Zehn Jahre Pilgerherberge in Crostwitz
2200 Pilger fanden hier Herberge
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Das zehnjährige Bestehen ihrer Pilgerherberge in Crostwitz feiert Monika Gerdes vom 22. bis 24. Juni mit einem abwechslungsreichen Festprogramm. Hier wurden schon Pilger aus Kanada, Australien und Taiwan aufgenommen.
Ehe die Pilger zu den restlichen 2755 Kilometern nach Santiago de Compostela aufbrechen, können sie in der Pilgerherberge bei Monika Gerdes in Crostwitz Station machen. | Fotos: Andreas Kirschke |
Gastfreundschaft kennt Monika Gerdes (57) von beiden Seiten. Als Herbergsmutter fühlt sie sich durch die Begegnungen mit Pilgern oft beschenkt. Als Pilgerin hat sie selbst viel Güte und Offenheit erfahren. „Das macht demütig, dankbar und fröhlich“, sagt die katholische Sorbin, die seit 2008 die Crostwitzer Pilgerherberge am Ökumenischen Pilgerweg Görlitz-Vacha betreibt.
Eine Pilgerin wurde zur Mitbewohnerin
Bis aus Kanada, Australien, Südkorea und Taiwan kamen ihre bisherigen Gäste. Monika Gerdes ist nicht nur dankbar für die Gespräche mit den Pilgern, sondern auch für ihre Gesundheit und für zuverlässige Nachbarn. „Sie haben mich gerade in sehr schwierigen Zeiten immer wieder unterstützt.“ Als Beispiel nennt sie ein Unwetter vor sechs Jahren, das Schlamm und Wasser ins Erdgeschoss ihres Hauses spülte. „Noch in der gleichen Nacht halfen mir Nachbarn, Schlamm und Wasser auszupumpen. Das Wichtigste war jedoch: sie packten mit an bei den Aufräumarbeiten in Haus und Garten in den Tagen danach“, erinnert sich die Herbergsmutter.
Eine Pilgerin aus dem Erzgebirge ist als dauerhafte Mitbewohnerin geblieben. Maria Meyer unterstützt Monika Gerdes beim Empfang der Pilger, kümmert sich gemeinsam mit ihr um Haushalt, Wäsche und Frühstück der Pilger.
Seit 2008 hat sich in der Herberge einiges weiter entwickelt. Die Terrasse am Haus wurde zum Rastplatz „Pilgeroase“. Hier können die Pilger bei Tee, Kaffee und Gebäck verweilen. Im Haus gibt es einen Ausstellungsraum, in dem immer wieder Vorträge, Lesungen, Liederabende, Filmabende angeboten werden. Seit Ende 2010 gibt es die Veranstaltungsreihe „Kulturwinter“. Die Idee dazu hatte ihr Ehemann Christoph Gerdes, der 2009 unerwartet starb.
Auf die Idee, das zehnjährige Bestehen ihrer Herberge zu feiern, brachte Monika Gerdes ein guter Freund, Roland Miotke aus Leipzig. Er betrieb zwölf Jahre lang eine Pilgerherberge in Frankreich, ist heute Sozialarbeiter in Leipzig und pilgert immer wieder mit Jugendlichen auf dem Ökumenischen Pilgerweg. Bei den Vorbereitungen haben Crostwitzer Vereine wie der sorbische Heimatverein „Domizna“ und die Freiwillige Feuerwehr sie unterstützt.
Zum Jubiläum wird eine kleine Ausstellung rund ums Pilgern und um die Pilger gezeigt, die in Crostwitz Halt machen. Roland Miotke wird in einem Vortrag von seinen Erfahrungen als Pilger, Herbergsvater und Begleiter pilgernder Jugendlicher berichten.
