Ehemaliger Bahnhof ist jetzt Pflegeakademie
Züge stören nicht beim Lernen
165 Jahre alt ist der ehemalige Bahnhof in Papenburg. Nun sitzen dort zukünftige Pflegekräfte auf der Schulbank. Die ersten Auszubildenden zogen vor einem Jahr ein – nach Umbau und Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Aus dem Bahnhof wurde die Pflegeakademie St. Anna des Marien-Hospitals.
Das Erdgeschoss trägt den Namen „Gleis 1“. Ein Stockwerk darüber liegt „Gleis 2“. Die Unterrichtsräume sind parterre von „Waggon 1 bis 3“ nummeriert, im Obergeschoss stehen die „Waggons 4 bis 6“. Dort findet sich auch ein Gruppenraum, das „Abteil“.
„Die Namen unserer Räume erinnern bewusst an die Geschichte des Hauses als Bahnhof“, erklärt Hedwig Rode, Leiterin der Pflegeakademie St. Anna. Erhalten geblieben ist nur die denkmalgeschützte Fassade. Das Gebäude sei komplett entkernt worden, vom Erdgeschoss bis unter das Gebälk, sagt Rode. Nun gibt es eine neue Raumstruktur, verbunden mit einer Belüftungsanlage, einer modernen elektrischen Ausstattung, Internetanschlüssen, Sanitäreinrichtungen und einem barrierefreien Zugang.
Bemerkenswert sei, dass vorbeifahrende Züge kaum zu hören seien, sagt Rode, obwohl die Pflegeakademie an einer vielbefahrenen Bahnstrecke liege. Den Fenstern mit Schallschutzverglasung bescheinigt sie ein „sehr gutes Ergebnis“. Überhaupt hat sie viel Lob übrig für die beteiligten Firmen. Sie hätten beim rund einjährigen Innenausbau eine glatte „Punktlandung“ hingelegt.
Start mit 75 jungen Frauen und Männern
So konnte die Pflegeakademie pünktlich im Oktober 2020 ihren Ausbildungsbetrieb starten – mit 75 jungen Frauen und Männern. Hinzu kamen 110 Auszubildende aus den Schulen für Alten- beziehungsweise Krankenpflege des Marien-Hospitals. Diese beiden Stränge laufen Ende August kommenden Jahres aus. Ab dann werden an der Akademie St. Anna bis zu 225 junge Leute nur noch die sogenannte „generalistische Ausbildung“ zur Pflegefachkraft erhalten (siehe „Zur Sache“). Zum pädagogischen Team zählen zwölf Lehrkräfte, zwei Beschäftigte sind in der Verwaltung tätig.
Bei ihrem Ausbildungskonzept, das neben dem theoretischen Unterricht auch verschiedene Praxisphasen umfasst, setzt die Akademie auf einen Verbund mit 21 Kooperationspartnern. Dazu zählen neben dem Marien-Hospital das Hümmling-Hospital in Sögel, das Bonifatius-Hospital in Leer sowie Altenpflegeeinrichtungen und ambulante Pflegedienste im Raum nördliches Emsland/südliches Ostfriesland.
Eigentümerin des ehemaligen Bahnhofs ist die St.-Bonifatius-Hospitalgesellschaft mit Sitz in Lingen. Diese hatte das denkmalgeschützte Gebäude samt Grundstück Mitte Dezember 2019 für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro von der Stadt Papenburg erworben. In Umbau und Sanierung investierte die Hospitalgesellschaft 3,25 Millionen Euro. Hinzu kamen 340 000 Euro für die technische Ausstattung der Pflegeakademie. (kd)
Zur Sache
Die Pflegeakademie St. Anna des Marien-Hospitals in Papenburg bildet Alten-, Kranken- sowie Kinderkrankenpfleger und -pflegerinnen aus. Das Konzept der dreijährigen Ausbildung basiert auf der bundesweiten Pflegereform, die seit Januar 2020 gilt.
Mit dem Abschluss an der Pflegeakademie sollen die Schülerinnen und Schüler befähigt werden, Menschen jeden Alters in allen Lebensbereichen zu pflegen. Die Reform löste die Trennung von Alten- und Krankenpflegeschulen auf.