Anstoß 05/2024
Das Geschenk der Armen
Diese Worte beeindrucken mich jedes Mal aufs Neue. Gott glauben – ich lasse mir das ab und an gewissenerforschend auf der Zunge zergehen. Es sind nicht die Worte eines Bischofs oder eines Theologieprofessors. Es sind auch nicht die Worte eines hiesigen Zeitgenossen, dem es gut geht, der eine Wohnung hat, im Warmen sitzt und der sich um sein leibliches Wohl nicht sorgen muss. Dann kann es nämlich leicht sein, über Gott und Hoffnung und Leben zu sprechen. Diese Worte sind lebenserprobt, von Elias, einem Mann von Mitte 40. Er ist einer der Millionen Flüchtlinge Lateinamerikas, die wegen unvorstellbarer existenzieller Not gefährliche Fluchtrouten auf sich nehmen, um für ihre Kinder und sich überhaupt eine Zukunft zu haben.
Bei der Adveniat-Weihnachtsaktion im letzten Jahr wurde viel davon berichtet. Elias ist nicht der einzige Flüchtling, der nach seinem Glauben befragt wurde. Da ist auch Elvis, der auf der Flucht Schlimmes erlebt hat und über seinen Glauben sagt: „Ich denke, dass wir ohne Glauben nichts erreichen können… Wir vertrauen darauf, dass Gott uns helfen wird, so wie er uns immer geholfen hat.“ Das Vertrauen dieser leidbeladenen Menschen in Gott macht mich fast sprachlos und nachdenklich.
Überall werden ständig die Sorgen und Nöte, Unsicherheiten und Ängste thematisiert, die derzeit unser Land beherrschen. Die sollen auch nicht verschwiegen werden. Doch ich frage (auch mich selbst an): Wo sind hier die Christen zu erleben, die sagen: „Wir vertrauen auf Gott, dass er uns helfen wird, so wie er uns immer geholfen hat“? Dieses mich bestärkende Geschenk haben mir die Armen gemacht. Mit ihrem unerschütterlichen Mut, Gott zu glauben.