Buchtipps
Trostspender und Mutmacher
Foto: Astridlindgren.com
Auf dem Friedhof „Norra kyrkogården“ in Stockholm entdeckte Astrid Lindgren den Grabstein der Brüder Bernström (Foto), die beide sehr jung gestorben waren. Und auf dem Friedhof in Vimmerby las Lindgren: „Hier ruhen die Brüder Phahlén, verstorben 1860“. „Da wusste ich, dass es ein Märchen über den Tod und über zwei Brüder werden sollte“, so fasste Astrid Lindgren die Geschichte hinter ihrem Buch „Die Brüder Löwenherz“ zusammen.
Lindgren war eine der ersten Kinderbuchautoren, die sich des Themas Tod annahmen. Sie verbindet Tod und Trost und liefert im Buch eine akzeptierende Sichtweise auf den Tod: Der sterbende Krümel bereitet sich voller Angst auf seinen Tod vor, indem er in der letzten Nacht während seines körperlichen Sterbens die Abenteuergeschichte in Nangijala träumt. Dadurch gewinnt er den Mut, sich von seinem Jetzt zu trennen (zu sterben), um in ein anderes Dasein zu wechseln. Am Ende des Buches stirbt er dann im wirklichen Leben, bewusst und voller Zuversicht. Das wird im Buch dadurch dargestellt, dass er in den Tod springt. Er begeht also nicht gemeinsam mit seinem Bruder Selbstmord, sondern akzeptiert seinen Tod durch die Hoffnung auf ein jenseitiges Weiterleben. Damit ist das Buch ein Trostspender und Mutmacher. (va)
Astrid Lindgren: Die Brüder Löwenherz; Oetinger Verlag; 240 Seiten; ISBN 978-3-7891-2941-4; 16 Euro
Das Buch ist auf vivat.de als Hörbuch (Bestellnummer 2069720) oder Hörspiel (Bestellnummer 2033656) – je 5 Euro – erhältlich.
Hier wird eine einfühlsame traurige Geschichte erzählt: Timur und Elea warten mit Mama und Papa auf das fünfte Familienmitglied. Doch die Schwester Marlene kommt zu früh aus Mamas Bauch und stirbt. In diesem Bilderbuch von Anna Koppri und Rebekka Morgenstern (Illustrationen) haben kleine Alltagsbegebenheiten genauso Platz wie die Trauer von Eltern, Kindern und dem Opa. Das Buch erzählt auch, wie die Familie die kleine tote Marlene mit nach Hause nimmt, um sich in Ruhe von ihr zu verabschieden. Auch, wenn das nicht sehr häufig in Deutschland vorkommt, ist das möglich und wird kindgerecht erzählt.
„Wo geht sie denn hin?“, fragt Elea traurig. „Sie wird dahin gehen, wo Oma ist. In den Himmel“, sagt Opa. Dann wird Marlene in einer Sternenkinderbeerdigung begraben – mit lauter bunten Luftballons, die am Ende in den Himmel fliegen dürfen. Aber dort hört die Geschichte nicht auf, denn auch die Trauer von Mama, ihre Schwermütigkeit und die Zeit, die sie braucht, finden Raum.
Das Buch eignet sich für Geschwister von Sternenkindern, aber auch für Kinder, die Fragen stellen zum Tod von kleinen Menschen und zur Trauer. Es ist liebevoll und tröstend gestaltet und ab dem Kindergartenalter geeignet. Im Anhang finden Erwachsene hilfreiche Anleitungen zum Umgang mit Trauer in der Familie, wie man Erinnerungen schaffen kann oder Halt im Glauben und tröstende Worte findet. (rwh)
Anna Koppri, Rebekka Morgenstern (Illustrationen): Marlene wohnt im Himmel. Eine Geschichte für Geschwister von Sternenkindern; Neuirchener Verlag; 40 Seiten; ISBN 978-3-7615-6855-2; 15 Euro
Es gibt kein Rezept, wie man mit Trauer fertig werden kann. Das weiß auch die Autorin Antje Sabine Naegeli, Gesprächstherapeutin und Trauerbegleiterin. Sie selbst musste Verluste in ihrem Leben hinnehmen und dadurch wirken die Impulse, die sie in ihrem Buch gibt, sehr authentisch. Man kann sich durchaus selbst darin finden, so man schon einmal einen schweren Verlust erfahren musste. Behutsam bringt sie all die Gefühle zur Sprache, die nach demTod eines lieben Menschen aufbrechen können und gibt vorsichtig Anregungen, wie man herangehen kann, um mit diesem Schmerz fertig zu werden.
