelöst, bei dem das Ungeborene nicht behelligt wird.

Bluttest wird zu Beginn der Schwangerschaft angeboten

Bei der Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) entnahmen die Mediziner im Fruchtwasser schwimmende Zellen des Ungeborenen, um sie zu untersuchen. Bei der sogenannten nicht invasiven Pränataldiagnostik (NIPD) gibt die Mutter eine Blutprobe ab, diese wird in einem Speziallabor untersucht.

Mit dem Bluttestergebnis werden Voraussagen getroffen, ob das Kind die Genveränderungen Trisomie 13, 18 oder 21 hat. Diese Genveränderungen führen zu körperlichen Behinderungen, Trisomie 21 ist auch als Down-Syndrom bekannt. Die Blutuntersuchung kann mit etwa 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, ob ein Kind mit dem Down Syndrom geboren werden wird.

Der Bluttest wird zu Beginn der Schwangerschaft angeboten. Er trifft nur Aussagen über Genveränderungen, die beim Kind zu körperlichen Einschränkungen führen. Erst später, beim großen Ultraschall in der 20. bis 24. Woche, kann die Ärztin beim Ungeborenen Hinweise auf weitere andere Einschränkungen wie Wasserkopf, offener Rücken oder einen Herzfehler sehen. Dann kann das Ungeborene noch im Mutterleib behandelt werden oder man hat Gelegenheit, Vorsorge für den Geburtstermin zu treffen, zum Beispiel in einem Krankenhaus zu entbinden, in dessen Nähe  ein Herzzentrum liegt, wo der Säugling sofort operiert werden kann.

In jedem Fall sei es für Eltern hilfreich, wenn sie eine Beratung in Anspruch nehmen, betont  Heike Veen. Die Nachricht, das Kind könnte eine Behinderung haben, sei immer eine Krisen- und Schocksituation. Es sei gut, wenn werdende Eltern erführen, dass es Hilfen für Familien mit behinderten Kindern gibt. Auf Wunsch begleitet Veen Eltern bis zur Geburt. Grundsätzlich gelte, dass man sich schon zu Beginn einer Schwangerschaft die Frage stelle: Will ich den Einstieg in all diese medizinischen Untersuchungen?

Andrea Kolhoff

 

„Wunschkind!“ – Vortrag und Segnungsgottesdienst

Unter dem Motto ,,Kinderwunsch. Wunschkind. Unser Kind!“ widmet sich die ökumenische „Woche für das Leben 2018“ vom 14. bis zum 21. April bundesweit dem Thema Schwangerschaft und Pränataldiagnostik. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit den Methoden vorgeburtlicher Untersuchungen und darum, dass Tests immer mehr zum Routineangebot werden, zum Beispiel Bluttests unter dem Stichwort „nichtinvasiver Pränataltest“, abgekürzt NIPT. Während noch vor Jahren eine Fruchtwasseruntersuchung Grundlage für einen Test war, bei dem die Chromosomen des Ungeborenen untersucht wurden, um herauszufinden, ob das Kind eine Chromosomenabweichung hat, wird heute der Mutter Blut abgenommen und im Labor untersucht. Dabei wird errechnet, mit welcher Wahrscheinlichkeit das ungeborene Kind eine Chromosomenabweichung haben wird, zum Beispiel Trisomie 21 (Down-Syndrom).

Im Forum am Dom in Osnabrück (Domhof 12) findet eine Vortragsveranstaltung zum Thema „Ethische Herausforderung vorgeburtlicher Untersuchungen“ statt am Donnerstag, 19. April. Beginn ist um 19.30 Uhr. Es sprechen Monika Bobbert, Moraltheologin von der Universität Münster, und Heike Veen, Schwangerschaftsberaterin beim Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF) Meppen.

Am Sonntag, 22. April, findet ein ökumenischer Segnungsgottesdienst für (werdende) Mütter und Väter und Kinder statt. Beginn ist um 11 Uhr im Saal der Katholischen Familienbildungsstätte Osnabrück, Große Rosenstraße 18.