Nach dem Münchner Missbrauchsgutachten

Bischöfe kritisieren Benedikt XVI.

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Nach dem Münchner Missbrauchsgutachten riefen die deutschen Bischöfe dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und fordern eine Reaktion von Benedikt XVI.

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Nach dem Münchner Missbrauchsgutachten fordern mehrere deutsche Bischöfe, dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. dazu Stellung nimmt. Foto: kna/Dpa-Pool/Sven Hoppe


Nach der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens wird die Kritik deutscher Bischöfe am früheren Papst Benedikt XVI. lauter. Der Unternehmensberater und Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Ulrich Hemel, attestierte der Führungsspitze der katholischen Kirche ein kollektives Führungsversagen.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser rief zur Übernahme von Verantwortung auf. "Es kann nicht dabei bleiben, dass Verantwortliche sich flüchten in Hinweise auf ihr Nichtwissen oder auf damalige andere Verhältnisse oder andere Vorgehensweise", sagte er am Sonntag im Aachener Dom.

Weiter beklagte Dieser eine "Unfähigkeit, die eigene Verantwortung bei sich selbst zu spüren und Schuld einzugestehen und Vergebung zu erbitten oder wenigstens Bedauern und Schmerz über den eigenen Anteil an der Tragödie auszudrücken." Dass auch der frühere Papst Benedikt XVI. dies nicht getan habe, "darf nicht sein letztes Wort dazu sein", mahnte der Bischof. Auch Bischöfe und ein ehemaliger Papst könnten schuldig werden, sagte Dieser. "Und in bestimmten Situationen müssen sie das auch öffentlich bekennen, nicht nur im Gebet vor Gott oder im Sakrament in der Beichte."

Das am Donnerstag vorgestellte Gutachten bescheinigt mehreren Münchner Erzbischöfen und weiteren Angehörigen der Bistumsleitung Führungsversagen im Umgang mit Missbrauchstätern sowie fehlende Sorge für die Geschädigten. Die Studie erhebt in diesem Zusammenhang auch Vorwürfe gegen den früheren Papst Benedikt XVI./Joseph Ratzinger, der von 1977 bis 1982 dem Erzbistum München-Freising vorstand.

Der Würzburger Bischof Franz Jung zeigte sich offen für eine staatlich eingesetzte Wahrheitskommission zur Aufarbeitung von Missbrauch. Auf diese Weise werde die Verantwortung in die Hände des Staates und der geltenden Gesetzgebung gelegt, sagte er der "Main-Post". So könnte gezeigt werden, dass Kirche keine Sonderwelt sei.

Jung sagte zudem, im Fokus stünden nun die noch lebenden Verantwortungsträger: "An ihnen ist es, sich zu den dargestellten Vorgängen zu verhalten und sich ihrer damit einhergehenden persönlichen Verantwortung zu stellen."

 

"Vertuscht, verdeckt wurde lange genug"

Bereits am Freitag hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, angesichts der Ergebnisse des Missbrauchsgutachtens Scham bekundet. Der Limburger Bischof sprach von einem "desaströsen Verhalten" und erwähnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch Benedikt XVI. Weiter betonte Bätzing:  "Vertuscht, verdeckt wurde lange genug." Jetzt sei die Zeit der Wahrheit.

Zuvor hatte auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode gefordert, dass sich der emeritierte Papst nochmals äußern müsse. In der Zeit, als Ratzinger Erzbischof von München gewesen sei, habe in der Kirche die Täter- und Institutionsperspektive im Vordergrund gestanden, so Bode weiter. "Das weiß ich selber aus meiner langen Bischofszeit, und das wird hier noch mal in einer drastischen Weise deutlich."

Hemel sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das Führungsversagen reiche von Rom über die Deutsche Bischofskonferenz bis in die einzelnen Diözesen. Der BKU-Vorsitzende sprach von einem "problematischen Rollenverständnis" und einer "in Führungsfragen unzureichenden Ausbildung für eine so zentrale Position". Als "eklatantes Beispiel" bezeichnete er die Aussage des Münchner Kardinals Reinhard Marx, er sei als Bischof zu allererst für die Verkündigung zuständig. Die administrativen Aufgaben müssten der Generalvikar und das Ordinariat erledigen. "Die Verantwortung für den Umgang mit Missbrauchstaten kann ein Bischof nicht einfach auf andere delegieren. Das ist Chefsache", sagte Hemel.

kna