Italienischer Teenager vor der Seligsprechung

Auf der "Autobahn zum Himmel"

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Ein Teenager könnte in Kürze in Italien seliggesprochen werden: Die beeindruckende Geschichte von Carlo Acutis sorgt für Anteilnahme im ganzen Land.

Foto: kna/Romano Siciliani
Starb mit 15 Jahren an Leukämie: Carlo Acutis war tiefreligiös und ein Genie am Computer. Foto: kna/Romano Siciliani


Es ist in diesen Tagen nicht einfach in Italien, mit einem anderen Thema als dem Coronavirus für Schlagzeilen zu sorgen. Ein toter Teenager hat es dennoch geschafft: Vor kurzem erkannte Papst Franziskus ein durch den italienischen Jungen Carlo Acutis bewirktes Wunder an. Damit kann er demnächst seliggesprochen werden. Die Anteilnahme im ganzen Land ist riesengroß. Denn die Geschichte von Acutis, der gerade einmal 15 Jahre alt wurde, ist ebenso beeindruckend wie herzzerreißend.

Carlo wurde 1991 in London geboren, wo seine Eltern seinerzeit aus beruflichen Gründen für kurze Zeit lebten. Er wuchs in deren Heimat nahe Mailand auf und fiel dort früh durch eine tiefe Religiosität auf. So besuchte er täglich die Messe, betete regelmäßig den Rosenkranz. Von seiner Erstkommunion an, die er schon als Siebenjähriger empfing, entwickelte er eine außergewöhnliche Liebe zur Eucharistie, die er seine "Autobahn in den Himmel" nannte. Ihr häufiger Empfang helfe ihm dabei, "Jesus ähnlicher zu werden", erläuterte er einmal seine Faszination.

Der tiefgläubige Katholik engagierte sich als Katechet in seiner Kirchengemeinde, wo er auch Obdachlose betreute. Außergewöhnlich war obendrein seine enorme Begabung für Informatik: Als Zehnjähriger schrieb er Algorithmen und gestaltete Webseiten und Layouts für Online-Zeitungen. Als Elfjähriger begann er in versessener Detailarbeit, ein Online-Verzeichnis weltweiter eucharistischer Wunder zu erstellen. Eine daraus entwickelte Ausstellung umfasst 146 Schautafeln. Sie wurde nach seinem Tod in zahlreiche Sprachen übersetzt, in vielen Ländern gezeigt sowie als Buch veröffentlicht.

Als Carlo schließlich - viel zu jung - erfuhr, dass er unheilbar an Leukämie erkrankt war, widmete er sein restliches Leben und Leiden ganz dem Papst und der Kirche. Es ist dieses tragische Ende, das den Jungen in den Augen vieler Gläubiger zu einem Heiligen machte. Er starb am 12. Oktober 2006 und wurde seinem Wunsch entsprechend in Assisi beigesetzt, wo seine Familie ein Ferienhaus hatte.

Vorbildlicher Lebenswandel

Sieben Jahre nach Carlos Tod begann der Seligsprechungsprozess. 2018 erkannte ihm der Papst aufgrund des vorbildlichen Lebenswandels den heroischen Tugendgrad zu. Nun folgte die Anerkennung eines auf Fürsprache von Acutis bewirkten Wunders. Dieser soll, so bestätigte es der Papst, an der wundersamen Heilung eines brasilianischen Kindes beteiligt gewesen sein. Damit ist der Weg zur Seligsprechung frei. Sie soll noch in diesem Jahr stattfinden - so jedenfalls die Planung bisher.

In Assisi reagierte man mit großer Freude und Glockengeläut auf die positive Nachricht aus dem Vatikan. Erzbischof Domenico Sorrentino begab sich zum Mittagsgebet an Carlos Grab im Santuario della Spogliazione. Der Geistliche würdigte ihn als einen "Heiligen", der schon in jungen Jahren die Heiligkeit angestrebt habe.

In der Tat galt Acutis schon von klein auf als religiöses Computergenie, wegen seines Eifers erlangte er als "Cyber-Apostel" internationale Bekanntheit. Beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro, wo den Besuchern seine Lebensgeschichte präsentiert wurde, bezeichnete man ihn als möglichen "Patron des Internets".

Die ungeheure Glaubenskraft des Teenagers, die er über das Internet zu teilen versuchte, inspirierte Menschen in aller Welt. "Er hat vielen Seelen geholfen, sich Gott zu nähern", sagte Mutter Antonia Salzano kürzlich in einem Interview. Als ihr Sohn starb, habe sie davon geträumt, dass er eines Tages einen besonderen Platz in der Glaubenswelt der katholischen Kirche einnehmen werde. Dieser Traum geht jetzt in Erfüllung - nicht zuletzt dank Franziskus.

Das Kirchenoberhaupt würdigte Acutis bereits vor Jahren als ein Vorbild vor allem für Jugendliche. Carlo sei sich der Probleme des Internets durchaus bewusst gewesen, so der Papst. Man könne es benutzen, um Menschen einzulullen oder zu Konsumsüchtigen zu machen. Carlo aber habe es verstanden, die neue Kommunikationstechnik geschickt einzusetzen, "um Werte und Schönheit zu vermitteln".

kna