Anstoß 28/2023

Ruhe, für Leib und Seele

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Oft sind wir gestresst, weil die Sorgen des Alltags und des Lebens uns belasten.

Oder es gibt in uns den Druck, groß und stark zu sein, kompetent und erfolgreich, anerkannt und beliebt – am Arbeitsplatz, im Beruf, in der Familie, auch in der Gemeinde. Schwäche zu zeigen, kommt nicht in Frage.
Doch in unserer Seele sieht es oft anders aus, als wir es nach außen zeigen. Es gibt in uns den Wunsch, einfach Ruhe zu finden, Ruhe für Leib und  Seele. Vor allem in der Ferienzeit wollen viele die Seele mal wieder baumeln lassen. 

Josef Kleine Bornhorst
Josef kleine Bornhorst
Prior des Dominikanerklosters in Leipzig

Aber es gibt auch in uns den Widerspruch, wir vermissen die Ruhe und Stille und wenn die Ruhezeit da ist, können wir sie nicht aushalten und ertragen. Wir vermeiden die Stille, manchen macht sie sogar Angst. 
Der bekannte Psychoanalytiker C.G. Jung beschreibt dieses Verhältnis und den Widerspruch so:„Der Lärm schützt uns vor peinlichem Nachdenken. Die Stille hingegen würde den Menschen zum Nachdenken veranlassen. Die meisten Menschen fürchten die Stille, darum muss immer irgendwas getan werden. Die  sogenannte Totenstille ist uns unheimlich, wir fürchten deshalb insbesondere, dass unser Inneres uns bewusst wird, all das, was wir uns durch den Lärm am liebsten vom Halse halten wollen.“
Ja, einfach zur Ruhe kommen, ist nicht leicht. Auch Jesus und seine Jünger kannten das. Jesus sagte dann zu ihnen: „Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.“ (Mk 6,31) Er zeigt ihnen eine Alternative zum Leistungsdenken. Jesus ermutigt uns, auszuruhen, die Stille einfach zu genießen. 
Das ist auch heute möglich. Durch Meditation und Kontemplation können wir entdecken, wie wertvoll die Stille ist. Ich darf bei Gott, ich darf bei mir, ich darf in Gottes Schöpfung Gast sein und zur Ruhe kommen. 
Das geht auch im eigenen Umfeld. Ich zum Beispiel genieße die Ruhe beim Spazierengehen. Ich schenke mir diese bewusste Zeit. 
Nutzen wir den Sommer, die Ruhezeit, für Leib und Seele und lassen uns so beschenken.

Pater Josef kleine Bornhorst