Neues Buch von Peter Stosiek
Auf „Tollwut“ folgt „Nachklänge“
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„Tollwut“ von Peter Stosiek ist noch nicht verhallt, da ist jetzt ein weiteres Buch erschienen: „Nachklänge“ mit „Geschichte und Geschichten“.
Peter Stosiek mit seinem neuen Buch: „Nachklänge“. | Foto: Raphael Schmidt |
„Das Buch ,Tollwut‘ war ein Versuch, eine Botschaft zu überbringen, über das Leben in unserer damaligen Zeit in der DDR, weil ich den Eindruck habe, dass man uns nicht versteht, dass man im Westen anders tickt. Ich denke, dass Zeugnisse, Begebenheiten, aber kein Lehrbuchartikel, hilfreich sein können. So habe ich einfach aus meinem Leben berichtet. Natürlich auch etwas Spektakuläres, von dem ich meine, dass es Leser interessieren könnte“, sagt Peter Stosiek, promovierter und habilitierter Mediziner und Theologe.
Christ, Katholik, Nicht-Angepasster
Es hat auf dieses Buch „ein solch starkes Echo gegeben, dass der Verlag mich gebeten hat: Mach doch noch eins. Das hatte ich gar nicht vor. Und so habe ich in meinem Memory-Kasten gekramt. Mir war es wichtig aufzuzeigen: So haben wir gelebt, als Christen, als Katholiken, als Nicht-Angepasste – anders als ihr denkt. Wir waren nicht die, die mit den Zähnen geklappert haben und ständig Angst vor der Stasi hatten“, sagt er.
So entstand „Nachklänge“, das druckfrisch im Radius-Verlag erschienen ist. Stosiek beansprucht, wie beim ersten Buch, bei seiner Geschichte in Geschichten, keine „Unfehlbarkeit. Das, was ich erlebt habe, habe ich erlebt. Aber: Es muss nicht für alle so stimmen; nicht alle müssen solche Erfahrungen gemacht haben. Obwohl: Einen gewissen Aussagewert über meine Person hinaus hat es schon, denn ich bin nicht der Einzige, der wegen seiner Überzeugungen keinen geraden Weg bei Studium und im Beruf gehen konnte, der von der Stasi überwacht wurde und dessen Briefe Vor-Leser von der ,Firma‘ hatten – oder der im Gefängnis saß“, sagt der Mann, der „einen Publikumsberuf“ als Arzt und Professor hatte. „Mein ganzes Leben lang bin ich mit Leuten zusammengekommen, habe von ihnen gehört, was und wie sie denken.“
„Die Geschichten in ,Nachklänge‘ sind zum Teil zum Schmunzeln, einiges ist zum Lachen, aber einiges ist eben auch bitterböse, anderes ganz traurig. Zerbrochene Leben sind eingeschlossen“, sagt der Autor. Dass er mit seiner Art, Geschichte in Geschichten zu weben, ankommt, auch über Deutschland hinaus, zeigt, dass der Stiftungsrat der „Stiftung Kreatives Alter“ aus Zürich in der Schweiz ihn beim 14. Internationalen Literaturwettbewerb mit einem Preis bedenkt, der ihm Ende Oktober in der Kirche St. Peter in Zürich überreicht wird.
Aller guten Dinge sind drei? – kommt noch ein drittes Buch? „Ich lasse es mal offen. Eine Möglichkeit wäre, das dritte Buch mit Episoden und Ereignissen zu füllen, die mit der politischen Wende beginnen, mit Fehlern, die damals gemacht wurden. Beispielsweise: Was ist falsch gemacht worden und jetzt der Fluch der bösen Tat, was besonders hier im Osten zu spüren ist. Dass die Jugend in den Westen geht, der Arbeit hinterher, ist nicht gottgewollt, das hat Ursachen“, sagt der 80-Jährige. Und: „Nicht zuletzt: Geschichten zu erzählen von neuem Unrecht, das auch in einem sogenannten Rechtsstaat geschieht. Denn wer meint, dass mit der Wende ein himmlisches Zeitalter angebrochen ist, der irrt. Die goldenen Kälber sind mehr geworden – und sie glänzen stärker.“
Stosiek erklärt, warum er solche Bücher schreibt: „Nach der Wende glaubten wir, einen schnellen Schluss-Strich ziehen zu können unter die Vergangenheit der Teilung unseres Landes und unseres Lebens. Das stellte sich als Irrtum heraus, wie uns die Soziologen und Meinungsforscher belehrten. Der Graben ist noch immer da. Aus der Mauer im Land ist eine Mauer in den Herzen geworden. Wir sind uns im Tiefsten fremd geblieben in Deutschland. Fremdheiten gab es schon immer. Zwischen den Generationen oder den Volksgruppen zum Beispiel. Und da half Erzählen. Mit dem Erzählen schwindet die Unkenntnis und mit der Unkenntnis die Fremdheit. Das ist meine Hoffnung.“
Nachklänge, Radius Verlag Stuttgart, 96 Seiten, Broschur, ISBN 978-3-87173-346-8, 12 Euro
Es hat auf dieses Buch „ein solch starkes Echo gegeben, dass der Verlag mich gebeten hat: Mach doch noch eins. Das hatte ich gar nicht vor. Und so habe ich in meinem Memory-Kasten gekramt. Mir war es wichtig aufzuzeigen: So haben wir gelebt, als Christen, als Katholiken, als Nicht-Angepasste – anders als ihr denkt. Wir waren nicht die, die mit den Zähnen geklappert haben und ständig Angst vor der Stasi hatten“, sagt er.
