Weihnachts-CD der Königs Wusterhausener Ministranten

Bloß nicht einfrieren!

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Sie treffen sich zu Waldspaziergängen, waren gemeinsam an der Ostsee und jetzt bringen sie eine Weihnachts-CD heraus: Die Königs Wusterhausener Ministranten wollen auch in Coronazeiten eine lebendige Gruppe bleiben.

Friederike (links) und Viktoria haben Geschichten und irische Segenswünsche für die Ministranten-Weihnachts-CD eingesprochen.    Fotos: Dorothee Wanzek

 

„Besonders gut geschlafen habe ich nicht“, gibt die zehnjährige Friederike zu. Sie ist aufgeregt, weil sie am 14. November erstmals in einem Tonstudio steht. Sie will drei irische Segenssprüche aufnehmen. In Eric Fishs kamin-beheizter Gartenlaube gibt sie sich an diesem Vormittag mit anderen Kindern die Klinke in die Hand. Während die Eltern im Garten auf sie warten, verschwindet eines nach dem anderen – mit Maske und Abstand - im kleinen privaten Studio des Frontmanns der bekannten Band „Subway to Sally“. Der Königs Wusterhausener Musiker hilft den Kindern, die Geschichten, Gedichte, Lieder und Musikstücke einzusprechen, zu singen und zu spielen, die sie zu ihrer Weihnachts-CD beisteuern möchten.
Die Ministranten der St. Elisabeth-Gemeinde in Königs Wusterhausen wollen ihre CD an ihre Bekannten und Verwandten verkaufen oder ihren Eltern zu Weihnachten schenken. Mit dem Verkaufserlös soll der Wunscherfüller-Wagen des Arbeiter-Samariter-Bundes und der örtliche Carisatt-Laden unterstützt werden. Die Idee zum Projekt stammt von Georg Dinter, der seit Jahren die Ministrantengruppe der Elisabeth-Pfarrei zusammenhält. Die 35 Jungen und Mädchen hat er bis zum großen Lockdown im März als muntere Truppe erlebt, ohne Nachwuchssorgen, eifrig im Altardienst und gut motiviert für die vierzehntäglichen Ministrantenstunden. Ihm macht die Ministrantenarbeit großen Spaß, doch in Anbetracht der schon seit vielen Monaten zurückgefahrenen Einsatzmöglichkeiten für Messdiener beginnt Georg Dinter, sich Sorgen zu machen: „Wenn dieser lebendige Teil des Gemeindelebens erst einmal komplett eingefroren ist und zur Belanglosigkeit verkommt, könnte es schwer werden, ihn wieder neu zum Leben zu erwecken“, fürchtet er.

Gemeinsames Interesse an guten Botschaften
Deshalb hat er sich einiges einfallen lassen, um den Kontakt der Kinder und Jugendlichen wach zu halten. Da die Sonntagsgottesdienste seit Wochen trotz sinkender Temperaturen im Freien stattfinden, können vier Ministranten zum Einsatz kommen – kontaktarm zwar, ohne Gaben- und Buchdienst, aber immerhin. Etwa einmal im Monat finden wieder Ministrantenstunden statt – auch dies so weit möglich im Freien, mit Waldspaziergängen, Kanutouren, im September hat die Gruppe sogar eine Wochenend-Fahrt ins St.-Otto-Heim nach Zinnowitz unternommen.
Wenn man im aktuellen November schon nicht als Gruppe zusammenkommen darf, könnte die gemeinsame Arbeit an einer Weihnachts-CD die Gemeinschaft stärken, dachte sich der Ministrantengruppen-Leiter. Seinen Freund Eric Fish für den Plan zu gewinnen, war nicht schwer, auch wenn der Sänger und Gitarrist selbst nicht zur katholischen Gemeinde gehört und bisher noch nicht mit Kindern gearbeitet hatte. Obwohl er sich selbst als Atheist bezeichnet, findet er: „Georg und ich sind beide von der gleichen Art.“ Dazu gehöre nicht zuletzt, dass sie beide „gerne Gutes für andere tun.“ Er hat also nicht lange überlegt und Technik, Zeit und Kompetenz für die Ministranten-Musikscheibe zur Verfügung gestellt. Ihm gefällt nicht nur die Vorstellung, den Kindern zu einem Weihnachtsgeschenk zu verhelfen, das persönlicher ist, als irgendetwas im Laden Gekauftes. Im besten Fall werde man die CD in den Familien auch in den nächsten Jahren zur Weihnachtszeit wieder herausholen. Ihm gefällt es auch, wenn Kinder heutzutage noch vorbehaltlos bei einer guten Sache mitmachen.
Aufgefallen ist ihm, dass sie „inhaltlich sehr sinnvolle Texte“ ausgesucht haben. Darauf kommt es ihm auch bei seinen eigenen, selbst getexteten Songs an. In seiner neuesten CD „Gezeiten“, die vor wenigen Wochen mit dem Ensemble „fish + friends“ im selben Gartenstudio entstand, macht er zum Beispiel die Verantwortung für die Zukunft der Erde bewusst, richtet den Blick dankbar auf den Wert des jeweiligen Augenblicks und singt von der menschlichen Neigung zur Unersättlichkeit. „Das christliche Oeuvre ist sehr reichhaltig an klugen Botschaften“, ist ihm aufgefallen, während er die Aufnahmen der Kinder bearbeitet hat.

 

Eric Fish gefällt es, Gutes für andere zu tun.


Friederike fällt indes ein Stein vom Herzen, dass sie alles gut hinter sich gebracht hat. Die Großeltern und die Uroma sollen mit einer Weihnachts-CD beschenkt werden, weiß sie schon sicher. In ihre Ministranten-Zukunft blickt sie dagegen ein wenig unsicher. Sie war noch gar nicht so lange dabei, als der Lockdown begann: „Ob ich den Gabendienst noch hinbekomme?“, zweifelt sie. Richtige Freundschaften hatte sie auch noch nicht geschlossen unter den Ministranten.
Ihrer 13-jährigen Schwester Viktoria geht es da anders: Sie vermisst ihre Freunde in der Gruppe und freut sich auf die Zeit, in der alle wieder richtig loslegen können.

Von Dorothee Wanzek