Umfrage zur Arbeit der katholischen Kirche in Bremen

Wie zufrieden sind Sie?

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Wer seine Arbeit verbessern will, braucht kritische Rückmeldungen. Die katholische Kirche in Bremen hat deshalb eine Online-Umfrage gestartet – mit rund 1150 Teilnehmern. Auf einem Stadtpastoraltag im September werden die Ergebnisse vorgestellt und als Aufgaben für die Zukunft formuliert.


Mit Hilfe eines Fragebogens beurteilten Bremer die Arbeit der katholischen Kirche. Foto/Grafik: istock/Dom-Medien

Zufriedenheit ist messbar. Das wissen nicht nur die Statistiker. Auch der Katholische Gemeindeverband in Bremen. Er wollte per Online-Umfrage erstmals herausfinden: Wie zufrieden sind die Bremer mit der Arbeit der katholischen Kirche? Wie wird sie in der Stadt überhaupt wahrgenommen? Welche Erwartungen und Wünsche gibt es? Die wissenschaftlich begleitete Umfrage sei nicht repräsentativ, aber ein guter Gradmesser, sagt Dekanatsreferent und Organisator Christoph Lubberich. „Wichtig waren uns ehrliche Meinungen und ein möglichst breites Stimmungsbild.“ Experiment: gelungen!

Rund 1150 Menschen haben sich beteiligt. Mehr als erwartet. Was Propst Bernhard Stecker freut. „Nur so kann sich in der Kirche etwas bewegen“, sagt er. „Die Umfrage ist ein gutes Beispiel dafür, dass katholische Christen sehr wohl gefragt sind, wenn es um die Mitgestaltung geht.“ Ein Austritt sei dagegen das falsche Zeichen, um Kritik zu äußern. Dadurch verändere sich überhaupt nichts. Im Gegenteil: Dadurch werde auch der finanzielle Spielraum für soziale und kulturelle Aufgaben geringer. 

Die Ergebnisse – Wünsche, Erwartungen und Kritik – werden nun in den Gemeindegremien diskutiert und im September auf einem Stadtpastoraltag vorgestellt und als Zukunftsvisionen formuliert. Online ist die tabellarische Auswertung bereits veröffentlicht. „Von der Umfrage haben wir uns Anregungen erhofft, wie wir uns als Kirche in Bremen noch besser aufstellen können“, erklärt Propst Stecker. Innerkirchliche Fragen, die nur in Rom entschieden werden können, spielten keine Rolle. In Bremen könne man nicht entscheiden, ob Priester heiraten oder Frauen geweiht werden dürfen. „Entscheiden können wir aber über Frauen in Führungspositionen, Kommunikation, Erreichbarkeit, Transparenz oder gezieltere Angebote.“ Erwünscht war deshalb nicht nur die Meinung der regelmäßigen Kirchgänger. Der Fragebogen wurde auch in katholischen Kindertagesstätten und Schulen verteilt, in karitativen Einrichtungen, bei den Maltesern und im Krankenhaus St.-Joseph-Stift.

Gottesdienste sind das meistgenutzte Angebot

Von den mehr als 1150 eingegangenen Fragebögen konnten 856 in die Präsentation einfließen. Katholiken beteiligten sich mit 75 Prozent, evangelische Christen mit 15 Prozent. Acht Prozent waren Menschen ohne Religion. Was für Christoph Lubberich darauf hindeutet, „dass vielen Menschen die Kirche nicht egal ist“. Sowohl die Antworten auf offene Fragen als auch die anzukreuzenden Antwortmöglichkeiten ließen auf eine relativ hohe Zufriedenheit schließen. 

Das am meisten genutzte Angebot sind Gottesdienste (76 Prozent), gefolgt von Erstkommunion (37 Prozent)Taufe (36 Prozent), Firmung (31 Prozent), Begräbnis (28 Prozent), Kultur/Musik (27 Prozent) und Hochzeit (24 Prozent). Interessant seien auch die Antworten auf die Frage, wie die katholische Kirche in Bremen erlebt werde, sagt Pastoralreferent Lubberich. 65 Prozent sind der Meinung, sie setze sich für die Menschen am Rand der Gesellschaft ein. 62 Prozent haben angekreuzt, dass sie sich in den kirchlichen Angeboten und Einrichtungen willkommen fühlen. 45 Prozent fühlen sich in den Kirchengemeinden beheimatet, 39 Prozent als gleichberechtigt beteiligt. 

Nur 15 Prozent erleben die katholische Kirche in Bremen als bevormundend, 26 Prozent finden, sie beschäftige sich mehr mit sich selbst als mit den Problemen der Menschen. „Das sagt ja schon einiges darüber aus, dass es um die Zufriedenheit nicht so schlecht bestellt ist“, meint Lubberich. 

Nur sechs Prozent wünschen sich mehr Transparenz, allerdings habe dieser Wert mit 63 Prozent erheblichen Einfluss auf die Zufriedenheit der Bremer. 41 Prozent wünschen sich mehr Offenheit und Anstöße zu Veränderungen in der Kirche – auch das habe mit 29 Prozent großen Einfluss darauf, wie zufrieden die Menschen seien, sagt Lubberich. Ein Wunsch, den die katholische Kirche in Bremen ernst nimmt: Die Menschen wollen in ihrem persönlichen Glauben unterstützt werden. Und auch diese Angabe überrascht die Verantwortlichen: 46 Prozent der Befragten sind motiviert, sich in kirchlichen Projekten und Initiativen zu engagieren.

Anja Sabel


Zur Sache

Die Bremer Umfrageergebnisse werden auf einem öffentlichen Stadtpastoraltag am 17. und 18. September vorgestellt. Sie sind Diskussionsgrundlage für die Frage, wie sich die katholische Kirche in Bremen in Zukunft aufstellen soll. Der Stadtpastoraltag soll, je nach Corona-Lage, in der Hochschule für Künste stattfinden. Es nehmen Haupt- und Ehrenamtliche aus den Bremer Gemeinden teil – Bischof Franz-Josef Bode und Weihbischof Johannes Wübbe sind als Gäste dabei. Es gibt ein Impulsreferat des Theologen Matthias Sellmann von der Universität Bochum, Gespräche in Kleingruppen sowie eine Podiumsdiskussion. Eine Teilnahme ist auch online möglich.