Das Einkaufsmobil der Malteser hilft alten und mobilitätseingeschränkten Menschen

Wenn das Einkaufen schwer fällt

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In Wolfenbüttel fährt jeden Donnerstag der mobile Einkaufswagen der Malteser alte und mobilitätseingeschränkte Menschen zum Supermarkt. Es sind noch Plätze frei.


Unterstützt von der Malteserin Annika Beese (rechts) kann Ursula Wetzel (91) ihre Einkäufe erledigen.

Seit fast einem Jahr ist für Ursula Wetzel (91) und etwa eine Handvoll weiterer älterer Menschen jeden Donnerstagnachmittag Einkaufstag in einem großen Supermarkt in Wolfenbüttel. Gegen 15 Uhr holen die Malteser Annika Beese und Sven Kluwe oder ihre Kollegen die Seniorinnen von zu Hause ab – ein Mann ist im Moment keiner dabei. Im Supermarkt können sie in Ruhe und mit tatkräftiger Unterstützung einkaufen und werden anschließend wieder nach Hause gebracht. Bei Bedarf tragen die Malteser die vollen Taschen bis in die Wohnung. Einige ältere Menschen können so schlecht sehen, dass sie auch beim Aussuchen der Waren von den Ehrenamtlichen unterstützt werden.

„Diese Fahrten sind mehr als bloße Einkaufstouren“, sagt Frank Stautmeister, Stadtbeauftragter der Malteser Braunschweig-Wolfenbüttel. „Sie sind willkommene Abwechslung und mitunter ein Mittel gegen die Einsamkeit.“
 


Abwiegen der Tomaten, Etikett aufkleben – auch bei diesen kleinen Arbeiten gibts Hilfe von der Einkaufsbegleiterin.

Ursula Wetzel ist seit Anfang an mit dabei und nutzt den Dienst jede Woche. „Eine Freundin fährt immer mit, die anderen Frauen habe ich erst bei den Fahrten kennengelernt“, sagt sie. Die Braunschweigerin lebt seit 15 Jahren in Wolfenbüttel, ihre Wohnung liegt im zweiten Stockwerk ohne Aufzug.
„Ich brauche nur zu sagen, was ich möchte. Besser kann ich es nicht haben.“

„Das Treppensteigen dauert lange, ist aber die beste Gymnastik. Nur mit schweren Einkaufstaschen kann ich das gar nicht.“ Wetzel hat im Kopf, was sie einkaufen will und braucht keinen Einkaufszettel. Ohne Hilfe könnte sie ihre Besorgungen aber nicht allein erledigen. Sie ist auf einen Rollator angewiesen und kann nicht mehr gut sehen. „Weil es sehr praktisch für mich ist und ich ja nicht richtig gucken kann, fahre ich beim mobilen Einkaufswagen mit. Es wird mir alles vorgelegt, ich brauche nur zu sagen, was ich möchte. Das ist für mich ideal. Und tragen kann ich auch nicht, also besser kann ich es nicht haben“, lobt sie das Projekt in höchsten Tönen.
 


Heute fährt Malteser Sven Kluwe die Einkaufstour. Auch Ursula Wetzel ist mit ihrem Rollator dabei.

„Heute kaufe ich nicht so viel, weil ich am Sonntag wegfahre.“ Voller Freude erzählt sie über den bevorstehenden Besuch bei ihrer Tochter in Hannover. Heute braucht sie jeweils zwei Paprika, Gurken, Fleischtomaten und Pfirsiche, dazu Feta-Käse, Wackelpudding, das schwere Mineralwasser und einiges mehr. Vom Projekt hat Wetzel über den Nachbar der Tochter erfahren. Er ist ein Malteser.

Sie weiß ganz genau, was sie will und bittet Annika Beese nachzuschauen, ob der Feta nur aus Schafsmilch gemacht wurde. Richtig befreit wirkt die Seniorin an der Wurst- und Fleischtheke. Hier ist sie nicht auf fremde Hilfe angewiesen und nennt dem Verkäufer direkt ihre Wünsche. Dabei kauft sie auch noch etwas für eine Bekannte ein.

„Ich habe bisher nur positive Erfahrungen gemacht mit den älteren Herrschaften, die total begeistert sind, immer wieder gern mit uns mitfahren und sich freuen, dass wir so hilfsbereit ihnen gegenüber sind“, beschreibt die 35-jährige Malteserin ihre Erfahrungen. Sven Kluwe kann da seiner Kollegin, die wie er auch im Sanitätsdienst aktiv ist, nur zustimmen. Der Ehrenamtliche engagiert sich beim Projekt als Fahrer. Außerdem hilft er, wo er kann: „Ich schiebe den Einkaufswagen, lese den Leuten ihren Einkaufszettel vor, berate bei den Produkten im Supermarkt und helfe beim Ein- und Aussteigen.“
Der Einkauf klingt dann immer ganz gemütlich bei einer Runde Kaffee und Kuchen und Gesprächen über Gott und die Welt aus. „Es ist so schön, nach dem Einkaufen zusammenzusitzen und Kaffee zu trinken“, freut sich Wetzel.

Zur Zeit wird der mobile Einkaufswagen von einem festen Stamm von Seniorinnen zwischen 80 und 93 Jahren nachgefragt. Die Kooperationspartner des Projektes, die Malteser in Braunschweig-Wolfenbüttel und der Seniorenbeirat der Stadt  Wolfenbüttel, betonen, dass noch Plätze für neue Mitfahrer- und Mitfahrerinnen frei sind.

Sabine Moser

 

Mobiler Einkaufswagen der Malteser
Wolfenbüttel (sam). Der mobile Einkaufswagen startet in der Regel donnerstags gegen 15 Uhr und bringt bis zu sechs Seniorinnen und Senioren zum „real“-Supermarkt (Am Wasserwerk 3). Wegen des Vollsortiments entschied man sich für diesen Einkaufsmarkt, zumal am Donnerstagnachmittag zusätzlich ein Verkaufswagen mit Frischfisch vor dem Markt steht.

Beim Einkauf auf eigene Kosten erhalten die Teilnehmer wenn nötig Unterstützung. Danach steht noch gemütliches Kaffeetrinken bei der im Haus angeschlossenen Bäckerei auf dem Programm. Die Heimfahrt startet gegen 16.30 Uhr. Bei Bedarf wird der Einkauf in die Wohnung getragen.

Das Angebot richtet sich an ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen aus der Kernstadt Wolfenbüttel, es ist für die Teilnehmer kostenlos. Die Betriebskosten für den Unterhalt des Malteser-Fahrzeuges werden durch Spenden gedeckt.

Anmeldung: Bis dienstags 12 Uhr für den darauffolgenden Donnerstag beim Seniorenbeirat unter der Telefonnummer 0 53 31 / 9 02 89 89.

Weitere Informationen: Malteser Hilfsdienst Braunschweig-Wolfenbüttel, Tel. 05 31 / 23 79 79-0, www.malte­ser-braunschweig.de