Das Buch kann ein passendes Geschenk für Trauernde zum Beispiel in Verbindung mit einer Trauerkarte sein. (mkr)
Antje Sabine Naegeli: Trauernacht und Hoffnungsmorgen. Wege durch eine schwere Zeit; Herder Verlag; 144 Seiten; ISBN 978-3-451-37720-4; 16 Euro
Das Buch ist auch auf vivat.de (Bestellnummer 2149333) erhältlich.
Kindgerecht und poetisch wird hier der Abschied von der Oma beschrieben. In kurzen Sätzen erzählt Klaus Engbring aus der Sicht eines Kindes, was mit der Oma passiert und warum der liebe Gott den Opa im Himmel nicht alleine lassen wollte. Die Bilder von Yvonne Hoppe-Engbring unterstreichen wirkungsvoll die kindlichen Aussagen. (mkr)
Klaus Engbring und Yvonne Hoppe-Engbring (Illustrationen): Omas Abschied; Herder Verlag;
32 Seiten; ISBN 978-3-451-71578-5; 15 Euro
Das Buch ist auch auf vivat.de (Bestellnummer 2179225) erhältlich.
Mutgeschichten vom Leben und Sterben steht auf dem Einband. Ja, die Geschichten machen Mut, dennoch sind sie natürlich auch unsagbar traurig. Man muss es aushalten können, von sterbenden Kindern zu lesen. Und doch ist es ein zuversichtliches Buch.
Diese Kinder, die oft schon eher als ihre Eltern wissen, dass sie sterben werden, haben einen ganz eigenen Zugang zum Tod. Das Buch fesselt, berührt, macht traurig – alles in einem. Und es hat auch ein wenig Mut gemacht. Zumindest jetzt im Vorfeld. Wenn die Situation auf einen zukommt, ist das sicherlich etwas anderes. Man kann nur hoffen, dass man sich dann an diese mutigen und zuversichtlichen Kinder erinnert, die voller Hoffnung daran glaubten, dass sie nach ihrem Tod in einem Zeitlosraum leben – ohne Schmerzen, Gebrechen und Leid.
Während der erste Teil des Buches sich vorwiegend mit den Gedanken der Kinder zum Tod beschäftigt, wird im zweiten Zeil auf die Wahrnehmung der Eltern, ihre Art zu trauern und mit der Situation umzugehen, eingegangen. Im dritten Teil wird in einem längeren Beitrag das Trauern der Großeltern beleuchtet, das sonst oft etwas vernachlässigt wird.
Neben den Geschichten gibt es zahlreiche Literaturhinweise und hilfreiche Adressen zu diesem Thema. Geeignet ist das Buch für alle, die auf der Suche nach Antworten sind, die Hilfe während der Krankheits- und Sterbephase suchen. Auch bei Fragen von Kindern zum Tod sehr hilfreich und tröstlich. (mkr)
Sabine Rachl: Ich wohne bald im Zeitlosraum. Mutgeschichten vom Sterben und vom Leben – Kinder und Familien erzählen; Patmos Verlag; 192 Seiten; ISBN 978-3-8436-0966-1; 18 Euro
Das Buch ist auch auf vivat.de (Bestellnummer 2099201) erhältlich.
Wie verarbeite ich mit einem Kind den Tod naher Angehöriger oder Freunde? Dieser Frage spürt die Autorin Stefanie Wiegel nach und hat ein Erinnerungsbuch zusammengestellt, in das die Kinder selbst viel eintragen können – beispielsweise ein Foto einkleben, aufschreiben, was ihnen an dem verstorbenen Menschen besonders gefallen oder auch nicht gefallen hat. Zudem geht sie auf viele Fragen ein, die sich Kinder beim Tod eines lieben Menschen stellen, unter anderem was auf einer Beerdigung passiert und wo sie vielleicht auch von den Eltern nicht immer eine befriedigende Antwort erhalten. Für Kinder ab fünf Jahren geeignet. (mkr)
Stefanie Weigel: Für immer in meinem Herzen. Das Trauer- und Erinnerungsalbum für Kinder; Patmos Verlag; 44 Seiten; ISBN 978-3-7966-1457-6; 16 Euro
Das Buch ist auch auf vivat.de (Bestellnummer 2034938) erhältlich.
Sterben und Abschied nehmen gehören zum Leben genauso wie Freude und Liebe. Unseren Kindern sollten wir ermöglichen, in die Welt der Gefühle, auch der traurigen, hineinzuwachsen, wenngleich wir sie eigentlich vor all dem beschützen möchten. Das Thema Tod hat viele Facetten, sodass sich schon früh Möglichkeiten ergeben, über Abschied und Tod ins Gespräch zu kommen, sei es der Wechsel der Jahreszeiten, der Tod eines Haustiers oder auch die Wandlung der Raupe zum Schmetterling.
