Ukrainisch unierte Gmeinde St. Wolodymyr lädt zum Firedensgebet ein

Beten für den Frieden – Solidarität mit den Menschen

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Seit dem vergangenen Wochenende wird in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern  gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert. Und viele Kirchengemeinden im Bistum laden ein zum Friedensgebet, so auch die ukrainisch unierte Gemeinde St. Wolodymyr in Hannover-Misburg. 


Maryia Maksymtsiv entzündet eine Kerze für die Menschen
in der Ukraine und denkt dabei besonders an ihren Bruder.
Am vergangenen Freitag rechnete er jeden Augenblick mit
seiner Einberufung.

Es ist Freitagabend, 25. Februar, der zweite Tag des Überfalls Russ­lands auf die Ukraine. In der kleinen Kirche St. Wolodymyr in Hannover-Misburg haben sich ukrainische griechisch-katholische Christen zu einer Andacht für Frieden und Freiheit der Ukraine versammelt. Orthodox ist der Ritus und die Einrichtung der Kirche, aber sie sind uniert, erkennen die katholischen Dogmen und den Papst als Oberhaupt an. Mit der römisch-katholischen Kirche besteht Sakramentengemeinschaft. Bischof Heiner Wilmer, Generalvikariatsrat Christian Hennecke, Pfarrer Roman Maksymtsiv und Pastor Ivan Mykhailiuk gestalten den liturgischen Teil.

Während draußen der Regen prasselt, ertönen im Inneren sehnsuchtsvolle Litaneien mit dem Anruf Christi und der Gottesmutter. Bischof Wilmer verurteilt in seiner Predigt den Angriff Russlands auf die freie Ukraine als ein Verbrechen. Er ruft auf, immer wieder für den Frieden zu beten und sagt, dass er alles dafür tun werde, um die ukrainischen Flüchtlinge zu unterstützen.
Die kleine Kirche in Hannover-Misburg ist ein Brennpunkt der Ansichten und Informationen geworden. Pfarrer Maksymtsiv sagt, dass vor der Invasion die allermeisten Gemeindemitglieder noch der Meinung gewesen seien, dass der russische Aufmarsch nur Teil eines riesengroßen Bluffs sei. Dann, am Donnerstag, dem Tag der Invasion, habe sie Verzweiflung gepackt. Nun, einen Tag später, auch gestützt durch das Gebet, gebe es wieder etwas Zuversicht.

Kerzen als stilles Gebet für den Frieden

Viele zünden Kerzen an, beten still für sich, Tränen fließen. „Das Schrecklichste ist die Ungewissheit“, sagt eine junge Frau. Sie ist sichtlich angespannt. „Es ist schwer, die Verwandten per Telefon in der Ukraine zu erreichen.“
 


Packen einer Hilfslieferung in
St. Wolodymyr. Gebraucht werden
Hygieneartikel und Verbandsmaterial.

Auch Maryia Maksymtsiv (39), die Frau des Pfarrers, macht sich Sorgen. „Ich telefoniere mehrmals in der Stunde mit meinem Bruder über WhatsApp. Er rechnet damit, dass er jederzeit seinen Einberufungsbescheid bekommt. Das ist dann das zweite Mal, dass er in den Krieg ziehen muss.“ Auch sie entzündet eine Kerze vor der Ikonostase, dem Allerheilgsten, aber nicht nur für ihren Bruder, sondern für alle Menschen in der Ukraine.

Diese Spannung zwischen Bangen, Hoffen und Niedergeschlagenheit zeigt sich auch in den Gesprächen mit den Anwesenden. Was sollen die Angehörigen in der Heimat tun? Fliehen? Ausharren? Kämpfen? Personen- und Ortsnamen schwirren hin und her. Offenbar konnte das russische Militär nicht einfach durchmarschieren. Die ukrainische Armee und viele Freiwillige leisten Widerstand. Um etliche Orte wird anscheinend hart gekämpft.

Dolmetscher Ingo Rauzow, der aus dem ostukrainischen Charkiw stammt, hat von seinem Freund erfahren, dass er bei der Verteidigung Charkiws verwundet worden ist. Die Stellungen der Ukrainer seien mit Artillerie, Mörsern und Raketenwerfern beschossen und schließlich auch von Flugzeugen bombardiert worden. Dabei sei er im Keller eines Hauses verschüttet, aber später von Kameraden ausgegraben worden. Über die Schwere der Verwundung weiß Rauzow nichts.

Die mit einem deutschen Katholiken verheiratete Logopädin Olha Köpp (49) sagt: „Ich habe heute bestimmt schon zehnmal mit der Heimat telefoniert.“ Ihr Bruder Mychailo B. ist Pfarrer in der westukrainischen Kleinstadt Bereschany. Er feiert Messen für den Frieden, zur Verabschiedung der Einberufenen  – „das war heute schon die zweite Gruppe“ – und hat auch schon eine Totenmesse für einen Gefallenen gehalten. Olha  Köpp berichtet von dem jungen Mann: „Er hat in Kiew an einer Straßenenge vor einer anrollenden russischen Panzerkolonne noch schnell eine Minensperre über die Straße gezogen. So wurden die Panzer erfolgreich aufgehalten. Er konnte aber nicht mehr schnell genug verschwinden und wurde getötet. Er ist heute der Held von Bereschany.“

Hilferuf nach medizinischem Material

Olha Köpps Nichte Anastasia (27) ist Ärztin. Sie stammt aus Halytsch in der Nähe von Iwano-Fran­kiwsk und arbeitet in Hannover für ihre Approbation. Sie will Anästhesie-Fachärztin werden. Ihre Schwiegereltern sind von der weißrussischen Grenze zu Anastasias Eltern geflohen und wollen dort erst einmal bleiben. Anastasias Eltern, die selber auch Ärzte sind, bereiten zurzeit das Krankenhaus von Halytsch als Lazarett vor.

Aus der Ukraine gehen in St. Wolodymyr Hilferufe nach medizinischem Material ein. Dolmetscher Ingo Rauzow und Mariya Maksymtsiv leiten die Bitten weiter. Täglich kommmen immer mehr Spenden an, die im Vorraum der Kirche gesammelt und dann auf den Weg gebracht werden. Damit alles in die richtigen Hände gerät, wird es an die Ukrainische Katholische Universität (UKU) in Lemberg geschickt und von dort weiter verteilt.

Tillo Nestmann und Edmund Deppe

 

So können wir helfen
Spendenkonto der Ukrainischen Pfarrei Hannover:
Commerzbank: IBAN: DE36 2504 0066 01234632 00 – Stichwort: „Spende Medikamente oder Hilfe für Opfer“
Fragen zu Sachspenden an Ingo Rauzow über Telefon: 01 79 / 02 59 65 37

Spendenkonto des Kolpingdiözesanverbandes, der eine langjährige Partnerschaft zum Kolpingverband in der Ukraine pflegt:
Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine: IBAN DE86 2595 0130 0000 1031 27 – Stichwort „Ukraine-Soforthilfe“