Kirche und Soziale Medien

Zeigt Euch – auch im Internet

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Frau, Selfie
Nachweis

Foto: imago/pond5images/dangrytsku

Die Kirche will in der Gesellschaft etwas zu sagen haben, sie hat eine Botschaft. In den sozialen Netzwerken sind Kirchengemeinden aber oft nicht präsent. Warum Social Media eine Chance ist und wie Gemeinden durchstarten können.

Eine Stunde und 40 Minuten verbringen Deutsche durchschnittlich auf sozialen Netzwerken wie WhatsApp, Instagram oder TikTok. Jugendliche und junge Erwachsene sind mehrere Stunden am Tag auf Social Media unterwegs. Höchste Zeit also, dass die Kirche die Menschen dort abholt. Doch wie können Gemeinden das schaffen?

Der Anspruch von Gemeinden müsse nicht sein, dass ihnen auf einem Netzwerk besonders viele Menschen folgen, sagt Anna Neumaier, Professorin für Religionswissenschaften an der Ruhr-Universität  Bochum. Stattdessen sei es wichtig, dass Menschen sich über die Beiträge austauschen. Zum Beispiel könnte eine Gemeinde sich zu politischen Themen äußern, indem sie zeigt, wie sie gegen Rechtsextremismus demonstriert.

Eine andere Möglichkeit sei es, Beiträge mit religiösen Impulsen, wie ein  Video von einer Andacht zu veröffentlichen, in der jemand ein Gebet spricht. „Social Media kann ein Ort für Menschen sein, die sich über ihren Glauben austauschen wollen oder einfach dankbar sind, religionsbezogene Beiträge zu lesen, die sie zum Nachdenken anregen“, sagt Neumaier. „Das schlägt sich nicht in Gottesdienstbesucherzahlen nieder, nichtsdestotrotz hat es etwas mit dem Glaubensleben der Menschen zu tun.“

Wenn eine Gemeinde beginnen will, Social Media zu nutzen, müsse sie zunächst wissen, wen sie erreichen will. Auf Facebook sind die Nutzerinnen und Nutzer eher über 40 Jahre alt. Instagram ist eine Bildplattform, auf der man mit Fotos und kurzen Videos punktet. Hier sind die Nutzer deutlich jünger. Auf YouTube kann man längere Videos veröffentlichen, zum Beispiel von Gottesdiensten. TikTok ist hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Kurze, schnelllebige Videos sind hier angesagt.

Woran es mangelt, wenn Kirchengemeinden versuchen, Social-Media-Accounts zu bespielen, sei Zeit und Kompetenz, sagt Neumaier. Es fehle technisches Wissen, aber häufig auch „die Vertrautheit mit den Erzählweisen, die auf unterschiedlichen Plattformen funktionieren“. Um das zu ändern, würden Fortbildungen helfen.

Religion kehrt in den Alltag der Menschen zurück

Wie viel Zeit eine Gemeinde für ihren Auftritt in den sozialen Medien aufwendet, habe Auswirkungen darauf, welche Beziehung sie zu den Followerinnen und Followern aufbaut. Es könne reichen, Informationen wie Veranstaltungshinweise und Gottesdienstzeiten, die sie sowieso im Gemeindebrief veröffentlicht, auch auf Social Media zu posten. So erreicht man aber vor allem diejenigen, die sowieso aktiv sind. Gemeindemitglieder, die nicht mehr in die Kirche kommen, werden sich durch reine Informationsposts wenig angesprochen fühlen. Auch die Algorithmen der Plattformen selbst benachteiligen nüchterne Beiträge. 

Ideal wäre es, wenn sich Pfarrer oder Gemeindereferent selbst vor die Kamera stellten und Videos aufnähmen. So könne man Kontakt zu denjenigen halten, die noch Mitglieder sind. Social Media sei eine Chance, Religion wieder in den Alltag der Menschen zu bringen, sagt Neumaier. Deshalb sollten Gemeinden keine Angst haben, sich auszuprobieren. 

Luzia Arlinghaus