Anfrage zum Gebet vor der Kommunion

Bin ich nicht würdig?

In jeder Messe beten wir: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst …“ Wenn Gott uns liebt, weshalb bin ich oder irgendjemand, der die Kommunion empfangen möchte, unwürdig? Hans Daschowski, Viersen

Der Satz, den Sie zitieren, stammt aus einer Wundergeschichte, die Matthäus erzählt (8,5–13): Ein römischer Hauptmann kommt zu Jesus mit der Bitte, seinen Diener, der gelähmt ist und große Schmerzen hat, zu heilen. Jesus verspricht zu kommen. Aber der Römer weiß, dass gläubige Juden ungern Häuser von Heiden betreten. Deshalb sagt er: „Ich bin es nicht wert, dass du unter mein Dach einkehrst; aber sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund.“ Jesus findet diesen Glauben außergewöhnlich. „Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund.“

Vor etwa 1000 Jahren wanderte der Text, der „Diener“ durch „Seele“ ersetzt, als Vorbereitungssatz auf die Kommunion in die Messliturgie ein, und durch viele Reformen hindurch ist er dort geblieben. Denn er besagt zweierlei:Erstens erkennt er an, dass wir tatsächlich Sünder sind. Dass wir immer hinter dem zurückbleiben, was möglich wäre – im Glauben und im Verhältnis zu unseren Mitmenschen. Dass wir Gottes Liebe nicht immer gerecht werden. Dass eine gewisse Demut besser ist als falsche Selbstgerechtigkeit.

Zweitens drückt er den Glauben aus, dass die Begegnung mit Jesus genügt, um unsere unperfekte Seele zu heilen. Wir müssen uns nicht geißeln oder martern, die Kommunion reicht. So wie Jesus nicht von dem Hauptmann verlangt hat, zuerst Jude zu werden oder sein Jünger. Ein Wort Jesu genügt und der Diener wird gesund. Oder unsere Seele.

Wenn man den Kommunionvers so liest, dann hat er einiges für sich. Auch, dass ihn alle sprechen – vom Papst bis zum Kommunionkind. Ganz heil ist keiner von uns – wenn Gott uns nicht gesund macht. 

Susanne Haverkamp