Pater Lukas Mbefo ist mitarbeitender Priester in Bad Sooden-Allendorf
Besuch soll ein Segen sein
Pater Lukas Mbefo ist für ein Jahr mitarbeitender Priester im nordhessischen Bad Sooden-Allendorf. Der Professor für Philosophie und Theologie ist ein Kenner des kulturellen Erbes Afrikas. Das hat auch mit Migration zu tun.
Der Aufenthalt in Bad Sooden-Allendorf ist für das Ordensmitglied der Spiritaner eine Art Sabbatzeit – die zweite im Bistum Fulda. Erstmals kam Lukas Mbefo 1986 nach Bad Salzschlirf. „Die Zeit hier im Bistum ist für eine Übergangsphase. Ich werde danach wieder in meine Heimat gehen“, erklärt der gebürtige Nigerianer aus dem Westen Afrikas. Von Hans-Joachim Stoehr
Erforschen der afrikanischen Tradition
Ein Zufall führte Pater Lukas vor über 35 Jahren nach Bad Salzschlirf. Er war damals in einem Kloster in der Nähe von Köln. Dort erfuhr er, dass in der Niederlassung der Franziska-Schervier-Schwestern in Bad Salzschlirf ein Hausgeistlicher gesucht wurde. So kam es, dass er für ein Jahr im Kurort westlich von Fulda weilte. Seine Hauptaufgabe war die Feier der Gottesdienste in dem Schwesternhaus. Die freie Zeit nutzte er zum Schreiben an seinem ersten Buch „The Re-Shaping of African Tradition“ (Die Neugestaltung der afrikanischen Tradition). In den vergangenen Jahren kam Pater Lukas immer wieder zu Vertretungen nach Deutschland.
Für den Ordensmann liegen die Wurzeln für die aktuellen Migrationsbewegungen in Afrika auch in der Kolonialzeit. „In den Kolonialschulen wurde uns Afrikanern das englische Sprichwort beigebracht: das Rad nicht neu erfinden; das bedeutet, auf Unternehmergeist und Kreativität zu verzichten. Das führte dazu, dass wir Afrikaner unsere Produkte als minderwertig ansahen.“ Hinzu kam, so Pater Lukas, dass sie von England – Nigeria war britische Kolonie – mehr kannten als von Afrika. „Im Bild gesprochen: Wir sind wie ein Zentaurus: halb Afrikaner – halb Europäer.“
Gefühl der Minderwertigkeit gegenüber Europa
Der Ordensmann fügt hinzu, dass dieses Gefühl der Minderwertigkeit gegenüber Europa bis heute viele Afrikaner prägt. Er nennt ein Beispiel: In Nigeria gibt es eine Stadt namens Aba, die bekannt ist für die Herstellung von guten Schuhen. Aber um die Schuhe besser verkaufen zu können, werde „Made in Italy“ oder „Made in Germany“ draufgeschrieben.
Dass Fremde nicht willkommen sind, dies ist der Mentalität von Afrikanern fremd. Die aus der Fremde kommenden Europäer waren gern gesehen. Pater Lukas verweist auf ein Sprichwort aus Ghana: „Wir haben volle Mägen, wenn wir Besucher empfangen.“ Darunter sei zu verstehen, dass jemand gesegnet und bereichert ist, wenn er Besuch bekommt. Diese Gastfreundschaft sei dann von den Europäern „belohnt“ worden mit dem Griff nach den Gebieten mit den ertragreichen natürlichen Ressourcen des afrikanischen Kontinents und noch schlimmer mit der Sklaverei. Seit Missionare aus europäischen Ländern auf den afrikanischen Kontinent zur Glaubensverkündigung kamen, verbindet das Evangelium Christen in Afrika und Europa, so Lukas Mbefo. Das heißt seiner Meinung nach: „Afrikaner hoffen, dass sie in Europa als Mitglieder des einen Volkes Gottes empfangen werden. Denn die Missionare haben ihnen gepredigt, dass das Heil ohne Unterschied allen Völkern der Erde geschenkt ist.“ Und sie wollen – im Sinn des ghanaischen Sprichworts – „ein Segen und eine Bereicherung für ihre Gastgemeinden sein“, sagt Pater Lukas Mbefo.