Pilger aus Frankfurt/Oder und Sassnitz erzählen von ihren Erlebnissen auf dem spanischen Jakobsweg. Geplant ist zudem ein Stand, bei dem Interessierte bei erfahrenen Pilgern unter anderem erfragen können, wie sie sich aufs Pilgern vorbereiten oder was in den Pilgerrucksack gehört. Bäckerin Silke Prater verkauft am Samstag selbstgebackenes Pilgerbrot, Pilgerbrötchen und Pilgermuscheln. Geplant ist am 24. Juni zudem eine Pilgerwanderung zum Kloster St. Marienstern hin und zurück. Am Samstag um 17 Uhr gibt Liedermacher Gerhard Schöne ein Konzert unter dem Motto „Alles muss klein beginnen.“
Bis aus Kanada, Australien, Südkorea und Taiwan kamen ihre bisherigen Gäste. Monika Gerdes ist nicht nur dankbar für die Gespräche mit den Pilgern, sondern auch für ihre Gesundheit und für zuverlässige Nachbarn. „Sie haben mich gerade in sehr schwierigen Zeiten immer wieder unterstützt.“ Als Beispiel nennt sie ein Unwetter vor sechs Jahren, das Schlamm und Wasser ins Erdgeschoss ihres Hauses spülte. „Noch in der gleichen Nacht halfen mir Nachbarn, Schlamm und Wasser auszupumpen. Das Wichtigste war jedoch: sie packten mit an bei den Aufräumarbeiten in Haus und Garten in den Tagen danach“, erinnert sich die Herbergsmutter.
Eine Pilgerin aus dem Erzgebirge ist als dauerhafte Mitbewohnerin geblieben. Maria Meyer unterstützt Monika Gerdes beim Empfang der Pilger, kümmert sich gemeinsam mit ihr um Haushalt, Wäsche und Frühstück der Pilger.
Seit 2008 hat sich in der Herberge einiges weiter entwickelt. Die Terrasse am Haus wurde zum Rastplatz „Pilgeroase“. Hier können die Pilger bei Tee, Kaffee und Gebäck verweilen. Im Haus gibt es einen Ausstellungsraum, in dem immer wieder Vorträge, Lesungen, Liederabende, Filmabende angeboten werden. Seit Ende 2010 gibt es die Veranstaltungsreihe „Kulturwinter“. Die Idee dazu hatte ihr Ehemann Christoph Gerdes, der 2009 unerwartet starb.
Auf die Idee, das zehnjährige Bestehen ihrer Herberge zu feiern, brachte Monika Gerdes ein guter Freund, Roland Miotke aus Leipzig. Er betrieb zwölf Jahre lang eine Pilgerherberge in Frankreich, ist heute Sozialarbeiter in Leipzig und pilgert immer wieder mit Jugendlichen auf dem Ökumenischen Pilgerweg. Bei den Vorbereitungen haben Crostwitzer Vereine wie der sorbische Heimatverein „Domizna“ und die Freiwillige Feuerwehr sie unterstützt.
Zum Jubiläum wird eine kleine Ausstellung rund ums Pilgern und um die Pilger gezeigt, die in Crostwitz Halt machen. Roland Miotke wird in einem Vortrag von seinen Erfahrungen als Pilger, Herbergsvater und Begleiter pilgernder Jugendlicher berichten.
Pilger aus Frankfurt/Oder und Sassnitz erzählen von ihren Erlebnissen auf dem spanischen Jakobsweg. Geplant ist zudem ein Stand, bei dem Interessierte bei erfahrenen Pilgern unter anderem erfragen können, wie sie sich aufs Pilgern vorbereiten oder was in den Pilgerrucksack gehört. Bäckerin Silke Prater verkauft am Samstag selbstgebackenes Pilgerbrot, Pilgerbrötchen und Pilgermuscheln. Geplant ist am 24. Juni zudem eine Pilgerwanderung zum Kloster St. Marienstern hin und zurück. Am Samstag um 17 Uhr gibt Liedermacher Gerhard Schöne ein Konzert unter dem Motto „Alles muss klein beginnen.“
Im nächsten Jahr nach Santiago de Compostela
„Innehalten, Demut und Dankbarkeit erfahren und immer wieder neu Gott suchen“ sagt Monika Gerdes auf die Frage, was Pilgern für sie ganz persönlich bedeutend und erinnert an ein Zitat ihres Mannes: „Der Weg wächst unter deinen Füßen“. Seit zehn Jahren pilgert sie im Frühjahr für jeweils drei Wochen mit ihrer Freundin Beate Gruß aus Bautzen auf Jakobswegen Richtung Santiago de Compostela.
In diesem Jahr ging es rund 400 Kilometer weit von Pamplona nach Leon. Bis Santiago sind es jetzt nur noch 380 Kilometer und von dort noch einmal rund 80 Kilometer bis Finisterra am Meer. Diesen letzten Abschnitt hat sie sich für nächstes Jahr vorgenommen.
Das genaue Programm zur Feier des zehnjährigen Jubiläums gibt es im Internet.
