Missbrauchsfall
Bischof wirft Vorvorgänger Versagen im Fall Peter R. vor
Der Missbrauchsfall Peter R. lässt das Bistum Hildesheim auch nach Jahrzehnten nicht los: Offenbar wusste die damalige Bistumsleitung weit mehr über die Machenschaften des Priesters als bislang bekannt – schritt aber nicht ein. Bischof Dr. Heiner Wilmer sagte in einem NDR-Interview, sein Vorvorgänger Josef Homeyer und die damalige Bistumsleitung hätten „versagt“ und „fürchterliche Dinge zugedeckt“. Das sei eine Katastrophe.
Wilmer bezieht sich auf ein Gespräch mit einem Mitarbeiter des Bistums, der ihm versichert hat, die damalige Bistumsleitung über das Verhalten von Peter R. informiert zu haben. Der Mitarbeiter berichtete davon, dass Peter R. sich an jungen chilenischen und mexikanischen Frauen vergangen habe. Außerdem habe es finanzielle Unregelmäßigkeiten gegeben. Diesen „unglaublichen Vorwürfen“ sei die Bistumsleitung aber nicht nachgegangen, vielmehr habe sie dem Mitarbeiter mit einer Abmahnung gedroht, falls dieser nicht schweige.
Der Bischof sagte, das Bistum werde sofort mit den betroffenen Frauen in Chile und Mexiko Kontakt aufnehmen und Hilfe und Unterstützung anbieten. Außerdem hat das Bistum mittlerweile die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, um weitere Vorwürfe gegen Peter R. prüfen zu lassen. Darüber hinaus werde das Bistum externen Sachverstand für die Aufklärung der Missbrauchsfälle hinzuziehen. Es sei unmöglich, dass die Kirche bei diesem Thema nur eine Binnenkultur pflege. Bereits in der vergangenen Woche hatte Wilmer erklärt, dass das Bistum Akten für Externe öffnen will.
Ausgangspunkt für das NDR-Interview war die Reportage „Meine Täter, die Priester“, die am Montag, 15. Oktober, im Ersten ausgestrahlt wurde. Darin hatte der Opfer-Vertreter Matthias Katsch weitere Opfer von Peter R. in Chile aufgespürt. Bischof Wilmer sagte, er sei Katsch sehr dankbar für den Film und seinen persönlichen Einsatz. Es sei ein Fehler gewesen, dass das Bistum nicht eher auf Katsch zugegangen sei. Er habe aber bereits unabhängig von der aktuellen Berichterstattung einen Termin mit ihm vereinbart. Der Bischof erklärte, er sei zuversichtlich, dass das Bistum mit Hilfe von Katsch und anderen Personen, die in dem Film zu Wort kommen, an die Namen von weiteren Opfern herankomme.