Preis der Bischofskonferenz für Café Hoffnung

Auf Rädern gegen Fremdenhass

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Die Katholische Akademie Dresden-Meißen wurde von der Deutschen Bischofskonferenz für eine pfiffige Idee prämiert. Mit einem rollenden Café sollen Menschen eingeladen werden, ins Gespräch zu kommen.

Preisträger vom „Café Hoffnung“ zusammen mit Ministerpräsident Armin Laschet (links) und Erzbischof Stefan Heße, Leiter der Wettbewerbsjury (rechts). | Foto: kna/Julia Steinbrecht
 
„Wir sind wirklich überrascht, wie schnell man auf diesem Weg mit den Menschen über die aktuellen, brennenden gesellschaftlichen Themen ins Gespräch kommt“, freut sich Akademiedirektor Thomas Arnold. Er spricht über die Initiative „Café Hoffnung“, das rollende „Café-Mobil“ mit angeschlossener „Wanderakademie für Toleranz und Vielfalt“. „Wir erklären, dass wir eine christliche Initiative sind, und dann kommt das Gespräch meist ganz rasch von allein zu Religion im öffentlichen Raum, Flüchtlingshilfe, Migration und Islam.“ Das niederschwellige Dialogangebot wird offenbar gut angenommen. „Es ist selten Smalltalk. Die Leute sind wirklich ernsthaft interessiert und unser Eindruck ist: Sie sind dankbar für solch einen Austausch und dass sie ihre Erfahrungen schildern können.“
 
Altes Problem mit neuem Aufwind
Immer wieder sorgen Fälle von Rassismus und Rechtsextremismus in Sachsen für Aufsehen. So zählte die Opferberatung RAA Sachsen (Regionale Arbeitsstellen für Ausländerfragen) im vergangenen Jahr 317 rechtsradikale Gewaltdelikte, 88 mehr als im Vorjahr. Auch generell scheint die Zustimmung zu fremdenfeindlichen Positionen wieder zu wachsen. Bei der Europawahl im Mai erhielt die AfD in Sachsen 25,3 Prozent der Stimmen und damit mehr als die CDU, für die 23 Prozent votierten. Mit Bangen blicken manche auf die Landtagswahl am 1. September.
Politik und Zivilgesellschaft im Freistaat treibt nun die Frage um, wie man mit den Bürgern wieder ins Gespräch kommt, wie sich Polarisierungen überwinden und der gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken lassen. Patentrezepte gibt es dafür nicht. Aber die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen hat mit ihrer Initiative „Café Hoffnung“ einen Weg gefunden, niedrigschwellig mit Menschen über religiöse und kulturelle Vielfalt, Toleranz und auch Ängste ins Gespräch zu kommen. Am 4. Juli erhielt das Projekt in Essen von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) einen mit 1500 Euro dotierten Sonderpreis im Rahmen des Wettbewerbs „Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus 2019“.
Herzstück des Konzepts „Café Hoffnung“ ist das „Café-Mobil“, ein Lastenrad mit aufmontierter großer Barista-Espressomaschine, darüber ein schwarzer Sonnenschirm mit der Aufschrift „Café Hoffnung“. Unterwegs ist es seit März auf Wochenmärkten, Stadt- und Gemeindefesten. Dort bieten die drei Café-Mitarbeiter Passanten gratis Kaffee an. „Wie? Der ist umsonst?! Toll! Warum machen Sie das?“ Das sind meist die verblüfften Fragen, die das Gespräch eröffnen.
Flankiert wird das „Café-Mobil“ von Workshops und Abendveranstaltungen. Zwei Ziele stehen dabei im Fokus: Menschen miteinander über Vorurteile und Ängste ins Gespräch zu bringen und Wissen zu vermitteln. „Dass hier in Sachsen bestimmte Parteien so erfolgreich Stimmung gegen andere Kulturen und Religionen machen, hat auch viel damit zu tun, dass es schlicht bei vielen an konkretem Wissen darüber fehlt“, so Arnold. „Es ist hier nicht wie in Köln oder im Ruhrgebiet, wo die Menschen tagtäglich Muslimen oder anderen kulturellen Kontexten begegnen. Solche Erfahrungen sind in weiten Teilen Sachsens abwesend.“
 
Bewusst Kontakt zu Lokalpolitikern suchen
Das „Café Hoffnung“ sucht auch gezielt den Kontakt zur Lokalpolitik: „Nach den Kommunalwahlen im Mai, bei denen die AfD viele Sitze holte, haben wir alle Landräte und Bürgermeister angeschrieben und eine Art Coaching angeboten“, berichtet Arnold. „Im Mittelpunkt stehen Themen wie Toleranz, Religionsfreiheit oder auch, dass Integration nicht hundertprozentige Anpassung voraussetzt.“ Zudem werden Hilfestellungen zum Bürgerdialog angeboten. So bat der Landkreis Leipzig jetzt das „Café Hoffnung“ um Unterstützung, um mit den Bürgern über sein neu entwickeltes Integrationskonzept ins Gespräch zu kommen.
Für Arnold ist klar: „Die Initiative ist ein Beitrag, mit dem wir uns als Christen aktiv für ein respektvolles Miteinander im Land engagieren. Jede Form von Hass und Rechtsextremismus braucht ein deutliches Zeichen dagegen.“ Und das nicht nur hinter Kirchenmauern, sondern in aller Öffentlichkeit.
 
Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken
Die Preisverleihung des Wettbewerbs „Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus 2019“ der DBK fand auf der Zeche Carl in Essen statt. Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, betonte in seiner Festrede: „Alle Preisträger des Katholischen Preises gegen Fremdenfeindlichkeit haben eines gemeinsam: Sie stärken mit ihrem beeindruckenden Einsatz den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, indem sie sich gegen Menschenverachtung und den Hass zur Wehr setzen. Mit ihrem Engagement leisten die Preisträgerinnen und Preisträger und ihre ausgezeichneten Projekte einen wichtigen Beitrag für unsere Demokratie.“
Bischof Heinrich Timmerevers erklärt anlässlich der Preisverleihung: „Mit dem Projekt ‚Café Hoffnung‘ geht die katholische Kirche im Bistum Dresden-Meißen auf Menschen zu, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Wir leben in einer säkularen Umgebung, weit weg von volkskirchlichen Strukturen. Da ist es notwendig, auf Menschen zuzugehen und unsere christlichen Werte auf innovative Art und Weise auf die Straße zu bringen. Ich freue mich sehr, dass dieses Engagement der Akademie gegen Hass, Ausgrenzung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit durch diesen Preis eine so hohe Wertschätzung erfährt.“
Das „Café-Mobil“ war bisher in Ostritz, Bautzen, Pirna und Dresden im Einsatz. Bis Ende 2020 sind bei dem vom Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ unterstützten Projekt noch zahlreiche Veranstaltungen geplant. „Vor allem in kleineren Städten und Gemeinden wollen wir Angebote platzieren“, führt Arnold aus. So sind Einsätze in Rietschen, Reichenbach und Auerbach vorgesehen. (kna/pib)
 
Hintergrund: Zeugnis gegen Verachtung
Auf Anregung der Migrationskommission lobte die Deutsche Bischofskonferenz Anfang 2015 zum ersten Mal den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aus. Mit dem Preis werden Personen und Gruppen ausgezeichnet, die sich in Deutschland aus dem katholischen Glauben heraus im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus beziehungsweise für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft engagieren. Der Preis soll dazu beitragen, das kirchliche Zeugnis gegen jede Form der Menschenverachtung zu stärken. (pib)

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