Energiesparen

Weniger ist mehr

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Gas droht im Winter in Deutschland knapp zu werden. So einen Mangel kennen wir nicht – denn bisher haben wir in einer Überflussgesellschaft gelebt. Das Gute ist: Jeder kann helfen, das Problem zu lindern.

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Auch beim Duschen lässt sich der Gasverbrauch reduzieren – durch kühleres Wasser oder einen Spar-Duschkopf. Foto: istockphoto/RapidEye

Von Andreas Lesch

Seit Wochen betont Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, wie groß das Problem ist, das Deutschland im Winter droht. Russland hat seine Gaslieferungen gedrosselt – und das Gas, das jetzt nicht fließt, fehlt im Winter. Dann ist womöglich nicht genug da für warme Wohnungen und die Produktion der Industrie. Habeck sagt, das sei „ein ökonomischer Angriff auf uns“. Die Strategie von Russ-lands Präsident Wladimir Putin sei es, Unsicherheit zu schüren, die Preise hoch zu treiben und zu spalten. Denkbar ist, dass Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland sogar ganz einstellt.

Je mehr wir also sparen, desto weniger anfällig sind wir für Putins Attacke. Und Sparsamkeit beim Verbrauch fossiler Energien hat noch mehr Vorteile: Sie spült dem Diktator aus Moskau weniger Geld für seinen wahnhaften Krieg in die Kasse, schont in Zeiten stark steigender Preise das eigene Konto und ist angesichts der schon jetzt dramatischen Klimakrise ohnehin sinnvoll. Die Hitzewellen in Indien und vielen Ländern Europas, die dramatische Dürre in Italien und die Waldbrände in Brandenburg sind nur die jüngsten Beispiele dafür, wie die Erderhitzung unsere Lebensgrundlagen bedroht. 

Jeder Mensch kann zum Energiesparen sofort etwas beitragen. Kann statt des Autos das Rad, den Bus oder die Bahn nehmen, Fahrgemeinschaften bilden oder sich selbst ein Tempolimit auferlegen, das massiv Sprit spart. Auch Stromsparen ist simpel: Geräte nicht im Stand-by-Modus lassen, weniger im Internet surfen, Licht aus in Räumen, die man gerade nicht nutzt. 

Besonders wichtig aber ist wegen Putins Aggression zurzeit das Gassparen. Geht ganz leicht: Ein Spar-Duschkopf beispielsweise, so das Umweltbundesamt, senkt den Energieverbrauch fürs Duschen um rund 30 Prozent. Wenn ihn alle Menschen in Deutschland nutzen, spart das rund 11,3 Terawattstunden Erdgas; das entspricht 2,6 Prozent der Erdgasimporte aus Russland. Kürzer und kühler duschen und seltener baden hilft natürlich auch.

Die Heizung zwei Grad runterdrehen – das bringt viel

Im Herbst und Winter dann lassen sich die Heizkosten durch simple Tricks reduzieren: die Fenster nicht auf Kipp stellen, sondern regelmäßig stoßlüften; nachts Jalousien und Vorhänge zumachen und automatisch die Temperaturen absenken. Dazu: die Heizung ein, vielleicht zwei Grad weiter runterdrehen als gewohnt und, wenn es einen dann fröstelt, einen Wollpullover und dicke Socken anzuziehen – und zur Not unter eine Decke schlüpfen. Laut Umweltbundesamt würden rund 21 Terawattstunden Gas weniger benötigt, wenn alle Haushalte in Deutschland die Temperatur in den Wohnungen um zwei Grad reduzieren – also rund fünf Prozent des bisher aus Russland importierten Erdgases.

Natürlich kann niemand allein die Knappheiten besiegen, aber zusammen können wir vieles schaffen. Wäre es nicht charmant, wenn wir Christen beim Verzicht vorangehen? Wir wissen doch aus jeder Fastenzeit, dass weniger mehr sein kann. Und jetzt ist Verzicht sogar doppelt wertvoll: Er dient nicht nur der eigenen Umkehr, sondern der ganzen Gesellschaft. Sind Sie dabei?