Marienwallfahrt nach Bergen auf Rügen

An alte Tradition angeknüpft

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Die Katholiken von Vorpommern sind zum ersten Mal nach 2011 wieder zu einer Marienwallfahrt nach Bergen auf der Insel Rügen gekommen. Damit knüpften sie an eine Tradition an, die seit der Nachkriegszeit bestand.


Alt-Abt Gregor Henckel Donnersmarck vom Stift Heiligenkreuz im Wienerwald feierte mit den Wallfahrern den Gottesdienst. | Foto: Matthias Holluba


Katharina Pfitzner und ihre Mitstreiterinnen hatten in den letzten Wochen ziemlich viel zu tun. Schließlich ist es keine einfache Sache, eine Wallfahrt für die Katholiken in Vorpommern zu organisieren, die zwar einen Vorläufer hat, aber immerhin seit 2011 so nicht mehr stattgefunden hat. „Wir sind hier nur wenige Katholiken und werden immer weniger, aber wir wollen auch etwas schaffen, woran die Generation unserer Kinder anknüpfen kann“, nennt sie einen Grund für ihr Engagement.
Viele Fragen galt es zu klären: Wie gestalten wir den Gottesdienst? Welches Rahmenprogramm gibt es? Wie verpflegen wir 200 Wallfahrer? Wie werben wir? Wer organisiert Rad- und Fußwallfahrt? Auf alle Fragen wurde eine zufriedenstellende Antwort gefunden, denn die Wallfahrt am 5. Mai war ein Erfolg und die Teilnehmer zufrieden.
„Die Wallfahrt war ein Versuch, im Rahmen des Pastoralen Prozesses ,Wo Glauben Raum gewinnt ...‘“, sagt der Stralsunder Pfarrer Andreas Sommer. Ob nach diesem Versuch die Tradition der Wallfahrten nach Bergen wieder auflebt, werden die Verantwortlichen in den kommenden Wochen überlegen.

Zu DDR-Zeiten staatliche Behinderungen
Es waren vor allem die nach dem Krieg aus dem Sudentenland nach Vorpommern vertriebenen Katholiken, die sich Wallfahrten wünschten, wie sie sie aus ihrer Heimat kannten. So fand am Pfingstmontag 1951 mit 2000 Teilnehmern zum ersten Mal eine Wallfahrt nach Sellin statt. Schon zwei Jahre später wurde die Wallfahrt vom staatlicher Seite behindert: Es gab keine Busse zu mieten und bei der Bahn gab es keine Fahrkarten. Die Teilnehmerzahlen sanken wegen des staatlichen Drucks aber auch wegen der Konkurrenz der Dekanatstage. Der Bau eines Küstenbeobachtungsturms der Grenztruppen in der Nähe des Wallfahrtsgeländes erhöhte den staatlichen Druck. Ab 1976 fand die Wallfahrt deshalb in der evangelischen Marienkirche in Bergen statt. 2011 beschloss die Gemeinde, aufgrund der geringer werdenden Zahlen nach Bergen nicht mehr zu einer Wallfahrt einzuladen.
Im Leben der künftig flächenmäßig größten Pfarrei Deutschlands mit Stralsund, der Insel Rügen und Demmin könnte die jetzt wiederbelebte Wallfahrt ein Höhepunkt werden. Der Bergener Pfarrer Bernhard Scholtz jedenfalls hat schon einmal die ökumenischen Kontakte aufgefrischt. Künftig könnte die Wallfahrt, wie in den 70er und 80er Jahren in der evangelischen Marienkirche stattfinden, denn die katholische Kirche und das Pfarrgelände sind für eine große Zahl Wallfahrer doch recht klein.
So konnten auch nicht alle Wallfahrer diesmal den Gottesdienst in der Kirche mitfeiern. Dieser wurde deshalb per Video in den Gemeindesaal übertragen. Mit den Katholiken aus den Pfarreien Vorpommerns und einem Großteil ihrer Pfarrer feierten zwei Gäste die Wallfahrt: Aus Berlin war Domprost Tobias Przytarski gekommen. Er stellte in der Predigt Maria als die „Brückenbauerin zwischen ihrem Sohn und uns Menschen“ dar. „Maria ist das Urbild dessen, der Gott bittet.“
Einen noch weiteren Weg hatte Alt-Abt Gregor Henckel Donnersmarck hinter sich. Er war aus dem Zisterzienser-Stift Heiligenkreuz in der Nähe von Wien angereist. Pfarrer Sommer, der selbst in Heiligenkreuz Theologie studiert hat, hatte ihn eingeladen, weil die Region Vorpommern historisch stark von den Zisterziensern geprägt ist. Deshalb möchte sich die neue Pfarrei, die wahrscheinlich 2020 gegründet wird, auch das Patronat Bernhard von Clairvaux geben.
Abt Gregor knüpfte an diese Geschichte an und sagte, er freue sich, diese Wallfahrt wieder mit aus der Taufe gehoben zu haben. Zugleich erinnerte er an ein aktuelles Vorhaben seines Klosters: Im September soll im brandenburgischen Neuzelle ein Zisterzienser-Priorat mit Mönchen aus Heiligenkreuz gegründet werden. Dafür war auch die Wallfahrtskollekte bestimmt. In einem geistlichen Impuls lud Abt Gregor die Wallfahrer ein, sich in Stille und Schweigen dem Geheimnis Gottes zu öffnen.

Von Matthias Holluba

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