Geistliche Betrachtung zum Pfingstfest

Arm, aber Geistreich!

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Pater Manfred Kollig, Generalvikar des Erzbistums Berlin, nähert sich mit einer Geistlichen Betrachtung zum Thema „Arm, aber Geistreich“ dem „schwierigen Fest“ Pfingsten über verschiedene Wege. Vom Turmbau zu Babel und der Versuchung Jesu in der Wüste, über Jesuitenpater Alfred Delp SJ bis hin zu zeitgenössischen Gemälden – überall legt er Zugänge zum christlichen Pfingstfest frei.


Pfingsten heißt nicht, „dass alles gut wird“, so Pater Kollig. Denn der Geist Gottes bewahrt nicht vor Wüste und Tod. Aber er kann „verwandeln, indem er in der Armut noch Gottes Gegenwart spüren lässt und auch angesichts des Todes noch Perspektive schenkt. So mag der Mensch arm sein und zugleich geistreich."   Foto: Erzbistum Berlin

 

Pfingsten – so heißt es manchmal – ist ein schwieriges Fest. Im Vergleich mit Weihnachten und Ostern ist nicht so ohne weiteres bekannt, was da eigentlich gefeiert wird. Irgendwas mit Geist, mancher denkt auch an den Heiligen Geist – ohne eine genaue Vorstellung zu haben, wie der aussieht und wo er mir begegnet. Andere erinnern sich an Gemälde, auf denen Feuerzungen, eine Taube oder der Wind abgebildet sind.
Mit Geist verbinden wir eher Stärke als Schwachheit. Der Geist ist wie Feuer. Er entzündet und wärmt wie das Feuer, damit wir noch für etwas brennen oder, wie es umgangssprachlich heißt, noch auf etwas „ganz heiß sind“. Er ist auch wie der Wind. Er treibt uns an wie der Wind das Segelschiff, und kühlt, wo Menschen sich heiß gelaufen haben; wo sie festgefahren, erstarrt und rigide sind.
Der Heilige Geist ist etwas Starkes und Kräftiges – und er wird der „Vater der Armen“ genannt. „Arm im Geist“, nicht „arm an Geist“, das könnte ein Stichwort sein, um zu verstehen, was Pfingsten bedeutet.
Wo Menschen mit beiden Füßen auf der Erde und auf dem Boden der Tatsachen stehen, wirken sie dennoch manchmal eher arm und machtlos. Wo sie anerkennen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, gehen sie eher bescheiden als stolz durch das Leben. Die Versuchung ist groß, denen hinterherzulaufen, die versprechen, himmlische Zustände zu schaffen. Sie vertrauen auf ihren eigenen Reichtum und glauben, ohne Gottes Geist auskommen zu können. Oftmals machen sie sich groß und reden die Probleme klein. Nicht selten sind sie zunächst sehr angesehen und werden gleichsam angehimmelt.
Wer die Probleme hingegen nicht klein redet und nicht vorgibt, alles selbst lösen zu können, wirkt arm. Menschen, die in diesem Sinne „arm“ zu sein scheinen, können sehr geistreich sein. Beim Turmbau zu Babel wird die Spannung zwischen menschlicher Größe und menschlicher Armut deutlich. Eine frühe biblische Mahnung, nicht vermessen zu werden:

Turmbau zu Babel (Gen 11,1-9)

Die ganze Erde hatte eine Sprache und ein und dieselben Worte.
Als sie ostwärts aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an.
Sie sagten zueinander: Auf, formen wir Lehmziegel und brennen wir sie zu Backsteinen. So dienten ihnen gebrannte Ziegel als Steine und Erdpech als Mörtel.
Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis in den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.
Da stieg der HERR herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten.
Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, wenn sie es sich zu tun vornehmen.
Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht.
Der HERR zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen.
Darum gab man der Stadt den Namen Babel, Wirrsal, denn dort hat der HERR die Sprache der ganzen Erde verwirrt und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut.

