Wilm Sanders erinnert an vergessene Wallfahrtsorte im Norden

Zur Madonna von Bordesholm

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Madonna aus Holz
Nachweis

Foto: Marco Heinen

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Die Madonna von Bordesholm

Seit 65 Jahren ist Msgr Wilm Sanders Priester. Als Mann der Ökumene und der Versöhnung mit den Juden hat er sich einen Namen gemacht – eines seiner weiteren Anliegen sind vergessene Wallfahrtsorte im Norden.

Zum Beispiel Bordesholm in Schleswig-Holstein; die Wallfahrtstradition des Ortes beschreibt Wilm Sanders so: „Mit den Flüchtlingsströmen aus den deutschen Ostgebieten kamen nach dem Zweiten Weltkrieg auch etliche Priester nach Schleswig-Holstein, so der ermländische Pfarrer Gregor Braun (1907-1986). Mit ihm konnte eine katholische Gemeinde in Bordesholm errichtet und 1950 die Kirche St. Marien an der Bahnhofstraße erbaut werden. Die Heimatvertriebenen aus dem Ermland, aus Schlesien, dem Sudetenland und anderen Regionen waren es gewohnt, regelmäßig an Wallfahrten teilzunehmen. Nun gab es aber seit der Reformation in Norddeutschland keine katholischen Pilgerstätten mehr. So kam Pfarrer Braun auf die Idee, die Kirche in Bordesholm als einen Wallfahrtsort mit der Kopie des Marienbildes aus dem „Bordesholmer Altar“ anzubieten.

Dieser Altar war von Meister Hans Brüggemann in den Jahren 1514 - 1521 in seiner Werkstatt in Walsrode geschaffen und 1522 als eichener Klappaltar mit zwei Flügeln und dem fast 16 Meter hohen Gesprenge, in Einzelteile zerlegt, auf Pferdewagen in die St. Marien-Kirche der Augustiner-Chorherren nach Bordesholm überführt worden. Das gesamte Schnitzwerk war auf vielen Wagen sorgfältig in Stroh verpackt, einzelne besonders empfindliche Szenen mit Butter ausgefüllt worden. Auf gleiche Weise transportierte man den Altar unter Herzog Christian Albrecht 1666 in den Dom zu Schleswig, nachdem er 144 Jahre das Schmuckstück der Bordesholmer Klosterkirche gewesen war.

Über der Passion: die Himmelskönigin

Von den 16 Einzelszenen des Altars beziehen sich 12 auf die Passion Christi, zwei weitere auf Himmelfahrt und Pfingsten. Über dem Mittelfeld mit der Darstellung der Kreuzigung thront Maria als Himmelskönigin. Diese Figur wurde 1954 durch den Bildhauer Otto Zinnbauer aus Passau kopiert und fand ihren Platz auf dem Seitenaltar der katholischen Marienkirche als „Unsere Liebe Frau von Bordesholm“.

Sie war ein Geschenk des Apostolischen Nuntius Aloysius Joseph Muench, der bereits 1949 als Apostolischer Visitator an der Grundsteinlegung teilgenommen hatte. Die Weihe der Kirche erfolgte am 5. Juli 1950 durch Weihbischof Johannes von Rudloff. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Marienverehrung bei der Statue der Himmelskönigin. Pfarrer Braun lud gern zu Besuchen und Andachten nach Bordesholm ein.

Wilm Sanders mit einer Ehrenurkunde, verliehen für seinen Einsatz im christlich-jüdischen Dialog. Foto: Marco Heinen

Die Tradition, zu diesem Marienheiligtum zu wallfahren, ist leider fast ganz verloren gegangen. Bordesholm war für die schleswig-holsteinischen Gemeinden ein Ziel für Maiandachten. So erinnere ich mich gern an solche Fahrten im Marienmonat mit der Gemeinde aus Kronshagen, später auch einmal mit dem Kleinen Michel aus Hamburg zur „Madonna von Bordesholm“.

Zur Person

Den 65. Jahrestag seiner Priesterweihe wird Wilm Sanders (89) in Rom feiern. Dort wurde er am 10. Oktober 1959 zum Priester geweiht. Die Feier in seiner zweiten Heimat Hamburg ist am 3. November, beginnend mit der Messfeier um 9.30 Uhr in St. Antonius Winterhude (Alsterdorfer Straße 71–75). Am 20. Oktober feiert er die Messe mit seiner alten Gemeinde Kleiner Michel und Pater Görtz (11.30 Uhr).

Wilm Sanders