Anstoss 26/2018

Auf dem Fußballplatz

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Keiner kommt an Fußball vorbei, erst recht nicht in diesen Tagen der Fußball-WM, so las ich es in einem kürzlich erschienen Buch, das die Verbindung  von Fußball und Glaube aufzeigt.


Die Fußballer werden vergöttert oder verteufelt, bejubelt oder verdammt. Scheinbar haben Fußball und Glaube vieles gemeinsam. Vielfach ist der Fußball zur Ersatzreligion geworden. Die Stadien sind die neuen Tempel. Und der Siegerpokal ist wie ein Heiliger Kelch der geküsst und verehrt wird. Der Fußball ist Kult und die Kulturkosten tragen wir alle und bezahlen wir alle.  
Der Glaube kann und will Berge versetzen. Auch im Fußball wird der Glaube beschworen: „Ich glaube an diese junge Mannschaft. Wir wollen Weltmeister werden!“, so der Bundestrainer Joachim Löw. Und wir geben die Hoffnung nicht auf, dass wir es packen. Angst, Selbstzweifel und Hoffnungslosigkeit sind schlechte Ratgeber. Auch Krisen und Niederlagen gehören dazu. Derjenige der nicht an seine Chance glaubt, hat schon verloren. Und sei es wie bei David gegen Goliath. Wir haben keine Angst vor dem Gegner. Gerade dann, wenn Gegenwind tobt und eine Niederlage droht, ist es die Aufgabe jedes guten Trainers Ruhe zu bewahren, der Mannschaft Mut und Vertrauen zu schenken. Im Wort Vertrauen steckt auch das Wort Treue. In Treue zu einem Spieler zu stehen ist keine altmodische Tugend, sondern etwas sehr menschliches und urchristliches. Es tut gut, wenn der Trainer den Spielern gegenüber barmherzig ist, auch wenn dieser Fehler gemacht hat. Es gibt auch die Versöhnung und eine neue Chance.
Ein gutes Mannschaftsspiel ist auf allen Ebenen wichtig: im Fußball, in der Kirche, am Arbeitsplatz, in jeder Gruppe und Verein. Aber es gibt auch das Gerangel um den ersten Platz. Es gibt das Fair-Play-Spiel, aber auch Fouls, Nachtreten, rote Karten und die Ersatzbank.  

In diesen Tagen sind wir vereint: Wir stehen zusammen in guten und schweren Tagen, in Sieg und Niederlage. Manche blicken flehend zum Himmel, erhoffen Gottes Hilfe, in letzter Not. Und nach dem Abpfiff gibt es den nächsten Anstoß. Ja, was wäre das Leben ohne Fußball, aber ebenso gilt: Was wäre das Leben ohne Gott? An Gott kommt keiner vorbei! Der ist gesetzt!
 
Pater Josef kleine Bornhorst, Dominikanerkloster Leipzig

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