Anstoß 31/2023

Es mit Jesus halten: Wachsen lassen!

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A und B haben es gemacht, C und D auch. Sie sind aus der Kirche ausgetreten. Vier junge Menschen, die ich kenne und schätze. Sie sind gut ausgebildet und machen als Medienfachmensch, als Arzt, als Handwerkerin und Künstlerin einen guten Job, sind verantwortungsvolle Eltern.

Als Kinder haben sie in ihren Gemeinden ministriert, sich in der Jugend engagiert. Bis heute sind sie Menschen, denen Gott und die Welt nicht egal sind! Aber sie sehen inzwischen in der Kirche keinen Ort mehr für sich. 
Schnitt: Auf Facebook las ich kürzlich die frohe Nachricht der Bistumsjugend, dass an diesem Morgen „einhundert junge Christ*innen“ zum Weltjugendtag nach Lissabon aufgebrochen waren. Toll, für das Bistum Magdeburg eine große Gruppe! Als ich die ersten Kommentare las, wurde die Freude gedämpft. Da ging es nämlich erstmal nicht darum, sich mit zu freuen, sondern wichtiger war, den Unmut über die Schreibweise der Nachricht abzuladen. Das Sternchen stieß auf.
Ich musste an A und B, C und D denken. Der Kommentar wäre Wasser auf ihre Mühlen: wenn schon inklusive Sprache so eine Hürde für viele Katholik*innen ist, was könnten sie dann noch erwarten?

Angela Degenhardt
Angela Degenhardt
Gemeindereferentin
St. Jutta Sangerhausen und St. Georg Hettstedt

Sie finden die Ungleichbehandlung von Frauen in der Kirche nicht mehr hinnehmbar,  möchten keine Organisation mittragen, die sich so schwer tut, mit der Aufarbeitung von Missbrauch in allen Facetten. Sie mögen nicht mehr auf das zögerliche Sich-Wandeln ihrer Kirche warten, während sich die Welt um sie herum täglich verändert. Das ist unendlich schade. Aber ich verstehe sie leider gut.
Ich weiß, dass es viele Sichtweisen darauf gibt, was in Kirche und Gesellschaft weiterhilft. Doch ich wünschte mir, wir würden es mehr mit Jesus halten, wenn er im Gleichnis dazu rät, Unkraut und Weizen gleichermaßen wachsen zu lassen, statt vorschnell zu be- und verurteilen. Was letztlich zu hilfreicher Veränderung führt, wird sich zeigen, im Sprachgebrauch und auch im Gehen oder Bleiben. 

Angela Degenhardt