 

Was ist denn schlecht daran, dass Menschen ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen, ihre Intelligenz, Kreativität und materiellen Mittel einsetzen, um große Bauwerke zu schaffen?
In der Tat greift die Geschichte vom Turmbau zu Babel eine alte Tradition in Babylonien auf. Hier wurden neue und großartige Bauwerke als Zeichen verstanden, dass die Götter gut gestimmt waren. Ja, den Göttern Babyloniens gefiel es, wenn die Sterblichen hohe Türme bauten, um so die Verbindung zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Götter herzustellen. Im Judentum hingegen wurden solche Turmbauten negativ verstanden und mit einem Minuszeichen versehen. Grund dafür ist nicht, dass Jahwe mit der Stärke der Menschen seine Probleme hätte. Dies liegt vielmehr an der berechtigten Gefahr, die Menschen könnten angesichts ihrer großartigen Bauwerke zu der Überzeugung kommen: Alles ist möglich. Wir Menschen können alles. Wozu brauchen wir dann noch einen Gott?
Wann dieser Turmbau zu Babel stattgefunden hat, ist nicht genau zu sagen. Man vermutet, dass es vor etwa 4000 Jahren war, als man versuchte, diesen 70 bis 90 Meter hohen Turm zu errichten. Solche Bauwerke konnten und können nur entstehen, wo Menschen gut zusammenarbeiten. Auch dies ist ein positiver Aspekt, den es zu würdigen gilt.
Die Gefahr aber, dass sie über ihren Leistungen vergessen, dass es Grenzen gibt, ist nicht zu leugnen. Große Erfolge können uns vermessen werden lassen: Da wird es auf einmal so global und so komplex, dass es uns als einzelne und sogar als ganze Völker überfordert. Da zeigen sich Zusammenhänge, die wir als Menschen nicht mehr verstehen. Da werden Situationen unübersichtlich und lehren uns das Fürchten. Spürten wir angesichts großer kultureller und wirtschaftlicher Erfolge noch Stärke, so schlägt dieses Gefühl um: Auf einmal spüren wir, dass der Turm zu riesig, der Plan zu ambitioniert, die Ziele zu hoch gesteckt wurden. Dann fühlen wir uns arm und schwach. Wir sind enttäuscht, weil wir uns vorher zu viel vorgenommen und uns getäuscht haben.
Erinnert diese Armut die Menschen an Gott? Erinnert sie daran, dass Intelligenz und Kreativität sowie materielle Möglichkeiten nicht alles sind? Dass es den Geist braucht, den Gott schenkt? Christinnen und Christen feiern an Pfingsten: Es ist dieser Geist, der uns zusammenführt, um Großes zu wirken; um die Welt zu gestalten; um einander zu unterstützen; um Probleme nicht groß oder klein zu reden, sondern sie gemeinsam zu lösen. Ohne diesen Geist geht es nicht: weder damals in Babylonien, noch heute in Berlin, in Brandenburg, in Deutschland, in Europa, noch in der ganzen Welt.

 

Versuchung Jesu in der Wüste  (Mt 4,1-11)
Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen. Darauf ließ der Teufel von ihm ab und siehe, es kamen Engel und dienten ihm.


Jesus selbst kennt die Armut. In der Wüste erfährt er, wie wenig er gestalten kann: Es gibt niemanden, mit dem er große Pläne entwickeln und verwirklichen könnte. Es gibt fast nichts zum Essen und Trinken. An Türme ist in der Wüste nicht zu denken; weder an solche, wie sie in Babylonien gebaut wurden, noch an die so genannten Leuchttürme unserer Zeit.
In dieser Situation - ganz auf sich gestellt - wird Jesus von einem Geist versucht, der ihm große Versprechungen macht. Der Evangelist Matthäus nennt diesen Geist „Teufel“. Wir sprechen manchmal von „diabolischen Kräften“. „Diábolós“ ist altgriechisch. Wir übersetzen im Deutschen mit „Dämon“ und „Teufel“. Das Wort „Diábolós“ bedeutet so viel wie: Der Verwirrer. Es ist der Titel für den, der den Menschen verwirrt und alles durcheinander bringen will. Er verspricht Stärke, wo Menschen sich schwach fühlen. So verspricht er Jesus in dem Hunger, den er in der Wüste erfährt, Brot. Er verspricht ihm, dass er ohne Anstrengung mächtig wird. Ja, er will ihm mal eben so die ganze Welt zu Füßen legen. Jesus erlebt in der Wüste die totale Armut und die völlige Einsamkeit. Er erliegt aber nicht der Versuchung, kurz und bündig und auf einfache Weise, gleichsam ohne Selbstbeteiligung, von der ganzen Not befreit zu werden. Stattdessen vertraut er auf seinen Gott und Vater und auf den Geist der Armen.

