Informationsabend Caritas Bremen

Wenn Medienkonsum zur Sucht wird

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Die Suchtberatungsstelle der Bremer Caritas lädt Eltern erstmals zu einem Informationsabend ein. Das Elterncafé soll ihnen Klarheit bringen, ob sich der Medienkonsum ihrer Kinder noch im Rahmen bewegt oder ob sie bereits abhängig sind. Fragen an Suchttherapeutin Tessa Elfers.


Smartphones haben ein hohes Suchtpotenzial. Foto:
stock.adobe.com/carballo

Mit wem haben Sie es in Ihrer Suchtberatungsstelle zu tun?

Es kommen überwiegend Jugendliche zu uns – oft nicht von allein, es sind die Eltern, die aktiv werden. Zunächst einmal muss man differenzieren: Eine Mutter, die sich zum Beispiel sorgt, dass ihre zwölfjährige Tochter das Tablet aus dem Schulunterricht zu häufig nutzen könnte, ist noch kein klassischer Fall von Mediensucht. Aber die Grenze zwischen starker Mediennutzung und Gefährdung ist fließend.

Welche Geräte haben denn das größte Suchtpotenzial?

Laut JIM-Studie zur Mediennutzung der Zwölf- bis 19-Jährigen liegen die Smartphones vorn: Man kann darauf Spiele spielen, soziale Medien nutzen, streamen oder sich mit Youtube-Filmen in einer Endlosschleife verlieren. Geschlechtermäßig gibt es Unterschiede: Mädchen entwickeln abhängige Verhaltensmuster eher im Social-Media-Bereich, Jungen spielen deutlich mehr Computerspiele. In der Corona-Zeit ist der Medienkonsum noch mal angestiegen. Aber da muss man vorsichtig sein und darf diesen Anstieg nicht gleichsetzen mit Medienabhängigkeit. Ein Problem ist, dass das Angebot schneller wächst, als wir mit unseren Kompetenzen hinterherkommen. Das führt bei Eltern zu großer Unsicherheit.


Tessa Elfers, Fachambulanz für Suchtprävention
und medizinische Rehabilitation der Caritas.
Foto: Caritas Bremen

Woran merken Eltern, dass ihre Kinder suchtgefährdet sind?

Wenn sie beobachten, dass ihr Kind stundenlang vor dem Computer hockt, dass es sich überhaupt nicht mehr für andere Dinge interessiert, ist es nicht falsch, darauf zu reagieren. Wobei die reine quantitative Nutzung noch kein Kriterium für eine Abhängigkeit ist. Die entsteht auch nicht innerhalb von zwei, drei Monaten, sondern muss mindestens ein Jahr lang verlässlich beobachtet werden. Erste Hinweise können sein, dass sich das Kind von Familie und Freunden zurückzieht, andere Hobbys komplett vernachlässigt, dass die Leistungen in der Schule stark absinken oder Schlafstörungen auftreten. Hilfreich für Eltern sind Checklisten, die es zum Beispiel auf www.klicksafe.de gibt.

Wie sieht Ihre Hilfe aus?

Eine komplette Abstinenz funktioniert nicht in unserer vernetzten Welt. Bei krankhaftem Medienkonsum geht es um eine Teilabstinenz: etwa bestimmte Computerspiele, die zu Sog und Kontrollverlust führen, nicht mehr zu nutzen. Bei einer Punktabstinenz wiederum soll die Medienanwendung zeitlich limitiert werden. Wir schauen auch immer, wie es gelingen kann, vernachlässigte Interessen und Verpflichtungen wieder aufzubauen. Wichtig ist, dass Eltern und Jugendliche im Gespräch bleiben und mehr gemeinsam unternehmen – auch außerhalb der digitalen Welt.

Interview: Anja Sabel

Das Elterncafé findet am Dienstag, 3. Mai, von 17.30 bis 19.30 Uhr im Caritas-Zentrum Bremen, Georg-Gröning-Straße 55, statt. Es ist Teil des Projekts „Frühintervention, Prävention und Beratung bei problematischem Medienkonsum“. Umgehende Anmeldung per E-Mai: t.elfers@caritas-bremen.de