„Innehalten, Demut und Dankbarkeit erfahren und immer wieder neu Gott suchen“ sagt Monika Gerdes auf die Frage, was Pilgern für sie ganz persönlich bedeutend und erinnert an ein Zitat ihres Mannes: „Der Weg wächst unter deinen Füßen“. Seit zehn Jahren pilgert sie im Frühjahr für jeweils drei Wochen mit ihrer Freundin Beate Gruß aus Bautzen auf Jakobswegen Richtung Santiago de Compostela.
In diesem Jahr ging es rund 400 Kilometer weit von Pamplona nach Leon. Bis Santiago sind es jetzt nur noch 380 Kilometer und von dort noch einmal rund 80 Kilometer bis Finisterra am Meer. Diesen letzten Abschnitt hat sie sich für nächstes Jahr vorgenommen.
Das genaue Programm zur Feier des zehnjährigen Jubiläums gibt es im Internet.
Offenes Haus für Pilger auf dem Jakobsweg. |
Hintergrund: Ein Haus mit wechselvoller Geschichte
Die Pilgerherberge Crostwitz hat eine lange Vorgeschichte. 1844 (Beginn der Aufzeichnungen) gehörte das Gehöft dem Wundarzt Theodor Joseph Leidler.
1849 erwarb der Arzt Jakob Joseph Salowsky das Grundstück. 1871 kaufte Fleischermeister Peter Trutz das Gehöft. Er betrieb die Gastwirtschaft und war Fleischlieferant für das Kloster St. Marienstern.
1913 erwarb Georg Michael Bensch aus Jeßnitz für seine Familie das Gehöft. Er übernahm die Gastwirtschaft und eröffnete nach Umbau des Stallgebäudes eine Bäckerei mit Kolonialwarenhandlung. Seitdem blieb das Grundstück in Familienbesitz.
1927 wurde die Bäckerei und eine Wohnung an Max Pöpel mit Familie verpachtet. 1955 fand eine grundlegende Modernisierung statt. 1959 schloss die Bäckerei, 1960 die Gastwirtschaft.
Danach wurde das Erdgeschoss des Hauses als Gemeindeschwesternstation, Arztpraxis, Konsum, Gemeindebibliothek, Filiale der Sparkasse, Steuerberater-Büro und anderweitig genutzt; im Obergeschoss befanden sich immer Wohnungen.
2007 bis 2008 erfolgte der schrittweise Ausbau des westlichen Hausteils zur Pilgerherberge. Eröffnung war am 15. Juni 2008.
Kontakt: Monika Gerdes, Hornigstraße 24, 01920 Crostwitz, Tel. 03 57 96/9 64 64. Weitergehende Informationen: www.pilgerherberge-crostwitz.de und www.oekumenischer-pilgerweg.de
Die Pilgerherberge Crostwitz hat eine lange Vorgeschichte. 1844 (Beginn der Aufzeichnungen) gehörte das Gehöft dem Wundarzt Theodor Joseph Leidler.
1849 erwarb der Arzt Jakob Joseph Salowsky das Grundstück. 1871 kaufte Fleischermeister Peter Trutz das Gehöft. Er betrieb die Gastwirtschaft und war Fleischlieferant für das Kloster St. Marienstern.
1913 erwarb Georg Michael Bensch aus Jeßnitz für seine Familie das Gehöft. Er übernahm die Gastwirtschaft und eröffnete nach Umbau des Stallgebäudes eine Bäckerei mit Kolonialwarenhandlung. Seitdem blieb das Grundstück in Familienbesitz.
1927 wurde die Bäckerei und eine Wohnung an Max Pöpel mit Familie verpachtet. 1955 fand eine grundlegende Modernisierung statt. 1959 schloss die Bäckerei, 1960 die Gastwirtschaft.
Danach wurde das Erdgeschoss des Hauses als Gemeindeschwesternstation, Arztpraxis, Konsum, Gemeindebibliothek, Filiale der Sparkasse, Steuerberater-Büro und anderweitig genutzt; im Obergeschoss befanden sich immer Wohnungen.
2007 bis 2008 erfolgte der schrittweise Ausbau des westlichen Hausteils zur Pilgerherberge. Eröffnung war am 15. Juni 2008.
Kontakt: Monika Gerdes, Hornigstraße 24, 01920 Crostwitz, Tel. 03 57 96/9 64 64. Weitergehende Informationen: www.pilgerherberge-crostwitz.de und www.oekumenischer-pilgerweg.de
Von Andreas Kirschke