Kindern sollte immer erlaubt sein, Fragen zu stellen. Wenn sie merken, dass traurige Themen ein Tabu sind, und Eltern oder Bezugspersonen unsicher oder „komisch“ reagieren, stellen sie vielleicht keine Fragen mehr und überlassen sich ihrer Fantasie, die manchmal viel schrecklicher als die Tatsache selbst ist.
Im Buch geht es nicht nur um den Schmerz beim Tod eines lieben Menschen, es geht auch um andere Verluste: Trennung oder Scheidung der Eltern, Verlust eines Haustiers, …
Zwar wird auch das Trauern Erwachsener angesprochen, jedoch liegt der Fokus eindeutig darauf, wie man mit Kindern Trauer bewältigen kann. Daher sei das Buch vor allem Familien empfohlen und dass nicht erst, wenn der Verlust eingetreten ist. Man kann gut schon einmal ohne Anlass darin lesen und ist damit vielleicht bereits etwas gewappnet, wenn Fragen auftreten. Das Buch enthält neben zahlreichen Ideen und Anregungen, wie mit Verlust umgegangen werden kann, auch weiterführende Literaturtipps. (mkr)
Mechthild Schroeter-Rupieper: Für immer anders. Das Hausbuch für Familien in Zeiten der Trauer und des Abschieds; Patmos Verlag; 168 Seiten; ISBN 978-3-8436-1267-8; 25 Euro
Das Buch ist auch auf vivat.de (Bestellnummer 124209) erhältlich.
„Bei dir war alles möglich,was ich zu Hause nicht mal zu denken gewagt hätte“, so beginnt der Autor Stefan Sigg sein Buch. Liebevoll erinnert er sich an seine Oma und die wunderbare Zeit mit ihr.
Beim Lesen dachte ich mir, dass es großartig wäre, wenn sich meine Enkeltochter auch einmal so an mich erinnern könnte. Ich hoffe, ich lebe lange genug, denn sie ist noch ziemlich klein. Einfühlsam lässt Stephan Sigg die Leser teilhaben an vielen Erinnerungen, seinem inneren Gespräch mit der Oma, an den schmerzhaften Abschied.
Auch wenn das Buch von Trauer, Tod und Abschied handelt, ist es doch ein zutiefst froh machendes Buch, denn es zeigt die große Dankbarkeit des Autors für all das, was ihm seine Oma an Werten für ein ganzes Leben mitgegeben hat. Behutsam und einüfhlsam wird darauf eingegangen, dass der Tod zum Leben dazu gehört und so, wie der Autor erzählt, verliert der Tod etwas von seiner Schrecklichkeit. Empfehlenswert ist das Buch auch schon für junge Erwachsene. (mkr)
Stephan Sigg: Abschied von meiner Oma. Wie es ist, wenn Großeltern gehen; Patmos Verlag; 136 Seiten; ISBN 978-3-8436-1164-0; 15 Euro
Das Buch ist auch auf vivat.de (Bestellnummer 2154124) erhältlich.
Die Britin Jayde Perkin findet anschauliche, passende Worte und Bilder dafür, wie es sich anfühlt, einen geliebten Menschen zu verlieren. In „Mamas roter Pullover“ erzählt sie in der Ich-Form davon, wie ein Kind nicht versteht, wenn Erwachsene sagen: „Es tut mir leid.“ Nach der Beerdigung mit unheimlich vielen Blumen folgt dem Kind ein schwarzer Schatten auf Schritt und Tritt.
„Mir tat alles weh. So als wäre ich tagelang geschwommen. Wie sollte ich bloß das Ufer erreichen? Papa sagt, dieses Gefühl sei normal. Man nennt es Trauer. Auch er schwamm Tag für Tag. Wir trauerten gemeinsam.“
Diese Trauer kennt auch Wut oder die Sehnsucht, den Duft der Mama wieder zu riechen: in ihrem roten Pullover.
Die Bilder und Sätze sind schlicht gehalten, deshalb eignet sich dieses Trauerbuch schon für kleinere Kinder. Der comicartige Zeichenstil ist allerdings nicht jedermanns Sache. Die Gefühle werden aber in ihrer Tiefe sehr gut benannt, weshalb sich auch ältere Kinder und Erwachsene darin wiederfinden können. Es hilft außerdem, Trauernde zu verstehen und ihren Gefühlen Raum zu lassen. Einen christlichen Bezug hat das Buch jedoch nicht. (rwh)
Jayde Perkin: Mamas roter Pullover. Ein Bilderbuch über Abschiednehmen und Trauer; Coppenrath Verlag; 28 Seiten; ISBN 978-3-649-64426-2; 15 Euro
Das Buch ist auch auf vivat.de (Bestellnummer 2479133) erhältlich.