Am 11. Januar 1945 wurde der Jesuitenpater Alfred Delp zum Tod verurteilt. Im Gestapogefängnis Berlin-Tegel wartete er auf die Vollstreckung des Todesurteils. In dieser Situation, fast nichts mehr tun zu können, betrachtete er die so genannte Pfingstsequenz, ein spätmittelalterlicher Hymnus über die Kraft und das Wirken des göttlichen Geistes. Seine ganze Armut spürend, hat er sich wie Jesus in der Wüste an den Geist der Armen erinnert.
Alfred Delp beginnt seine Betrachtung mit den Bitten der Pfingstsequenz „Beuge, was erstarrt ist“ und „Wärme, was erkaltet ist.“ Dabei bezog er die Bitte „Beuge, was erstarrt ist“ auf sich selbst. Die Bitte, „zu wärmen, was erkaltet ist“, bezog er auf die Menschen im Abendland. Hören wir einige Zitate aus den Betrachtungen von Pater Alfred Delp:
 

„Ich will mich Gottes Geist ausliefern und so wird schon alles recht und vieles besser werden.“
„Nur wer in der Kraft Gottes in diese Stürme gerät, wird sie in innerer Lebendigkeit bestehen.“
„Wenn wir müde sind und verzagen, sollen wir nicht zuerst die Übermacht der Schicksale messen und aufzählen, sondern nur fragen, ob wir nahe genug bei Gott sind und ob wir genug gerufen haben.“ (1)

 

Die Herzen vieler Menschen sind verhärtet, sagt Pater Alfred Delp. Mit Gewalt versuchen sie, Macht zu gewinnen. Auch um den Preis vieler Opfer: Im Ersten Weltkrieg, der vor 100 Jahren zu Ende ging, verloren knapp 18 Millionen Menschen ihr Leben. Der Zweite Weltkrieg kostet wenig später mindestens 60 Millionen Menschen das Leben, weil Regierende eiskalt über Leichen gingen. Pater Delp sieht einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der zerstörten Beziehung zwischen Menschen und Völkern einerseits und der gebrochenen Beziehung der Menschen mit Gott andererseits. So schreibt er: „Die Unfähigkeit (…) zur Anbetung, zur Liebe, zur Ehrfurcht, zur Behutsamkeit hat ihre Ursache in der Anmaßung und in der Verhärtung des Daseins.“ Und an anderer Stelle heißt es: „Wir sind als Anbetende sowohl wie als Liebende verkümmert.“
Wenn es schwierig wird in unserem Leben, dann wirkt sich dies auf den Schlaf aus. Wir schlafen schlecht ein. Wir werden oft wach. Vielleicht liegt es daran, dass wir noch zu sehr retten wollen, was wir nicht retten können; dass wir etwas leisten wollen, was wir nicht zu leisten vermögen; dass wir die eigene Ohnmacht und Armut nicht anerkennen wollen. Pater Alfred Delp schrieb angesichts seiner Ohnmachtserfahrung: „Man muss ganz ruhig liegen (…) und um seine Ohnmacht wissen und die heilende Hand Gottes suchen.“
Angesichts seiner eigenen Todesangst, bekennt er, dass er an einen Gott glaubt, der nicht zerstört, sondern aufbaut; an einen Gott, der nicht den Tod, sondern das Leben will. So sagt er: „Gott ist kein Zerstörer seiner Kreatur, sondern sein Wille zu ihr ist Heilswille. Und so ist seine Glut heilend und kühlend.“ In seiner Betrachtung bekennt P. Delp, dass er in seinem Elend und in seiner Armut immer wieder gerufen habe: „Veni“, „Komm Heiliger Geist“.
Die Armut, die Menschen erfahren, wenn ihnen wie in Babylonien ein Werk nicht gelingt; die Armut, die Menschen in Krankheit, Unglück, Enttäuschung und Einsamkeit gleichsam als Wüste erfahren; die Armut, die wir empfinden, wenn wir Probleme nicht mehr lösen können: Diese Armut kann die Tür sein, durch die wir eintreten in ein neues Kapitel unseres Lebens. Diese Armut kann die Tür werden, durch die wir Gott in unser Leben eintreten lassen. Diese Armut kann der Beginn sein, Gott etwas zuzutrauen und ihm zu vertrauen. Pater Alfred Delp hat es, als er sich ganz arm fühlte, so formuliert:

„Gott hat viele seiner Verheißungen an das Vertrauen gebunden, das Menschen ihm entgegenbringen. (…) Man muss sich in jedem Fall in die Verfassung bringen, dass die Dinge nicht daran scheitern, dass wir sie Gott nicht zugetraut haben.“  (1)

 