So entstand „Nachklänge“, das druckfrisch im Radius-Verlag erschienen ist. Stosiek beansprucht, wie beim ersten Buch, bei seiner Geschichte in Geschichten, keine „Unfehlbarkeit. Das, was ich erlebt habe, habe ich erlebt. Aber: Es muss nicht für alle so stimmen; nicht alle müssen solche Erfahrungen gemacht haben. Obwohl: Einen gewissen Aussagewert über meine Person hinaus hat es schon, denn ich bin nicht der Einzige, der wegen seiner Überzeugungen keinen geraden Weg bei Studium und im Beruf gehen konnte, der von der Stasi überwacht wurde und dessen Briefe Vor-Leser von der ,Firma‘ hatten – oder der im Gefängnis saß“, sagt der Mann, der „einen Publikumsberuf“ als Arzt und Professor hatte. „Mein ganzes Leben lang bin ich mit Leuten zusammengekommen, habe von ihnen gehört, was und wie sie denken.“
„Die Geschichten in ,Nachklänge‘ sind zum Teil zum Schmunzeln, einiges ist zum Lachen, aber einiges ist eben auch bitterböse, anderes ganz traurig. Zerbrochene Leben sind eingeschlossen“, sagt der Autor. Dass er mit seiner Art, Geschichte in Geschichten zu weben, ankommt, auch über Deutschland hinaus, zeigt, dass der Stiftungsrat der „Stiftung Kreatives Alter“ aus Zürich in der Schweiz ihn beim 14. Internationalen Literaturwettbewerb mit einem Preis bedenkt, der ihm Ende Oktober in der Kirche St. Peter in Zürich überreicht wird.
Aller guten Dinge sind drei? – kommt noch ein drittes Buch? „Ich lasse es mal offen. Eine Möglichkeit wäre, das dritte Buch mit Episoden und Ereignissen zu füllen, die mit der politischen Wende beginnen, mit Fehlern, die damals gemacht wurden. Beispielsweise: Was ist falsch gemacht worden und jetzt der Fluch der bösen Tat, was besonders hier im Osten zu spüren ist. Dass die Jugend in den Westen geht, der Arbeit hinterher, ist nicht gottgewollt, das hat Ursachen“, sagt der 80-Jährige. Und: „Nicht zuletzt: Geschichten zu erzählen von neuem Unrecht, das auch in einem sogenannten Rechtsstaat geschieht. Denn wer meint, dass mit der Wende ein himmlisches Zeitalter angebrochen ist, der irrt. Die goldenen Kälber sind mehr geworden – und sie glänzen stärker.“
Stosiek erklärt, warum er solche Bücher schreibt: „Nach der Wende glaubten wir, einen schnellen Schluss-Strich ziehen zu können unter die Vergangenheit der Teilung unseres Landes und unseres Lebens. Das stellte sich als Irrtum heraus, wie uns die Soziologen und Meinungsforscher belehrten. Der Graben ist noch immer da. Aus der Mauer im Land ist eine Mauer in den Herzen geworden. Wir sind uns im Tiefsten fremd geblieben in Deutschland. Fremdheiten gab es schon immer. Zwischen den Generationen oder den Volksgruppen zum Beispiel. Und da half Erzählen. Mit dem Erzählen schwindet die Unkenntnis und mit der Unkenntnis die Fremdheit. Das ist meine Hoffnung.“
Nachklänge, Radius Verlag Stuttgart, 96 Seiten, Broschur, ISBN 978-3-87173-346-8, 12 Euro
Von Raphael Schmidt