Religionsvertreter mahnen zu Frieden
"Alles tun, um den Frieden zu bewahren"
Papst Franziskus und weitere Religionsvertreter mahnen zum Frieden in der Ukraine.
Mit großer Sorge blicken auch Kirchenvertreter auf den Konflikt der Ukraine mit Russland. Auch Waffenlieferungen geraten dabei in die Kritik. Helfer stellen in der angespannten Lage eine deutlich gestiegene Nachfrage nach psychologischer Hilfe fest.
Papst Franziskus rief am Sonntag erneut zu Frieden in der Ukraine auf. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz appellierte er an die Verantwortlichen, "alles zu tun, um den Frieden zu bewahren". Die Nachrichten aus der Ukraine seien "beunruhigend", sagte Franziskus mit sorgenvoller Stimme und bat alle Teilnehmer, in Stille für die Ukraine zu beten.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, wandte sich gegen deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine. Waffen seien darauf ausgerichtet, Gewalt auszuüben, sagte die Theologin der "Augsburger Allgemeinen". Dadurch nehme die Gefahr eines Krieges zu. "Unsere Kirche unterstützt die Regierung darin, keine Waffen in die Ukraine zu liefern." Waffen könnten niemals ein Weg sein, um Frieden zu schaffen. "Im Gegenteil, sie fördern die Eskalation von Gewalt - auf welcher Seite auch immer."
In Berlin beteten am Samstag in einem ökumenischen Gottesdienst Vertreter der Kirchen für Frieden. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, erinnerte daran, dass der Krieg im Osten des Landes in den vergangenen Jahren bereits mehr als 14.000 Menschen das Leben gekostet habe. Mehr als zwei Millionen Menschen seien aus den Gebieten geflohen oder vertrieben worden. "Wir rufen den Aggressoren zu: Hört auf, die Ukraine zu bedrohen; hört auf, die Menschen in der Region und die Menschen in Europa in Angst und Schrecken zu versetzen", so der Bischof.
"Krieg gegen die Ideale der Freiheit"
Die sich zuspitzende Lage ist aus Sicht des ukrainisch-katholischen Erzbischofs Borys Gudziak ein Kampf um Werte. "Es handelt sich nicht um einen Krieg gegen die Nato oder zur Verteidigung einer ukrainischen oder westlichen Gefahr, sondern um einen Krieg gegen die Ideale der Freiheit", so der Erzbischof der US-Diözese Philadelphia im Gespräch mit dem katholischen Pressedienst SIR.
Die Werte der Demokratie und die europäischen Prinzipien, die auch eine christliche Grundlage hätten, stünden auf dem Spiel, warnte Gudziak, der sich laut SIR derzeit in der Ukraine aufhält. Er rief alle Beteiligten auf, die "echten Menschen zu sehen, die Kinder, die Mütter, die älteren Menschen, die jungen Leute, die an der Front stehen". Es gebe keine Grund, sie zu töten, neue Waisen und neue Witwen zu schaffen. "Es gibt keinen Grund für diesen Krieg, und es gibt keinen Grund, ihn jetzt zu beginnen."
Mit Blick auf die Situation der Bevölkerung erklärte am Samstag der Leiter der Malteser Ukraine, Pavlo Titko: "Die Nachfrage nach psychologischer Hilfe und nach Erste-Hilfe-Kursen übersteigt unsere Kapazitäten bei weitem." Man lebe seit 2014 mit dem Konflikt, aber in den vergangenen zwei Monaten habe sich die Lage noch einmal deutlich verschärft. Hinzu kämen eine sich rasch verschlechternde wirtschaftliche Lage und die Corona-Pandemie.
In der Krise zwischen Russland und der Ukraine warnen die USA vor einem drohenden Einmarsch russischer Truppen. Zahlreiche Länder, darunter Deutschland, haben ihre Staatsbürger aufgerufen, die Ukraine zu verlassen. Die russische Seite weist die US-amerikanischen Warnungen zurück.
kna