Gemälde können helfen, uns eine Vorstellung vom göttlichen Geist zu machen: Im Museum Prado in Madrid ist das Meisterwerk „Pfingsten“ zu sehen. Es stammt von El Greco, dem spanischen Maler und Bildhauer aus dem 16. Jahrhundert. Die Motive auf dem Bild sind auf den ersten Blick eher konventionell: Gezeigt werden die  zwölf Apostel mit Maria in ihrer Mitte. Sie sind ganz lebensnah dargestellt, mit ausdrucksvollen individuellen Gesichtern. Verzückt, wie im Rausch, blicken sie nach oben, zum Himmel. Über ihren Köpfen sind Flammen zu erkennen. Der Maler bleibt in seiner Motivwahl sehr nah am biblischen Bericht, wo es heißt, ein Brausen vom Himmel habe die Gruppe erfüllt und Zungen wie von Feuer hätten sich auf die Köpfe der Apostel gesenkt. Wenn man das Bild länger betrachtet, fallen einem aber doch einige Besonderheiten auf: Die Männer und Frauen tragen Gewänder, die aufgrund der Farben sowohl deren Verbundenheit mit der Erde als auch mit dem Himmel darstellen: Braun- und Goldtöne, Rot- und Grün-, Gelb- und Blautöne erinnern daran, dass das menschliche Leben geerdet ist und zugleich den Himmel im Blick haben kann.
Der Heilige Geist schwebt in der Gestalt einer Taube über dem ganzen Geschehen. Der Geist ist nicht Gott. Aber Gott ist Geist. In ihm ist keine Bitterkeit. Aus diesem Grund war die Taube lange Zeit das bevorzugte Symbol, um den Heiligen Geist darzustellen. Man glaubte nämlich in der Antike, die Taube habe keine Gallenblase und deshalb sei in ihr auch keine Möglichkeit, zu verbittern beziehungsweise Böses zu tun.

Ein anderes Bild führt uns in die Gegenwart. Sven Janotta, ein Künstler auf der Insel Rügen hat es gemalt und ihm den Titel gegeben „Maria vernascht den Heiligen Geist“. Im Unterschied zum eher traditionellen Pfingstbild von El Greco zeigt das moderne Bild von Janotta ein provokantes Motiv. Hier ist eine Frau zu sehen, die nackt - wie in einem Liebesakt - auf einer schemenhaften Figur liegt. So als sei dieser Geist ihr Geliebter. Der Geist ist dargestellt als weiße Fläche, deren Umrisse andeutungsweise an eine Person erinnern. Der Künstler drückt die Sehnsucht der Maria nach einer starken Beziehung mit dem Heiligen Geist aus. Diesen Geist Gottes will sie in sich aufnehmen, was sowohl in der Körperhaltung Mariens als auch in dem für den Titel gewählten Begriff des „Vernaschens“ ausgedrückt wird.

Wie gesagt: Der Geist ist nicht Gott. Aber Gott ist Geist. Durch ihn begibt sich Gott in die Menschen. Dieser Geist bewegt und wirkt. Er ist wie ein Feuer, das entzündet. Er hat die Unschuld der Taube. Er ist wie der Wind, der antreibt. Er spendet Leben, erzeugt und bewirkt Leben. Dieser Geist bewirkt, dass der Mensch in seiner Ratlosigkeit zur Einsicht und zu Einsichten kommt; in der Armut, die er in der Wüste erfährt, nicht verzweifelt und sogar angesichts des Todes, wie wir bei Jesuitenpater Alfred Delp gehört haben, noch Perspektive hat.

Die Botschaft von Pfingsten heißt nicht „Alles wird gut.“ Sie besagt auch nicht: „Wer arm ist, ist vom Heiligen Geist verlassen.“ Die Botschaft von Pfingsten lautet: Wer sich arm fühlt, wer erstarrt ist und mutlos, überfordert und einsam, kann rufen „Veni“, „Komm Heiliger Geist.“ Dieser Geist bewahrt nicht vor Wüste und Tod. Er kann verwandeln, indem er in der Armut noch Gottes Gegenwart spüren lässt und auch angesichts des Todes noch Perspektive schenkt. So mag der Mensch arm sein und zugleich geistreich.
Der Hymnus  der Pfingstsequenz, der im Gottesdienst an den Pfingsttagen vorgetragen wird, fasst diese Botschaft in folgenden Worten zusammen:

Komm herab, o Heilger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke was den Weg verfehlt.

In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod. (2)

 

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Quellennachweis:
    (1) Alfred Delp, Im Angesicht des Todes, Reihe „Ignatianische Impulse“, hrsg. von Stefan Kiechle SJ und Willi Lambert SJ, Band 21, 2013; ISBN 978-3-429-02860-2

    (2) Pfingstsequenz. Gotteslob – Katholisches Gebet- und Gesangbuch, Stuttgart 2013, Nr. 770; Übersetzung: Maria Luise Thurmair und Markus Jenny
 

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