Sanierung soll mit Hilfe von Spenden gelingen
Abteikirche St. Hildegard braucht Hilfe!
Sie ist die einzige vollständig ausgemalte Klosterkirche im Stil der Beuroner Kunst in Europa: die Abteikirche St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen. Doch jetzt muss sie saniert werden. Dafür brauchen die Benediktinerinnen Hilfe. Von Heike Kaiser
Wasserschäden im Obergaden, Risse im Putz. Die Stromleitungen veraltet, im Kirchenschiff kaum Licht. Die Lampen sind die Originaleinrichtung von 1920. Fast 60 Jahre ist es her, dass die Wandmalereien überarbeitet und teilweise übermalt wurden, um mehr Licht zu gewinnen. „Eine Sanierung lässt sich kaum noch länger aufschieben“, sagt Schwester Dr. Klara Antons.
Die Abteikirche St. Hildegard ist im Stil der Beuroner Kunst ausgemalt. „Sie ist liturgische Kunst, gemalt von Mönchen. Die meditative Atmosphäre, der tiefe Friede, den man in ihr spürt, die Einladung, die von dem Christus in der Apsis ausgeht, haben darin ihren Ursprung“, schreiben die Benediktinerinnen in einem Sondernewsletter. „Es war ein Experiment von Mönchen, die die Kunst aus dem gleichen Geist wie das Mönchtum reformieren und zu den Ursprüngen zurückführen wollten. So sind die klaren, ruhigen Linien entstanden.“ Damit die Ausmalung erhalten bleiben kann, müssen noch in diesem Jahr Voruntersuchungen durchgeführt werden, um die Sanierung zu planen. Sonst geht die zugesagte Förderung der Denkmalpflege verloren.
Erster Spendenaufruf schon erfolgreich
Die Benediktinerinnen bitten um finanzielle Unterstützung, denn: „Den Eigenanteil von 25 000 Euro können wir alleine nicht aufbringen“, betont Schwester Klara. Deshalb haben die Benediktinerinnen ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen und werden dabei von der Pax-Bank unterstützt. Wenn bis zum 26. September mindestens 10 000 Euro an Spenden zusammenkommen, „steht das Geld zur Verfügung, und wir können beginnen“, heißt es in dem Newsletter der Abtei.
Gestartet wurde das Crowdfunding-Projekt im Juni. „Zu unserer großen Freude war die Zielsumme von 10 000 Euro schon nach einer Woche erreicht“, berichtet Schwester Klara. „Es ist so schön zu merken, dass unsere besondere Kirche doch vielen Menschen etwas bedeutet.“ Die Summe von 25 000 Euro für die Voruntersuchungen sei inzwischen erreicht. „Das ist jedoch nur ein Bruchteil der Summe, die dann die eigentliche Sanierung kosten wird. Alles, was jetzt an Geld zusammenkommt, fließt in die Restaurierung der Wandmalerei“, erläutert die Benediktinerin.
„Ein Feierraum für heutige Menschen“
Außer der Sanierung der Wandmalereien sind noch weitere Maßnahmen notwendig: „Strom, Licht, Heizung, Beschallung“, zählt Schwester Klara auf. „Und natürlich eine neue Gestaltung des Altarraums, die nach einem Feierraum für heutige Menschen sucht.“ Wieviel die Sanierung insgesamt kosten wird, kann sie noch nicht beziffern. „Wir fangen gerade erst an, die Kosten zu ermitteln“, berichtet die Benediktinerin. Einen Teil der Finanzierung übernimmt die Denkmalpflege. „Wir müssen Spender, Stifter oder Paten suchen“, kündigt Schwester Klara an.
Die Kirche erzählt Frauengeschichte
Die Abteikirche ist nicht nur die einzige vollständig ausgemalte Klosterkirche im Stil der Beuroner Kunst in Europa. „Diese Kirche erzählt Frauengeschichte so umfangreich wie keine andere“, heißt es in dem Newsletter. „Von Frauen in der Bibel, in der Kirche, in Klöstern.
Von Frauen, die Prophetinnen waren, von Frauen, die Klöster gegründet haben, und von Frauen, die grundlegende Werke der Kirchengeschichte geschrieben haben. Debora, Richterin Israels; Sarah, die Frau Abrahams; die heilige Scholastika, die Schwester Benedikts; Hildegard, Kunigunde, Mechthild, Gertrud – Nonnen, deren geistliches Verständnis so tief war, dass ihre Werke über Jahrhunderte gelesen werden.“ Seit mehr als 100 Jahren ist die Kirche St. Hildegard schon „ein Ort, an dem alle Menschen willkommen sind.“ Die Benediktinerinnen möchten sie „gerne so auch an die nächste Generation weitergeben“.
ZUR SACHE
Das Projekt
Die Abteikirche wurde von 1907 bis 1914 von Mönchen der Beuroner Kunstschule ausgemalt. 1967 wurden die verschmutzten und nachgedunkelten Malereien überarbeitet und teilweise übermalt, um mehr Licht zu gewinnen. „Jetzt, fast 60 Jahre später, ist eine Restaurierung unumgänglich“, heißt es in der Projektbeschreibung. Ziel ist, die Abteikirche als besonderen und wirkungsvollen Ort zu bewahren, „ihn offenzuhalten, als Liturgieort erkennbar lebendig und inspirierend zu nutzen, ihn noch mehr zu einem Kraftort für Suchende und zu einem spirituellen Zentrum im Rhein-Main-Gebiet werden zu lassen“. Die Malerei soll wieder oder neu als besonderes Kulturphänomen, als außergewöhnlicher Kunst- und Kulturschatz erfahrbar gemacht werden. Die Abteikirche ist Eigentum des Vereins der Benediktinerinnen. Die 41 Schwestern müssen für alle anstehenden Renovierungsmaßnahmen nach eigenen Finanzierungswegen suchen. Für den Bauunterhalt sind sie auf Hilfen angewiesen.
Weitere Informationen im Internet: https://www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/abtei-st-hildegard-wandmalerei?l=1652188501
Von Heike Kaiser