Pfarrei St. Elisabeth Arnstadt geht neue Wege

Zwei Laien leiten die Pfarrei

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Die Pfarrei St. Elisabeth Arnstadt geht neue Wege. Bischof Ulrich Neymeyr beauftragte Claudia Wanierke und Markus Schnauß mit der Leitung. Geistlicher Moderator ist der Priester Jean François Uwimana.

Pfarreirats-Vorsitzender Jürgen Müller und Kirchenvorstand Henrik Stutzig bitten vom Ambo aus den Bischof um Beauftragung der neuen Pfarreiverantwortlichen. Hinten im Bild (von links): Markus Schnauß, Father Jean François Uwimana, Bischof Ulrich Neymeyr, Gemeindereferentin Claudia Wanierke, Priesterpensionär Michael Gabel    Foto: Andrea Wilke

 

„Wir lassen uns auf das Experiment ein und versuchen, die Pfarrei Arnstadt personell anders als bisher auszurichten und im Gemeindeleben neue Wege zu beschreiten.“ Was bisher Absichtserklärung der Beteiligten war, hat nun konkret begonnen: Gemeindereferentin Claudia Wanierke, Hochschulseelsorger Markus Schnauß und der ruandische Priester Jean François Uwimana sind von Bischof Ulrich Neymeyr am 27. August bei einem Gottesdienst in Arnstadt mit der Leitung und geistlichen Begleitung der Pfarrei St. Elisabeth beauftragt worden. Zuvor hatten Kirchenvorstand Henrik Stutzig, er wohnt in Arnstadt, und Pfarreirats-Vorsitzender Jürgen Müller, Ilmenau, den Bischof in der Liturgie im Namen der Pfarreimitglieder darum gebeten.
In seiner Predigt dankte Bischof Neymeyr allen Beteiligten „für die Bereitschaft und Kreativität, neue Stukturen pfarrlichen Lebens auszuprobieren“. Es sei „ermutigend, dass dies von den Gremien und den Hauptamtlichen gemeinsam mitgetragen wird“. Jede Pfarrrei und jeder Kirchort müsse „wach bleiben für die Gegenwart Jesu Christi und dafür, wohin er seine Kirche führen möchte“. Es stehe „außer Frage“, dass es in der katholischen Kirche „des priesterlichen Dienstes bedarf, weil wir aus der Kraft der Sakramente leben“. Der priesterliche Dienst müsse aber „nicht unbedingt die Pfarreileitung umfassen“.

Doppelspitze und viele weitere Beteiligte
Für die Pfarrei Arnstadt übernimmt nun die erfahrene Gemeindereferentin Claudia Wanierke (51) als Pastorale Pfarrbeauftragte Verantwortung für die seelsorglichen Aufgaben. Was dabei die Feier der Eucharistie und anderen Sakramente angeht, trägt als moderierender Priester (im Sinne des Kirchenrechts) Jean François Uwimana (35) mit ihr Verantwortung. Father Uwimana promoviert in Erfurt, wohnt in Arnstadt und wird vorwiegend Samstag, Sonntag in der Pfarrei tätig sein. Zudem stehen die Priesterpensionäre Michael Gabel und Joachim Gottschall zur Verfügung. Pfarrsekretär Christoff Hottenrott und Kirchenmusiker Konrad Schäfer gehören ebenfalls zum Team.
Gemeindemitglied Markus Schnauß  (45) wird Verwaltungspfarrbeauftragter und leitet mit Claudia Wanierke die Pfarrei. Er ist promovierter Theologe und hat als Hochschulseelsorger in Erfurt und Ilmenau und in anderen Berufsfeldern bereits Erfahrungen in Verwaltungs- und Organisationsaufgaben gesammelt.
Zu der 2017 gegründeten Pfarrei Arnstadt gehören auch die Kirchorte Ilmenau mit eigener Kindertagesstätte, Ichtershausen und Stadtilm. Das Gebiet erstreckt sich über 100 Kilometer von der Autobahn A 4 bis tief in den Thüringer Wald und ist etwa mit dem Ilmkreis identisch. Bisher war Herbert Meyer Pfarrer der 3500 Katholiken zählenden Gemeinde. Er hat jetzt die Pfarrei Bischofferode übernommen.
Anfang des Jahres hatte Meyer angekündigt, dass er weggeht. Die Stelle wurde ausgeschrieben. „Wir haben dann überlegt, wie es weitergehen kann und ob wir als Pfarrei nicht signalisieren sollten, dass wir bereit wären, ein neues Gemeindeleitungsmodell auszuprobieren. Das haben wir dann getan“, so Pfarreirat Müller und Kirchenvorstand Stutzig. „Das Angebot wurde vom Bistum angenommen. Wir wurden gebeten, das Modell zu konkretisieren. Dieses von den Gremien und Hauptamtlichen erarbeitete Modell wurde vom Bistum bestätigt und wir wurden ermutigt, es – aus der Not, da es keinen geeigneten Pfarrer gibt – über drei Jahre hinweg auszuprobieren. In St. Josef in Erfurt wird ein weiteres Modellprojekt gestartet.“
Wanierke und Schnauß wollen nun auf ein enges, partizipatives Miteinander mit den Gremien und Gemeindemitgliedern setzen. Die Gemeindereferentin hofft, dass es gelingt, als Pfarrgemeinde die Botschaft Jesu mehr als bisher zu den Nichtchristen zu bringen und für die Armen da zu sein. So gebe es etwa Überlegungen, im kommenden Winter – vielleicht mit ökumenischen Partnern – Wärmestuben anzubieten, wie auch Pfarreirats-Vorsitzender Müller bestätigt. Die Pfarrei besitze schöne Gemeindehäuser. „Die müssten eigentlich jeden Tag belegt sein“, sagt Wanierke. Auch Schnauß ist es wichtig, „für Gott einen Fuß in der Tür zu halten, um ihm einen Weg zu den Menschen zu bahnen“. Er möchte sich auch über seine Aufgaben im Verwaltungsbereich besonders für die ökumenische Zusammenarbeit und das Gespräch über Gott und die Welt – im und über den Gemeindekontext hinaus – einsetzen. Mit einer Drittelstelle bleibt er zudem Hochschulseelsorger in Ilmenau.

Zusammengehörigkeit stärken
Eine wichtige Herausforderung werde darin bestehen, manches, was an den Kirchorten eigenständig geht, zu unterstützen, und zugleich Angebote auf Pfarreiebene zusammenzuführen und das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu stärken. Dies gelinge etwa in der Kinder- und Jugendarbeit, über den Pfarreichor oder bei der Pfarreiwallfahrt schon gut.

www.st.elisabeth.arnstadt.de

Von Eckhard Pohl