Weihbischof liest in Nordhorner Café Texte vor

Zur Suppe gibt es ein Gedicht

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Das war ein ganz besonderes Mittagessen in einem Nordhorner Café. Mit den Gästen am Tisch sitzt der Weihbischof Johannes Wübbe. Er liest dabei  Texte, die Mut und Hoffnung geben.

Aufmerksam hören die Gäste zu, als Weihbischof Johannes Wübbe ihnen Texte und Geschichten in einem Nordhorner Café vorliest. 

 

 

Der Weihbischof kommt zur „Buchstabensuppe“ – eine Veranstaltungsreihe, zu der das „Kirchenschiff“ seit etwa einem Jahr an jedem zweiten Mittwoch im Monat in ein Nordhorner Café einlädt. Das „Kirchenschiff“ ist das Haus der Passantenpastoral in der Burgstraße, das mit seinen Angeboten ganz bewusst auch hinaus in die Stadt gehen will – an andere, an ungewohnte Orte. 

Bei der „Buchstabensuppe“ lesen bekannte Persönlichkeiten beim Mittagessen hoffnungsvolle Texte vor. Wer mag, kann danach noch ein wenig darüber plaudern und dann wieder zurückgehen – nach Hause, ins Büro, in die Werkstatt, zum Einkaufsbummel. Johannes Wübbe legt dafür eine Station bei seiner Firm- und Visitationsreise durch die Grafschaft Bentheim ein. Viele Gespräche führt er dabei im ganzen Dekanat – hört in den Gemeinden vor allem zu, was die Menschen auf dem Herzen haben und ihm sagen wollen. „Heute bin ich bei Ihnen in einer ungewohnten Rolle“, sagt er zu den Gästen mit einem Schmunzeln. Denn heute hört man ihm zu.

Dazu setzt er sich in der „Kaffeemühle“ mitten im Nordhorner Stadtpark nicht allein an einen Tisch, sondern mitten hinein ins Geschehen. Packt einen dicken Stapel Bücher und Papiere aus, die er für seine gut halbstündige Lesung ausgesucht hat – allesamt Texte, Kurzgeschichten oder Gedichte, die Mut und Hoffnung geben sollen. Während die vier Damen an seinem Tisch und die anderen Gäste ihre Brokkolicremesuppe mit Sahnehäubchen löffeln, beginnt er zu lesen. Aufmerksam hören ihm die gut 20 Besucher zu.

Ein buntes literarisches Potpourri hat der Weihbischof ausgesucht: über die Nächstenliebe und das wahre Glück, über Mut und Aufrichtigkeit, über die Hoffnung auf offene Türen und Herzen. Mancher Text regt zum Nachdenken an, über andere schmunzeln die Gäste amüsiert. Wie über die kleine Kurzgeschichte des indischen Jesuitenpriesters Anthony de Mello: Weil ein Bauer unterwegs sein Gebetbuch vergessen hat, buchstabiert er einfach ein paarmal das Alphabet und bittet Gott, sich daraus ein Gebet zusammenzusetzen. Und der findet, dass diese Idee „das beste Gebet heute“ war. 

Ein „Segen für Allezeit“ von Hanns Dieter Hüsch

Auch der Text des Radiopastors Oliver Vorwald über Gottvater und seine Bemühungen, eine Fußballmannschaft zu formieren, bringt die Zuhörer zum Lächeln. Denn in der Spitze läuft in dieser himmlischen Elf der „verlorene Sohn“ auf: „Der ist immer für eine Überraschung gut.“ Zum Nachdenken regt der fiktive Brief einer Jugendlichen an ihre Eltern an, die ihre Tochter im Internat ganz offensichtlich „vergessen“ haben. Genau nachdenklich stimmt die Bibelgeschichte aus dem Buch Daniel über Susanna, die von den Ältesten zu Unrecht beschuldigt wird. Nur ein beherzter Zeuge rettet sie. „Wie gut, dass es Leute gibt, die den Mut haben, genau nachzufragen“, sagt Weihbischof Wübbe.

Zum Ende der Lesung gibt es einen „Segen für Allezeit“, den der Kabarettist und Schriftsteller Hanns Dieter Hüsch verfasst hat. „Ein Meister der Sprache, der mit seinen Worten Hoffnung schaffen konnte“, sagt Weihbischof Wübbe und bekommt viel Beifall für seine Lesung. „Das war alles sehr gut, das muss ich erst mal sacken lassen“, sagt ein Gast. Und Carola Zimmermann, die oft zur „Buchstabensuppe“ kommt, hat sich vor allem über den versteckten Humor in vielen Beiträgen gefreut. „Das war mal etwas anderes – sehr gelungen.“

Für Johannes Wübbe, der hinterher mit dem „Kirchenschiff“-Team, Gemeindereferent Gerd Wieners und Sozialpädagogin Sonja Wasmer, noch in Ruhe eine Suppe isst, steht nachmittags bereits der nächste Termin bei seiner Firmreise an: Gespräche mit den Pastoralteams. Auch das zählt zu dem Programm der Visitation im ersten Halbjahr: genau wie Besuche in Betrieben, Einrichtungen und den Gemeinden. Vor allem aber spendet er über 250 jungen Menschen zwischen Emlichheim und Bad Bentheim, zwischen Uelsen und Wietmarschen das Sakrament der Firmung. 

Dabei lernt er auch die Besonderheiten der Region an der Grenze zu den Niederlanden kennen: die manchmal weiten Wege von Kirche zu Kirche in den Pfarreiengemeinschaften, die große Bedeutung der ökumenischen Zusammenarbeit mit fünf weiteren Konfessionen und auch anderen Religionen, die Herausforderungen für die gerade zwei Jahre alte Stadtpfarrei St. Augustinus in Nordhorn. „Die Gemeindewirklichkeit verändert sich“, sagt er. „Und die Frage ist, wie kann es gelingen, dass die Leute uns finden und zu uns kommen? Wir müssen vielleicht auch neue Orte und Formen finden, wo wir uns begegnen können.“ Wie im „Kirchenschiff“, wie bei der „Buchstabensuppe“.

Von Petra Diek-Münchow