Biblische Escape Rooms

Ausbruch aus der Bibel

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Eingeschlossen sein, Rätsel lösen und entkommen, das finden viele cool. Sie erleben das in Escape Rooms. Die gibt’s jetzt auch mit religiösen Geschichten. Das spricht sogar Jugendliche an, die sonst wenig mit Kirche zu tun haben. 

Foto: Christoph Brüwer
Mit Schwarzlicht nach Hinweisen auf der Tischdecke suchen – so wollen Jugendliche dem biblischen Escape Room entkommen. Foto: Christoph Brüwer


„Warte mal, was haben wir?“, fragt eine Teilnehmerin in die Runde. Die Jugendlichen sammeln sich am Tisch in der Mitte des Raumes und tragen zusammen, was sie an den Wänden, auf Karten oder unter Schwarzlicht auf der Tischdecke entdeckt haben. Mit der herausgefundenen Zahlenkombination können sie das nächste Schloss öffnen. Bis sie aber in den Vorratsraum kommen, um Wein für die Hochzeit von Kana zu besorgen, dauert es noch.
Wie Jugendliche die Hochzeitsgesellschaft retten können? Indem sie Hinweise sammeln und kombinieren und so Rätsel lösen und Schlösser knacken, um den Schlüssel für die Vorratskammer im Nebenraum zu finden, in der der Wein gelagert wird. Die biblische Erzählung der Hochzeit von Kana ist Grundlage für das Thema eines biblischen Escape Rooms im Franziskushaus in Quakenbrück. 


Bei einem Escape Room werden die Teilnehmer in einen Raum eingeschlossen und versuchen als Gruppe innerhalb einer Stunde Rätsel zu lösen, um eine Tür zu öffnen und – wie der Name sagt – aus dem Raum auszubrechen. 
„Escape Rooms sind gerade ein totaler Trend“, sagt Manuel Kollenberg, Jugendreferent in der Pfarreiengemeinschaft Artland im Bistum Osnabrück. Er ist selbst ein Fan der Aktionsspiele. 
Leider gebe es diese aber nur in größeren Städten, sagt er: „Ich hab’ mir gedacht: Das muss doch selbst irgendwie entwickelbar sein.“Bei einer Suche im Internet stieß er auf das Buch „Der geheimnisvolle Raum“. Darin stehen Anleitungen und Materiallisten, um Escape Rooms zu sieben verschiedenen biblischen Geschichten nachzubauen. Dafür müssen größtenteils nur noch Schlösser und Dekomaterialien angeschafft werden. 

Besonders schön findet Kollenberg es, dass Jugendliche, die der Kirche nicht so nahestehen, durch den Escape Room auch in Kontakt mit der Bibel kommen. Ein christlicher Hintergrund oder weitreichende Bibelkenntnisse seien auch gar nicht erforderlich, um die Rätsel zu lösen, erläutert der Jugendreferent: „Meistens hat man aber doch jemanden dabei, der wenigstens schon mal ein bisschen von der Geschichte gehört hat.“
Wenn man junge Menschen dazu bekomme, sich in Form des Escape Rooms mit einer biblischen Geschichte und mit der Bibel selbst auseinanderzusetzen, dann sei schon viel erreicht, sagt Kollenberg: „Ich glaube nicht, dass es das Ziel sein muss, dass wir die Jugendlichen damit wieder sonntagmorgens in die Kirche bekommen.“ 

Als Gruppe gestärkt aus dem Raum


Den Abschluss eines jeden biblischen Escape Rooms, wie er in dem Buch beschrieben wird, bildet ein kurzer Impuls. Manuel Kollenberg liest dann die originale Bibelstelle vor und fragt, was der Text für den Einzelnen bedeutet. „Ich finde es spannend, die Geschichte so noch einmal bewusster wahrzunehmen“, sagt Kollenberg. Obwohl sich der Escape Room in erster Linie an Jugendliche richtet, gebe es mittlerweile aber auch Familienkreise, die sich angemeldet hätten, berichtet er. Auch sie profitierten vom gemeinsamen Spiel: „Die Leute nehmen Kooperations- und Teamfähigkeit mit und gehen gestärkt als Gruppe wieder aus dem Raum raus.“ Das funktioniere auch schon in der kurzen Dauer des Spiels. 
Zum kommenden Jahr will Kollenberg den Kellerraum im Franziskushaus umdekorieren und die nächste biblische Geschichte aufbauen. So ließen sich alle sieben Escape Rooms nach und nach am selben Ort spielen, ohne dass die Besucher weit reisen müssten, sagt er.


Die 16-jährige Janina hat den Escape Room mit dem sozialen Seminar der Oberschule Artland gespielt. Die Erzählung der Hochzeit von Kana kannte sie schon, ihre Oma hat ihr früher oft aus der Bibel vorgelesen. Dass die Bibel darin eine Rolle spielt, findet sie gut. „Wenn man im Escape Room ist und die Geschichte lebt, dann kann man sich das viel besser merken“, sagt Janina. Man sei mitten in der Geschichte, und es sei nicht bloß eine Erzählung. 
Sie will zu Hause ihrem Bruder von dem Raum in Quakenbrück erzählen. Er interessiere sich nicht für den Glauben und die Kirche, berichtet Janina. Er sei aber begeistert von Escape Rooms. Vielleicht kommt auch er auf diesem Wege bald mit der biblischen Geschichte in Kontakt.

Christoph Brüwer